Mittlerweile scheint es so, dass fast jeder von uns einen Hund kennt oder selbst einen Hund hat, der unter einer Magen-Darm-Störung leidet. Aber leiden unsere Hunde wirklich an einer Futtermittelunverträglichkeit oder Futtermittelallergie? Oder ist es manchmal nur ein Zufall, dass eine „andere“ Allergie (z.B. gegen Pollen) mit der angeblichen Futtermittel-unverträglichkeit einhergeht und nicht ordentlich ausgetestet oder überprüft wurde. Laut Prof. Dr. Jürgen Zentek (Professor für Tierernährung an der Freien Universität Berlin) sind etwa 4 % aller Hautpatienten betroffen, dies bedeutet, dass diese auf eine Komponente oder auch auf mehrere Komponenten im Futter mit einer Unverträglichkeit (Allergie) reagieren.
Zunächst zur Definition: Wenn ein Hund das Futter nicht verträgt, kann es sich um eine Futtermittelallergie, d.h. um einen immunologischen Vorgang, oder auch um eine Futtermittelunverträglichkeit, d.h. um eine Überempfindlichkeitsreaktion auf eine oder mehrere Futterkomponenten handeln. Das klinische Erscheinungsbild ermöglicht keine eindeutige Diagnose, da dies beim Hund nicht differenzierbar und immunologisch nicht gut messbar ist. Sie als Hundebesitzer können daher zunächst die beiden Krankheitsformen zusammenfassen (die Unverträglichkeit ist viel häufiger als die echte Allergie) und dann, falls sich herausstellen sollte, dass eine davon tatsächlich vorliegt, die Differenzierung dem Tierarzt überlassen. Aber dann sind Sie der endgültigen Diagnose schon einen großen Schritt nähergekommen.
Häufig erkennt man Futtermittelunverträglichkeiten/-allergien an der Haut des Hundes. Sie können unter einem starken Juckreiz, v.a. am Schwanzansatz, an den Pfoten, im Achsel- und Leistenbereich sowie im Gesichts-/Lefzenbereich leiden. Hier sehen Sie dann als Symptome oft Veränderungen der Haut wie Rötungen, Entzündungen, Schuppen, Pusteln, Ödembildungen (Wassereinlagerungen im Bindegewebe) und sogar Fellverlust, auf diese der Hund mit Schlecken oder Wundbeißen zu reagieren versucht. Wiederkehrende Ohrenentzündungen, verbunden mit einem unangenehmen Geruch, können ebenfalls ein Indiz für eine solche Futtermittelunverträglichkeit darstellen. Leidet der Hund nach der Nahrungsaufnahme an Blähungen, Durchfall, Aufgasungen, Bauchkrämpfen oder Erbrechen, kann dies ebenfalls auf eine Unverträglichkeit (Allergie) hinweisen bzw. kann sich eine solche auch als eine Kombination der aufgezählten Symptome darstellen. Was nun?
Abklärung/Diagnose einer Futtermittelunverträglichkeit
Wenn Sie den Verdacht auf eine Futtermittelunverträglichkeit Ihres Hundes haben, Ihr Hund einige der o.a. Symptome zeigt, ist es ratsam, den Tierarzt aufzusuchen. Dieser wird durch eine Probe der veränderten Hautstellen, eine dermatologische sowie eine zytologische Untersuchung (mikroskopische Untersuchung von Zellen) zuallererst abklären, ob nicht eine bakterielle Entzündung oder ein Pilz- bzw. Parasitenbefall den Grund für die Beschwerden Ihres Hundes darstellt. Bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich wie etwa Durchfall u.dgl. ist es zusätzlich ratsam, den Hund ein, zwei oder drei Tage (je nachdem, wie lange Sie es aushalten) fasten zu lassen (ihm eine Nahrungskarenz zu gewähren), also den Hund nur mit Wasser zu versorgen, damit sich sein Magen-Darm-Trakt regenerieren kann.
Wenn andere mögliche Ursachen ausgeschlossen wurden, ist es nun an der Zeit, mit einer Ausschlussdiät (Eliminationsdiät) zu beginnen, um die Unverträglichkeit bzw. allergieauslösenden Stoffe (meistens Nahrungsmittelproteine, aber auch Gluten oder Laktose) zu identifizieren. Denn die Ausschlussdiät NUR in Kombination mit nachfolgender Provokation (welche die Richtigkeit der Ausschlussdiät bestätigen soll) stellt die derzeit beste Möglichkeit dar, eine Futtermittelunverträglichkeit (Allergie) des Hundes zu bestätigen. Los geht´s mit der Ausschlussdiät.
TIPP: Es empfiehlt sich, für den Zeitraum der Ausschlussdiät und darauffolgender Provokation sowie Austestung ein Tagebuch zu führen, um alle Veränderungen aufzuschreiben sowie auch die Gabe eventueller Medikamente aufzuzeichnen – all diese Daten sind bei einer Auswertung äußerst hilfreich.
Ausschlussdiät – womit beginnen?
Es kann davon ausgegangen werden, dass eine häufig verwendete Futterkomponente (meistens) den Grund für die Unverträglichkeit bzw. allergische Reaktion des Hundes darstellt, wobei Fette und Kohlenhydrate das geringere Risiko ausweisen. Es gilt eine Eiweiß- und Kohlenhydratquelle zu finden, die der Hund noch nie zu sich genommen hat, mit der er also noch keinen Kontakt hatte wie z.B. Pferd und Süßkartoffel oder Känguru und Quinoa.
Die einfachste Art, die Ausschlussdiät durchzuführen, ist die Nahrung für den Hund selbst zuzubereiten, so wissen Sie ganz genau, was Ihr Hund zu fressen bekommt. Als Fertigfutter gibt es mittlerweile bereits einige Produkte mit bestimmten Eiweiß- und Kohlenhydratkombinationen oder sog. hypoallergenes Hundefutter. Bei diesem werden die Inhaltsstoffe (Proteine) hydrolisiert, das bedeutet die Bestandteile der Proteine werden so sehr verkleinert (durch Enzyme in ihre Bausteine – Monomere zerlegt), damit diese für das Immunsystem nicht mehr erkennbar sind und so auch keine Gefahr für eine Unverträglichkeit (Allergie) mehr darstellen.
Haben Sie sich für eine Eiweiß- und Kohlenhydratquelle entschieden, dann bekommt Ihr Hund diese, und zwar nur diese für einen Zeitraum von mindestens 8 Wochen oder eventuell auch 2 Wochen länger. Für den Erfolg der Eliminationsdiät ist es essentiell, dass Ihr Hund tatsächlich nur dieses Futter bekommt, keine anderen Leckerlis, nichts von der Straße, nichts von der „Oma“, kein Futter von anderen im Haus lebenden Tieren usw. Verschwinden die Symptome nach 8-10 Wochen, dann ist es Zeit für die Provokation.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 03/2018 .