Gesundheit

Erste Hilfe am Hund – die wichtigsten Tipps für den Notfall

Keiner von uns möchte in eine ernsthafte Notlage geraten, doch sind wir besonders im Zusammenleben mit Hunden nicht davor gefeit. Ein unachtsamer Moment und schon hat der Hund eine offene blutende Wunde im wilden Spiel mit Artgenossen davongetragen oder er zeigt plötzlich Symptome eines Krampfanfalls, die ein sofortiges Handeln erfordern. Das Stresslevel ist in einer solchen Situation unglaublich hoch, sodass jeder Hundehalter zumindest die wichtigsten Sofortmaßnahmen kennen und anwenden können sollte, bis schließlich professionelle Hilfe vor Ort ist.

Hitzschlag

Die normale Körpertemperatur des Hundes pendelt zwischen 37°C und 39°C. Steigt die Körpertemperatur über 39°C, spricht man von Fieber. Anders als wir Menschen, schwitzen Hunde nicht großflächig am Körper, sondern besitzen nur an den Pfotenballen Schweißdrüsen. Hunde regulieren ihre Körpertemperatur über das Hecheln, bei dem sich die Atemfrequenz von ungefähr 30 Atemzügen unter normalen Umständen auf bis zu 400 Atemzüge pro Minute erhöht.

Wenn der Hund hechelt, atmet er wesentlich flacher und es gelangt nur eine sehr begrenzte Menge Luft in die Lungen, als dies vergleichsweise bei uns Menschen der Fall wäre. Deshalb hyperventilieren Hunde auch nicht, sondern nützen den sogenannten „Totraum“ zwischen Maulschleimhaut, Luftröhre und Bronchien, um die zusätzliche Luft zirkulieren zu lassen und so eine kühlende Verdunstung von Feuchtigkeit auf der Zunge zu erreichen. Ist ein Hund nun aber für einen längeren Zeitraum hoher Hitze ausgesetzt, so stößt die körpereigene Temperaturregulierung irgendwann an ihre Grenzen und der Körper überhitzt.

ACHTUNG: Ein Auto, abgestellt in der prallen Sonne, erhitzt sich selbst mit geöffneten Fenstern innerhalb kürzester Zeit – meist dauert es keine halbe Stunde – auf potentiell lebensbedrohliche Temperaturen! Diese Gefahr wird immer noch völlig unterschätzt, obwohl die Berichte qualvoll verendeter Hunde in abgeschlossenen Autos alljährlich für Entsetzen sorgen.

So erkennen Sie einen Hitzschlag

Am auffälligsten ist natürlich das massive Hecheln. Die Zunge hängt weit heraus und der Hund zeigt eine sehr hohe Atemfrequenz. Zusätzlich scheint er zunehmend apathisch, zieht sich zurück oder reagiert gar schon kaum mehr auf jegliche Reize. Wichtig ist es gerade bei Überhitzung und/oder Hitschlag nun aber auf eine vorsichtige Kühlung zu achten, um den Kreislauf des Hundes nicht zu überlasten.

Notfallmaßnahmen

1. Bringen Sie den Hund in den Schatten, legen Sie ihn auf einem kühlen Untergrund ab.

2. Ist er noch ansprechbar, übergießen Sie ihn vorsichtig und langsam, beginnend bei den Pfoten, mit kühlem (keinesfalls kaltem!) Wasser. Übergießen Sie langsam den gesamten Hund, Brustkorb und Hals aber zuletzt.

Alternativ eignet sich auch ein kühlendes Tuch, das Sie aber bitte nicht über den Hund legen, da sich darunter die vom Körper abstrahlende Hitze stauen könnte und somit der gegenteilige Effekt eintreten würde. Auch eine Kühlmatte eignet sich als Unterlage.

3. Bleiben Sie beim Hund, beobachten Sie seinen Zustand. Stellen Sie Ihrem Hund auch einen Napf mit frischem Wasser bereit. Auch hier gilt es, keinesfalls kaltes Wasser zu verwenden!

4. Sollte sich der Zustand des Hundes nicht deutlich verbessern oder der Hund gar zunehmend „wegtreten“, suchen Sie bitte umgehend einen Tierarzt auf. Ein echter Hitzschlag ist immer ein Notfall und bedarf fachkundiger Behandlung.

Krampfanfall

Der Anblick, wenn der eigene Hund plötzlich stark und unkontrolliert krampfend vor einem liegt, ist für viele Hundehalter verständlicherweise ein Schock. Vielfach können Sie Ihrem Liebling in einem solchem Moment auch nur beruhigend zur Seite stehen bzw. Maßnahmen ergreifen, um mögliche Verletzungen zu vermeiden. Krampft der Hund zum ersten Mal und womöglich innerhalb kurzer Zeit weitere Male, ist eine genaue Abklärung durch einen Tierarzt unerlässlich um den Auslöser zu eruieren und gegebenenfalls eine entsprechende Therapie einzuleiten.

So erkennen Sie einen Krampfanfall

Der Hund
taumelt, kippt um und zeigt auf dem Boden liegend unkontrollierte Bewegungen wie zucken, laufen, mit den Läufen „ausschlagen“, überstrecken des Nackens
speichelt sehr stark, klappert unkontrolliert mit den Zähnen
fiept, wimmert, jammert oder schreit gar
ist nicht ansprechbar, reagiert auf keinerlei Reize und lässt sich nicht „aus der Situation holen“

Auch wenn der Anblick sehr verstörend und einschüchternd sein kann, sollten Sie sich unbedingt darum bemühen, einen klaren Kopf zu bewahren und gezielt zu handeln. Damit helfen Sie Ihrem Hund in so einem Moment am meisten!

Notfallmaßnahmen

Achten Sie auf die Umgebung:
1. schaffen Sie genügend Platz, damit sich der krampfende Hund nicht an scharfkantigen, harten Gegenständen oder Möbeln verletzt

2. sichern Sie unbewegliche Gegenstände, die ein Verletzungspotenzial bieten, nötigenfalls mit einer Decke oder Pölstern

3. achten Sie auf eine ungehinderte Atmung, verhindern Sie, dass der Hund Gegenstände ins Maul nimmt – fassen Sie aber keinesfalls ins Maul, der Hund kann seine Bewegungen nicht kontrollieren und könnte Sie unabsichtlich ernsthaft verletzen

4. Krampfanfälle gehen in der Regel so schnell vorbei, wie sie gekommen sind. Sollte Ihr Hund nach etwa 7 – 10 Minuten noch immer krampfen, rufen Sie umgehend einen Tierarzt. Achten Sie auch beim Transport auf ausreichend Platz und eine weiche Unterlage, um Verletzungen zu vermeiden.
Nach dem ersten Krampfanfall sollten Sie Ihren Hund in den nächsten Tagen genau beobachten und Auffälligkeiten notieren. Diese Notizen können Ihrem Tierarzt bei der Ursachenfindung wichtige Hinweise liefern und erlauben auch Ihnen mögliche Anzeichen im Vorfeld zu erkennen.

Kreislaufprobleme

Kreislaufprobleme treten bei Hunden recht häufig auf. Speziell im Sommer bei schwül-heißer Witterung, kann auch der Kreislauf älterer, bereits erkrankter oder genetisch vorbelasteter Hunde Probleme bereiten.

So erkennen Sie Kreislaufprobleme

Meist zeigt der betroffene Hund Bewegungsunlust, er hat vielleicht auch Probleme beim Aufstehen und taumelt oder kann sich gar nur mühsam auf den Beinen halten. Ein sicheres Zeichen für Probleme mit dem Kreislauf sind auffallend helle Schleimhäute.

Hinweis:
Um den Kreislauf zu prüfen, drücken Sie mit einem Finger leicht gegen das Zahnfleisch Ihres Hundes. Ist der Hund gesund, färbt sich Zahnfleisch umgehend wieder kräftig rosa, sobald Sie den Finger entfernen. Hat der Hund aber Kreislaufprobleme, bleibt das Zahnfleisch auch nach Sekunden noch blassrosa. Je länger und je stärker die Blässe bestehen bleibt, desto ausgeprägter ist die Kreislaufschwäche. Eine rasche Abklärung durch einen Tierarzt ist dann erforderlich.

Notfallmaßnahmen

1. je nach Aufenthaltsort, bringen Sie den Hund in den Schatten oder an einen kühlen Ort

2. achten Sie darauf, dass der Hund Zugang zu frischer kühler Luft sowie bei Bedarf frischem und kühlem Wasser hat

3. auch die Verabreichung von homöopathischen Tropfen zur Herz-Kreislauf-Unterstützung kann in der Akutsituation Abhilfe schaffen

4. zeigt der Hund Symptome eines Schocks (Läufe, Ohren sind auffällig kalt, er zittert und atmet sehr schnell, aber flach) legen Sie ihn auf die rechte Seite und achten Sie darauf, dass er seine Zunge nicht verschluckt.
Ein Schock ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich durch einen Tierarzt behandelt werden. Je nach Transportfähigkeit rufen Sie entweder den Tierarzt oder suchen eine Praxis auf.

Vergiftung

Selbst wenn Sie noch so genau auf Ihren Hund beim Spaziergang achten oder ihn nie unbeaufsichtigt in den Garten lassen, besteht leider immer die Gefahr einer Vergiftung. Ein kurzer unachtsamer Moment reicht aus, in dem der Hund einen Giftköder oder im eigenen Garten giftige Früchte oder Rattengift aufschnappt. Je nach Menge der Aufnahme und Art des Giftes können Minuten für die Prognose entscheidend sein.

So erkennen Sie eine Vergiftung

Der Hund ist unruhig, er versucht sich zu erbrechen, speichelt stark, schluckt oder spuckt auffällig. Er erbricht sich, das Erbrochene zeigt entweder nur Schaum, Spuren von Blut oder besteht gar nur aus Blut. Er hat Durchfall, welcher ebenfalls Spuren von Blut enthält oder zur Gänze aus Blut besteht. Der Hund krampft, atmet sehr schnell, sein Puls ist auffällig schnell, flach und/oder unregelmäßig. Er zeigt einen „Katzenbuckel“, was auf starke Schmerzen im Bauchraum hindeutet.

Notfallmaßnahmen

Wenn Sie sicher sind, dass es sich um eine Vergiftung handelt, können Sie dem Hund umgehend medizinische Kohle in Form von Tabletten verabreichen, um das Gift in Magen-Darm-Trakt zu binden und ein Erbrechen einzuleiten. Liegt die Vergiftung schon etwas zurück oder sind Sie sich unsicher, hilft nur der schnellstmögliche Weg zum Tierarzt!

Je nach Art des Giftes werden unterschiedliche Regionen im Körper angegriffen und im Falle einer Vergiftung heißt es tatsächlich keine Zeit verlieren. Keinesfalls sollten Sie bei entsprechenden Symptomen abwarten und eigenständig Medikamente probieren, es zählt jede Minute.
Wenn möglich, packen Sie eine Probe des Gifts ein, damit der Tierarzt weiß, womit er es zu tun hat und entsprechende Maßnahmen ergreifen kann. Auch Verpackungen können wichtige Hinweise liefern.

Wir wünschen uns im Zusammenleben sowohl mit Menschen als auch Hunden, niemals einen echten Notfall zu erleiden. Sollte es aber so weit sein, ist man gut beraten zumindest über Erste-Hilfe-Basiswissen zu verfügen.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 04/2021 .