Allerorten sieht man Menschen und Hunde, die mithilfe einer Leine daran gehindert werden, einander abhanden zu kommen. Bei manchen Teams scheint dieser Strick die einzige Verbindung zu sein, bei anderen eher ein modisches Accessoire oder ein Spielzeug, dem Zwecke dienend, dass die Hände des Menschen beschäftigt sind. Werfen wir doch gemeinsam einen – nicht ganz ernst gemeinten – Blick auf eine Typologie der Leinenbenützer. Dem Sprachfluss zuliebe verzichte ich darauf, jeweils eine weibliche und eine männliche Variante auszuschreiben. Gemeint sind natürlich immer sowohl die Frauchen als auch die Herrchen.
Der allzeit dominante Rudelführer: Ein Hund hat zu parieren und der Spaziergang muss ihm keinen Spaß machen! Sollte die Gefahr bestehen, dass der Hund sich zu amüsieren beginnt, indem er beispielsweise eine interessante Stelle beschnüffeln möchte, wird er sofort mittels Leinenruck und eines scharf ausgesprochenen Signals wie „Fuß“ korrigiert. Die Leine dieses Gespanns ist ziemlich kurz und der betreffende Hund wird vorzugsweise am Halsband geführt.
Einer interessanten Abart des Leinenrucks bedient sich der Leinenzupfer, der – moderner und aufgeschlossener als der Vorgenannte – sich natürlich nicht als Rudelführer bezeichnen würde. Niemals mit Kraft, aber in kurzen Intervallen permanent an der Leine ruckend, führen auch diese Leinenhalter ihre Hunde während der Zupf- und Ruckdurchgänge mehrheitlich am Halsband, obwohl die Hunde vielfach zusätzlich mit einem Brustgeschirr ausgestattet sind.
Die Schleppleinenfraktion teilt sich in zwei einander nicht unbedingt freundschaftlich zugetane Gruppierungen auf: Die Wickler auf der einen und die Schleifer auf der anderen Seite. Die Wickler, absolut angetan von der Bedeutsamkeit der richtigen Wickeltechnik, zeichnen sich durch höchste Konzentration aus – oft leider mehr auf die Leine als auf den Hund gerichtet. Die Schleifer dagegen begnügen sich damit, die Handschlaufe am Handgelenk und den Karabiner am Hund (und selbstredend am Brustgeschirr) befestigt zu wissen. Was mit den 5, 8, 10 oder gar 20 Metern Leine dazwischen passiert, erscheint dagegen unerheblich. Sehr oft fallen Schleifer dadurch auf, dass sie unbedarfte Passanten, andere Hunde, Laternenpfähle und Mülleimer in ihren Spaziergang mit einbeziehen.
Eine besondere Spezies stellt der Flexileinenbenützer dar. Oft geschmäht und beliebtes Feindbild modernen Hundetrainings, beharrt er hartnäckig darauf, die Verwendung derselben als ebenso praktisch wie tiergerecht zu bezeichnen. Wer jemals mit kalten Händen oder dicken Handschuhen eine Flexileine zu halten versucht hat, die von etlichen Kilo Hund an die Grenze ihrer Ausrollbarkeit gebracht wurde, der stellt das Attribut „praktisch“ allerdings eher in Frage. Befestigt wird die Flexileine am Halsband, bei fortschrittlicheren Vertretern auch am Brustgeschirr.
Der Modefreak benützt die Leine nebst zugehörigem Halsband oder Brustgeschirr vor allem zur Selbstdarstellung, und um die Leinenpflicht durch besonders bunte und witzige Designs lächerlich zu machen. Sehr gerne nützt der Modefreak diese Möglichkeit, um damit das Image seines besonders gefährlich aussehenden Hundes auf niedlich zu trimmen.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 01/2016 .