Haltung

Unerzogen oder hyperaktiv?

Hat Ihr Hund „Pfeffer im Hintern“, „bekommt nie genug“ oder kann sich nur eine Millisekunde auf Sie konzentrieren? Hunde, die diese oder ähnliche Verhaltensweisen zeigen, bekommen schnell das Etikett „hyperaktiv“ umgehängt. Aber handelt es sich dabei tatsächlich um die hündische Form von ADHS (siehe Glossar) oder doch eher um unabsichtlich antrainiertes Verhalten? Gehen wir der Sache auf den Grund.

Hyperaktivität ist ein sehr seltenes klinisches Syndrom, welches durch übermäßige Aktivität, Aufmerksamkeitsdefizite, Impulsivität sowie durch erhöhte physiologische Parameter im Ruhezustand charakterisiert ist (Horwitz, 2010). Genauer gesagt handelt es sich um Hyperkinese, also um gesteigerten Bewegungsdrang. Zusätzlich leiden diese Hunde oft noch darunter, dass sie sich schlecht beruhigen und entspannen können, auch wenn die Umgebung sehr ruhig ist. Außerdem haben Hunde, die an Hyperkinese leiden, Schwierigkeiten sich an alltägliche Stimuli zu gewöhnen und sind leicht erregbar. Hunde, die an Hyperkinese leiden, zeigen meistens auch außergewöhnlich heftiges aufmerksamkeitsheischendes Verhalten und haben eine ungewöhnlich kurze Konzentrationsspanne. Durch die gesteigerte Impulsivität fällt es ihnen sehr schwer sich länger zu konzentrieren und sie sind extrem leicht abgelenkt.

hyperaktivWo liegt der Unterschied zur krankhaften Hyperaktivität?
Es ist wichtig hier zwischen krankhaftem Verhalten und normalem, jedoch unerwünschtem Verhalten zu unterscheiden. Aktive Hunde, die viel Energie haben, können sich schneller konzentrieren und haben nur noch nicht gelernt, ihr Verhalten zu kontrollieren, sind aber relativ schnell in der Lage dies zu tun, wenn man ihnen zeigt wie und sie lernen, dass sich Konzentration auf Frauli oder Herrli immer auszahlt. Oftmals werden aktive Hunde als hyperaktiv bezeichnet, weil sie kein geeignetes Ventil für ihre Energie haben (siehe Your Dog® Ausgabe 01/15 „Mentale Wellness für Hunde“). Zusätzlich spielt erlerntes Verhalten hier eine zentrale Rolle. In vielen Fällen haben die Halter unabsichtlich das unruhige, nervöse, vermeintlich hyperaktive Verhalten durch Aufmerksamkeit verstärkt. Dies kann leicht passieren, wenn der Halter dem Hund hauptsächlich dann Aufmerksamkeit schenkt, wenn dieser unruhig ist. Hierbei ist zusätzlich zu beachten, dass nicht nur angenehme Zuwendung als Verstärker dient, sondern auch ermahnen und schimpfen das unruhige Verhalten verstärken können. D.h., dass das Verhalten wieder gezeigt wird, weil es die erwünschte Konsequenz (Aufmerksamkeit des Halters) ergeben hat.

Den Artikel findest du in Ausgabe 02/2015 .