Seit über einem Monat gelten nun schon die von der Regierung aufgrund der Corona-Pandemie erlassenen Verordnungen. Was für Menschen in aufrechten Beziehungen lapidar „social distancing“ heißt, bedeutet für alleinstehende Personen eine weitere einschneidende Verminderung wichtiger Sozialkontakte zu anderen Menschen. Haustiere bieten in solchen Zeiten oft den letzten wichtigen Sozialpartner. Und genau deshalb dürften heimische Tierheime aktuell eine so starke Nachfrage nach Hunden und Katzen verzeichnen.
Thomas Benda, Betriebsleiter des Wiener Tierquartiers zur APA „es gibt jetzt etwa um ein Viertel mehr bei den Anfragen für Pflegetiere“. Das Tierquartier vergibt auch Hospiztiere, also Tiere die bereits ein fortgeschrittenes Alter aufweisen oder auf Medikamente angewiesen sind, für einen gewissen Zeitraum. Gerade für Menschen, die berufsbedingt nicht dauerhaft ein Tier bei sich aufnehmen können, jetzt in der Corona-Krise aber im Homeoffice arbeiten, bietet diese Variante eine wunderbare Möglichkeit in den Genuss tierischer Gesellschaft zu kommen. „Manche Interessenten würden gerne ein Tier für einen Monat zu sich nach Hause nehmen, andere wiederum wissen noch nicht, für welchen Zeitraum“, erzählte Benda.
Soziale Isolation – Haustiere bieten willkommene Abwechslung
Auch deutsche Tierheime berichten von ähnlichen Erfahrungen. Wenn soziale Kontakte auf ein Minimum eingeschränkt oder gar gänzlich verboten sind, bleibt oft nur die Gesellschaft von Tieren. Gerade die Nachfrage nach einer vorübergehenden Übernahme von Hunden ist stark gestiegen. Immerhin müssen Hunde täglich ausgeführt werden – eine willkommene Abwechslung in Zeiten staatlich verordneter Quarantäne.
Kurzarbeit und Homeoffice – keine dauerhafte Voraussetzung
Doch ergibt sich daraus auch ein Trugschluss. Zwar haben viele jetzt durch Homeoffice oder Kurzarbeit wesentlich mehr Zeit, doch ändert sich diese Situation natürlich sofort sobald die Betriebe wieder ihr normales Arbeitspensum aufnehmen. Und so könnte sich die aktuell verstärkte Nachfrage am Ende als großes Dilemma herausstellen. Aus diesem Grund bedienen nicht alle Tierheime oder Tierschutzvereine die aktuell größere Nachfrage und lassen besondere Vorsicht walten, was die Voraussetzungen der Interessenten betrifft.
Ein Sprecher des Wiener Tierschutzvereins meinte auf die Frage, wie man mit der aktuellen Situation umgehen würde, dass man Interessenten aktuell um Geduld bitten würde und erzählte weiter „hin und wieder stößt das auf Unverständnis, aber nach einem Gespräch sehen es auch diese Leute ein.“
Tierheime appellieren an die Vernunft
Auch wenn die aktuelle Situation alle viel Durchhaltevermögen abverlangt, so kann nur an die Vernunft appelliert werden. Bitte lassen Sie sich nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Bedenken Sie, dass der Besitzerwechsel für Hunde und Katzen große emotionale Veränderungen mit sich bringen kann und sollte dieser aufgrund aktueller Kurzarbeiter oder Homeoffice nur von kurzer Dauer sein, damit sehr viel mehr Leid einhergeht. Treffen Sie die Entscheidung über die Anschaffung eines Haustieres, egal ob von einem Züchter oder aus einem der vielen Tierheime, bitte nachdem sich die (berufliche) Situation weitgehend normalisiert hat, um besser abschätzen zu können, ob sie die Verantwortung für ein Haustier wirklich langfristig übernehmen können und wollen.