Haltung

Hütesport

Kaum eine andere Sportart setzt so konkrete Anforderungen an die Veranlagung eines Hundes wie das Leistungshüten. Während der Sportschutz auch von einem triebigen Golden Retriever ausgeübt werden kann und im Agility selbst flinke Berner Sennenhunde mitmachen können, spricht die Hütearbeit tatsächlich nur Hunde an, die diesen Aufgabenbereich tief in ihrem Genmaterial verankert haben. Für diese Hütehunde hingegen ist es die erfüllendste Aufgabe überhaupt. 

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Die meisten Hütehundrassen stammen von den Britischen Inseln. Wenig verwunderlich also, dass auch der Hütesport seinen Ursprung auf den Britischen Inseln hat. In Großbritannien, Schottland und auch Irland ist das Leistungshüten geradezu ein Volkssport, der, wie hierzulande beispielsweise Fußball, im Fernsehen ausgestrahlt wird. Doch nicht nur die Briten machten sich Hunde für die Arbeit an der Herde zu Nutze. Hüte- und Hirtenhunde werden oft verwechselt oder verglichen, was anhand der gänzlich unterschiedlichen Arbeitsweise jedoch klar differenziert werden muss. Die flinken lauffreudigen Hütehunde arbeiten im Gegensatz zu den eher schweren, behäbigen Hirtenhunden, eng mit ihrem Hirten zusammen und führen seine Anweisungen blitzschnell und punktgenau aus. Dennoch sollte einer guter Hütehund nicht zu abhängig von seinem Menschen sein, denn sowohl im Sport als auch bei der Arbeit an der Herde ist das wichtigste Werkzeug des guten Hütehundes sein Gefühl für die Schafe. Er muss situationsbedingt abschätzen können, wie viel Druck nötig ist um die Herde optimal zu lenken. Würde der Hund hier nur als Befehlsempfänger agieren, hätte er keine Chance sich gegen die oft wehrhaften Herdentiere durchzusetzen. Australian Cattle Dogs arbeiten beispielsweise mit hunderten Kilo schweren Rindern, ein unselbständiger Hund wäre zwischen den Tieren in Lebensgefahr.

Der Realität nachempfunden

Das Leistungshüten orientiert sich an den natürlichen Anforderungen, die bei der Arbeit an der Herde an einen Hütehund gestellt werden. Die Umwelt stellt Herde, Hütehund und Hirte oft vor schwere Herausforderungen, weshalb ein eingespieltes Team beispielsweise im schroffen Hochland oft überlebensnotwendig ist. Die sogenannten Sheep Trials bieten Hirten aber auch Züchter die optimale Gelegenheit, ihr Können und eventuelles Verbesserungspotential zu erkennen. Natürlich können auch private Halter von Hütehunden daran teilnehmen, was sich auch in Österreich zunehmender Beliebtheit erfreut. Das Hauptproblem ist jedoch oft geeignete Herden zu finden, denn nicht jeder hat einen Bauernhof zuhause. Generell sollten sich Interessierte bestenfalls einem entsprechenden Klub oder Verein anschließen, denn Hütearbeit ist definitiv keine zweistündige Beschäftigung fürs Wochenende. Anders als beispielsweise im Agility, arbeitet der Hund hier nicht an leb- und gefühllosen Metallstangen, sondern mit Lebewesen. Bevor der Hund also auf eine Herde trifft, müssen Hund und Halter unbedingt ein Grundverständnis dieser anspruchsvollen Arbeit erlangen. Ungeübte Hunde können den Herdentieren sonst erhebliche Verletzungen zufügen.

Bei einem Sheep Trial geht es nun konkret darum, dass der Hund innerhalb einer gewissen Zeit die Herde je nach Aufgabenstellung, entweder zum Schäfer bringt, sie durch eine Reihe von Tore treibt oder letztlich ausgewählte Schafe von der Herde abtrennt und kontrolliert. In Summe werden hier also Anforderungen gestellt, die bei der Arbeit in der Herde regelmäßig anfallen. Es gibt jedoch Regionen, wo die Schäfer für diese Bewerbe eigene Hunde ausbilden und halten, da ein Trial punktgenaue Arbeitsleistungen erfordert, während die Arbeit im freien Gelände von den Hunden mehr Selbständigkeit verlangt.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 06/2015 .