Der Druck auf Hundebesitzer und ihre Hunde bezüglich ihrer Anpassungsfähigkeit und sozialen Verträglichkeit steigt ständig. Ein Welpe, dem die Möglichkeit geboten wird in Geborgenheit und Sicherheit aufzuwachsen, also eine unbeeinträchtigte, positive Verhaltensentwicklung zu vollziehen, hat sehr gute Voraussetzungen eine sichere Bindung zu seinem Menschen zu entwickeln und dadurch auch ein sicherer, selbstbewusster erwachsener Hund zu werden.
In das Wesen eines Hundes fließen, wie beim Menschen übrigens auch, bereits vorgeburtliche Ereignisse, das Wesen – vor allem der Mutter – und die Umwelteinflüsse nach der Geburt maßgeblich mit ein. Wir, als Züchter und/oder Hundehalter, haben die Möglichkeit in den ersten 16 Lebenswochen das Wesen und das Verhalten unserer Hunde entscheidend mit zu beeinflussen, indem wir für „artspezifische und individuelle“ Entwicklungsbedingungen sorgen. Der Hund, als soziales Lebewesen, lernt sich sozialadäquat zu verhalten. Gerade in der individuellen Entwicklung (Ontogenese) lernt er, welche Effekte sein Verhalten auf die Umwelt hat und wie er diese durch seine Fähigkeiten und Aktionen beeinflussen kann.
„Bindung hat etwas mit Vertrauen und Zusammenarbeit zu tun und bezeichnet eine besonders enge soziale Beziehung zwischen dem Tier und einem anderen Individuum“
Erik Zimen
In der Mensch-Hund-Beziehung bringen beide Seiten ihren persönlichen Beziehungsstil ein und gestalten so miteinander ihre (gemeinsame) Beziehung. Diese Interaktionen der Beziehungsmuster können einerseits harmonisch, aber andererseits auch herausfordernd sein. Eines haben beide jedoch gemeinsam: den Wunsch nach einem verlässlichen, kooperationsbereiten Partner als Basis einer guten Bindung.
Was bedeutet Bindung?
Bindung wird einerseits als ein lebensnotwendiges System verstanden, welches die Grundbedürfnisse des Welpen befriedigt, aber nicht mit Abhängigkeit (auf eine Lebensspanne bezogen) verwechselt werden darf. Hierzu zählen v.a. die physiologischen Bedürfnisse, wie Nahrung, Körperkontakt und Gesundheitsfürsorge, das Bedürfnis nach Sicherheit, das Bedürfnis nach emotionaler Nähe sowie das Bedürfnis nach Wertschätzung. All dies benötigt ein Welpe um sich zu einem selbstbewussten, wesensfesten Hund zu entwickeln.
Andererseits bedeutet Bindung für einen Hund aber auch: Gegenseitige Zuneigung, sich auf seinen Menschen verlassen zu können und zwar ein Leben lang; die Aufgabe des Menschen liegt hier in der situations-, alters- und wesensgerechten Förderung und Unterstützung des Hundes. „Eine Beziehung ohne Stimuli, Anleitungen und Interaktionen läuft ins Leere“ (A. Miklosi)
Untersuchungen haben ergeben, dass für eine positive Mensch-Hund-Beziehung beide Seiten verantwortlich sind: „Die Wesenssicherheit eines Hundes ist keinesfalls nur in dessen eigener Veranlagung begründet, sondern sie ist gleichermaßen von der Bindungsqualität zu seinem menschlichen Partner abhängig.“ (H. Weidt/D. Berlowitz) Dies bedeutet, dass der Hund ein Leben lang von seinem Menschen abhängig ist und dieser bewusst oder auch unbewusst für sein Verhalten und Wesen mitverantwortlich ist, denn ein Hund benötigt die Bindung zum Menschen und muss darauf vertrauen, dass dieser seine Bedürfnisse erkennt.
Wie entsteht Bindung?
Eine tiefe, vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Mensch entsteht gleich wie die Bindung zwischen Welpe und Hündin, als eine (unendliche) Reihe von aufeinanderfolgenden und ineinandergreifenden Interaktionen.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 02/2019 .