Streitthema: freilaufende Hunde im Fadenkreuz der Jägerschaft

chihuahua
Chicas Frauchen fühlte sich vom Schild angesprochen, obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Wildrisses bei Chica relativ gering bleiben dürfte. Eine differenziertere Betrachtungsweise durch die Jägerschaft wäre wünschenswert – eigentlich genau das was die Jäger selbst auch fordern.

Hunde haben es nicht leicht. Von ihren Haltern werden sie geliebt, von Politikern als unberechenbare Gefahrenquelle für Wählerstimmenfang strapaziert und von Jägern regelmäßig als wildreißende Bestien verteufelt. Durch Zuspielung einer besonders freundlichen Botschaft (siehe Foto) eines “Jagdausübungsberechtigten”, sieht sich YOUR DOG-Herausgeberin Bettina Bodner zur “Bestandsaufnahme” veranlasst.

Athena, meine Dobermannhündin liebt die Bewegung. Nichts verschafft ihr mehr Freude, als auf einer freien weitläufigen Wiese aus ganzem Herzen zu rennen. Nichts scheint diesem Hund mehr Glück zu versprechen, als die ungebremste Bewegung in freier Umgebung. Natürlich, Hunde sind schließlich – wie ihr Vorfahre der Wolf – Lauftiere. Damit Hunde also ein artgerechtes, glückliches Leben führen können, benötigen Sie – je nach Rasse und Veranlagung – mehr oder weniger Bewegung. Dies erfolgt zum Einen durch spezielle Beschäftigung durch den Hundehalter (verschiedenste Hundesportarten die Hunde gesitig und körperlich auslasten), hin und wieder möchte Hund aber auch nach Herzenslust Rennen, ohne Kommandos, ohne Frisbees, einfach um seinem natürlichen Bewegungsdrang Folge zu leisten.

Nun sind besonders Jäger der Natur sehr verbunden bzw. sollten sie es im optimalen Falle sein. Die Jägerschaft ist stets um eine gerade Optik in der öffentlichen Wahrnehmung bemüht. Jäger die der Jagd nur aus Lust am Abschuss frönen wären die Ausnahme, die Versorgung von Flora und Fauna mit größtmöglicher Kompetenz wäre die eigentliche Aufgabe der Jägerschaft.

Meine persönliche Einstellung zur Jagd ist zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich Tierfreund mit Haut und Haaren und möchte mir das Gefühl, auf ein Tier zu schießen, nicht vorstellen. Auf der anderen Seite leben Wildtiere noch in einer Umgebung, wie es für ein wildlebendes Tier besser nicht sein könnte. In völliger Freiheit. Ein gut gesetzter Schuss beendet das Leben eines Wildtieres im optimalen Fall schnell und unverhofft, während abertausende Schlachttiere nach einem viel zu kurzen, unwürdigen Leben in Massenbetrieben ihren letzten Weg in einem Schlachthof gehen müssen.

Befremdliche Erlebnisse

Dem entgegen stehen allerdings teils persönliche Erfahrungen, sowie immer wieder auftretende Meldungen über entgleiste Jagden oder wenig vertrauenswürdige “Jagdausübungsberechtigte”. Blättert man durch einschlägige Vereinszeitungen, stößt man auf weitere fragwürdige Äußerungen, wie auszugsweise folgende: “[…]Ich glaube nicht an das Märchen vom „Rotkäppchen und dem bösen Wolf“, sondern eher daran, dass die Menschen nach hundert Jahren vergessen haben, welche Bestie ein Wolf in Wirklichkeit ist. (Geschichtsbücher berichten vom „Bauernschreck“)! Wer eine Ansiedlung von Wölfen in Kärnten begrüßt, hat von der Realität – der Aktivitäten von Wolfsrudeln keine Ahnung – oder ist eben ein verantwortungsloser „Unwissender“[…]” Quelle: Jagdaufseher Kärnten . Ich möchte gar nicht näher darauf eingehen.

Folgend in gleicher Sachlichkeit einige Beispiele besonderer Jagdereignisse – als Hundehalter fällt mir hierzu ein: “Wer im Glashaus sitzt …”


Treibjagd ließ Pferde auf Autobahn flüchten

http://ooe.orf.at/news/stories/2679478/

Treibjagd mit 0,42 Promille – Treiber erschossen (Kurier, 14.11.2014)
http://kurier.at/chronik/niederoesterreich/weinviertel/treibjagd-mit-0-42-promille/8.634.097

Unfall bei Treibjagd – Opfer lebensgefährlich verletzt (Kurier, 10.11.2014)
http://kurier.at/chronik/niederoesterreich/unfall-bei-treibjagd-alle-gewehre-sichergestellt/96.221.568

Tot nach Hantieren mit Waffe (ORF, 13.09.2014)
http://noe.orf.at/news/stories/2668290/

Diskussion um Alkoholverbot bei Treibjagd (ORF, 18.11.2014)
http://ooe.orf.at/news/stories/2679786/

Schuss ins Kinderzimmerfenster (ORF, 25.10.2014)
http://ooe.orf.at/news/stories/2675670/

Auf einer Spazierrunde mit einer Bekannten und unseren Hunden auf einer wenig befahrenen Dorfstraße, passierte uns ein Auto mit wenig waidmännischen Aspekten. Während sich im Inneren zwei ausgelassen jubelnde, waidmännisch gekleidete Jagdausübungsberechtigte befanden, war auf der Motorhaube der abgetrennte Kopf eines Rehbocks montiert. Die damals zweijährige Tochter meiner Bekannten war davon so geschockt, dass sie in Tränen ausbrach und nur schwer zu beruhigen war. Als wir den Waldrand erreichten, herrschte uns ein besonders pflichtbewusster Jäger an, unsere Hunde dem Wild zuliebe ja nicht abzuleinen, da sie die ausdrückliche Erlaubnis hätten, freilaufende Hunde zu erlegen und dies auch tun würden, denn aus der Entfernung wäre natürlich nicht immer genau zu erkennen, ob es sich um einen freilaufenden oder hetzenden Hund handeln würde. Mit Verlaub liebe Jägerschaft – nach solchen Erlebnissen fällt es schwer, sachlich zu bleiben und die positiven Aspekte der Jagd zu erkennen. Ganz zu Schweigen von zum bequemeren Abschuss eingesetzten Kirrungen (Anm.d.Red.: Kirrung = Lockfütterung, in manchen Fällen zum Anfüttern von Wild in unmittelbarer Nähe zB des Hochsitzes).

Konsenslösung für beide Seiten

Selbstverständlich gibt es in der Jägerschaft wie unter den Hundehaltern gleichermaßen schwarze Schafe. Und genau diese machen es den vernünftigen, verantwortungsbewussten Jägern wie Hundehaltern ungemein schwerer. Es kann aber nicht sein, dass von Seiten der Jäger stets auf unglückliche Einzelfälle verwiesen und von verschärften Bestimmungen weiterhin vehement abgesehen wird, während jeder Vorfall mit Hunden oder Hundehaltern zum Anlass zur Diskussion für neue Verschärfungen der sogenannten Hundesperrverordnungen genommen wird. Fakt ist Hunde brauchen die leinenlose Bewegung! Anstatt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen, wäre ein Schulterschluss zur Verbesserung der Situation beider Parteien eine weit sinnvollere Lösung. Eine flächendeckende Errichtung von ausreichenden Hundezonen wäre beispielsweise ein Konsens und würde für beide Seiten zu einer win-win-Situation beitragen. Hundehalter könnten ihre Vierbeiner sorglos unangeleint laufen lassen und Jäger hätten weniger Wildrisse zu beklagen. Bleibt die Frage ob eine langfristige, zufriedenstellende Lösung überhaupt gewünscht ist. Auf Ihre konstruktiven Vorschläge freue ich mich: redaktion@yourdogmagazin.at

Weiterführende Links:
Jagdaufseher Kärnten
Hundehalteverordnung Bad Kleinkirchheim

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