Österreichs Tierschützer beim fröhlichen Meet & Greet mit Cesar Millan
Während Österreichs Fachpresse durch konsequentes Stillschweigen versucht, dem berüchtigten mexikanischen Hundeflüsterer so wenig Bühne wie möglich im Vorfeld seiner anstehenden Europa Tournee zu bieten, springen Österreichs berühmte Tierschutz-Vertreter wie Gut Aiderbichl-Chef Michael Aufhauser und KRONE-Lady Maggy Entenfellner auf den PR-Zug des Marketingprofis auf.
KRONE-Tierschützerin Maggy Entenfellner war die erste, die Cesar Millan während seiner PR-Reise in Österreich im Rahmen eines maximal ambitioniert kritischen Interviews traf. Während der öffentliche Druck gegen Millans Europabesuche im Zuge seiner Welt-Tournee (wozu absolvieren Hundetrainer eine Welttournee?) im In- und Ausland weiter steigt, treffen sich österreichische Tierschutzvertreter mit Millan zu fröhlichen Plaudereien, wie die zuletzte von Michael Aufhauser und Maggy Entenfellner veröffentlichten Fotos vom Treffen im Grand Hotel Wien zeigen.
Dabei hat erst im April die Organisation vom Schweizer Veterinäramt ein Verbot für die geplante Show verlangt. Der Grund: Millans Erziehungsmethoden – Drohen und Würgen – seien veraltet. Ausserdem seien seine Hilfsmittel wie Strom-, Stachel- und Würgehalsbänder in der Schweiz verboten. Auch in Österreich gelten diese Hilfsmittel als tierschutzrelevant und sind lt. Tierschutzgesetz verboten. «Wer bei uns verbotene und verpönte Praktiken vertritt, ist kein Vorbild und sollte daher auch nicht auftreten dürfen», sagt Julika Fitzi vom STS (Schweizer Tierschutz) gegenüber der «SonntagsZeitung». Sie sieht Millans Methoden als Gefahr für Hunde und Menschen.

Organisationen warnen seit Jahren vor Millan
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten rief erst vor kurzem zum Boykott von Millans Auftritt in Wien auf. „Cesar Millans Methoden beruhen auf Strafe, Dominanz, Unterwerfung, Druck und Drohgebärden“, kritisiert Kley. „ Dies bringt Hunden lediglich bei, dass der Mensch unberechenbar und potenziell gefährlich ist. Die Mensch-Tier-Beziehung wird dadurch enorm geschädigt.“ Nicht nur das: Laut VIER PFOTEN verstoßen die Methoden klar gegen das österreichische Tierschutzgesetz: Dem zufolge ist es verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.
Indra Kley: „Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass Gewalt in der Hundeerziehung aggressive Hunde hervorbringt. Millans Trainingsmethoden lösen oft erst Aggression aus und sind nicht, wie oftmals dargestellt wird, die Lösung dafür. Nach Meinung von Fachleuten können sie Hunde in schier tickende Zeitbomben verwandeln. Das heißt, sie werden in ihren Reaktionen unberechenbar und sind dadurch schwer in die Gesellschaft zu integrieren.“Ebenso ist es erwiesen, dass das Lerngehirn bei Druck abschaltet. Es findet kein Lernprozess mehr statt, das Tier geht stattdessen in ein so genanntes „Meideverhalten“ und stellt jegliche Kommunikation ein. „Das ist aber kein Therapieerfolg, wie den Leuten verkauft wird, sondern schlicht eine erlernte Hilflosigkeit des Hundes“, sagt Kley. Auch die „European Society of Veterinary Clinical Ethology (ESVCE)“ und die „American Veterinary Society of Animal Behavior (AVSAB)“ haben Cesar Millan aufgrund seiner veralteten und nicht tierschutzkonformen Methoden bereits stark kritisiert.
Immer wieder kommt es außerdem zu tragischen Unfällen, weil Hundebesitzer die Methoden von Cesar Millan nachahmen. So starb ein einjähriger Schäferhund in Deutschland, weil sein Besitzer ihn beim Training zur Strafe an einem Würgehalsband hochhob und über etwa eine Minute in der Luft hängen ließ. In den USA wird immer wieder über Todesfälle aufgrund von “Strafhängen“ berichtet.
Die europäische Gesellschaft für klinische tierische Verhaltensforschung und die amerikanische Veterinary Society of Animal Behavior warnen schon seit mehreren Jahren vor dem Hundetrainer. Millan dazu: Er wende die umstrittene Methode nur bei aggressiven und vernachlässigten Hunden an. Stachelhalsbänder «können hilfreich sein», meint er weiter. In einem auf YouTube öffentlichen kritischen Interview mit AlanTitchmarsh hingegen, relativiert der Hundetrainer seine Aussagen und begründet den Einsatz damit, dass die Hunde diese Halsbänder bereits tragen würden, wenn er bei ihnen ankommt.
Natürlich wissen wir von den Bemühungen Millans um Pitbulls in Amerika, was ihm hoch anzurechnen ist. Dies rechtfertigt jedoch nicht bestimmte Methoden.
Dass Österreichs Tierschutzvertreter entgegen der mehrheitlichen Meinung, Millans Methoden wären veraltet und nach wie vor tierschutzrelevant, sich dennoch mit ihm treffen, ist mehr als verstörend und wirft einige Fragen auf.

Facebook-Reaktion von YOUR DOG Herausgeberin Bettina Bodner auf der Seite von Gut Aiderbichl: „Sehr geehrter Herr Aufhauser, nachdem ich Sie als einen der aktivsten Tierschutzaktivisten in Österreich schätze und über das Gut Aiderbichl auch bereits Beiträge publiziert habe, wüsste ich von Ihnen nun gerne, wie sich der Tierschutzgedanke mit den fröhlichen Pressefotos, auf denen Sie in Gesellschaft vom weltweit bekanntesten, aber auch umstrittensten Hundetrainer Cesar Millan, abgebildet sind, vereinbaren lässt? Cesar Millan hat selbst in einem Interview bestätigt, dass er im Rahmen seiner “Trainings” Elektro-Impulsgeräte einsetzt. Sicherlich – er hat im Rahmen seines PR-Besuches im Vorfeld seiner ‘Europa-Tournee’ einen Betrag an Gut Aiderbichl gespendet – gerade im Tierschutz sollte der bekannte Satz ‘einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul’ jedoch keinerlei Verwendung finden!“ Antwort noch ausständig.
Weitere Reaktionen zu Michael Aufhausers Treffen finden Sie auf den Facebookseiten von Gut Aiderbichl
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