Die optimale Ernährung für Hunde ist ein Thema, das unter Experten und Hundebesitzern gleichermaßen heiß diskutiert wird und von zahlreichen Ernährungsmythen begleitet wird. Während einige auf Rohfütterung (BARF) schwören, setzen andere auf hochwertiges Trocken- oder Nassfutter. Doch rund um die Hundefütterung existieren zahlreiche Mythen, die sich hartnäckig halten. In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Irrtümer wissenschaftlich fundiert und geben auf Basis aktueller Studien Empfehlungen für eine gesunde Hundeernährung.
Mythos 1: Hunde sind reine Fleischfresser und benötigen keine Kohlenhydrate
Dieser Mythos basiert auf der Vorstellung, dass Hunde als Nachfahren von Wölfen eine rein fleischbasierte Ernährung benötigen. Tatsächlich hat eine Studie der Universität Uppsala (Axelsson et al., 2013) gezeigt, dass sich Hunde im Laufe der Domestikation an eine stärkere Nutzung von Kohlenhydraten angepasst haben. Hunde besitzen mehrere Kopien des Gens AMY2B, welches für die Amylaseproduktion zuständig ist – ein Enzym, das Stärke abbaut. Dies bedeutet, dass Hunde Kohlenhydrate effizient verwerten können.
Hochwertige Kohlenhydrate wie Hafer, Süßkartoffeln oder brauner Reis können eine wertvolle Energiequelle sein. Dennoch sollte der Kohlenhydratanteil im Futter moderat gehalten werden, um Übergewicht und Insulinresistenz zu vermeiden (Zapata et al., 2018).
Mythos 2: Rohfütterung (BARF) ist die natürlichste und gesündeste Form der Ernährung
Die BARF-Methode (Biologisch Artgerechte Rohfütterung) hat in den letzten Jahren rasant an Popularität gewonnen. Befürworter argumentieren, dass eine Rohfütterung der natürlichen Ernährung des Hundes am nächsten kommt. Allerdings birgt sie auch erhebliche Risiken. Studien der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Freeman et al., 2013) zeigen, dass rohes Fleisch häufig mit pathogenen Bakterien wie Salmonellen, Listerien und Escherichia coli kontaminiert ist. Eine unzureichende Hygiene kann nicht nur das Tier, sondern auch den Menschen gefährden.
Zudem besteht die Gefahr von Nährstoffmängeln. Eine Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München (Meyer et al., 2018) ergab, dass 60 % der selbst zubereiteten BARF-Rationen nicht bedarfsdeckend sind. Besonders kritische Nährstoffe sind Kalzium, Zink und Vitamin D. Hundebesitzer, die BARF nutzen möchten, sollten daher einen spezialisierten Tierernährungsberater hinzuziehen.
Mythos 3: Trockenfutter ist ungesund und verursacht Nierenprobleme
Eine oft gehörte Behauptung ist, dass Trockenfutter Nierenschäden verursacht, weil es weniger Feuchtigkeit enthält als Nassfutter. Tatsächlich gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für diese Behauptung. Eine Studie der University of California (Lappin et al., 2019) ergab, dass Hunde mit einer ausreichenden Wasserzufuhr unabhängig vom Fütterungstyp keine erhöhten Risiken für Nierenprobleme aufweisen. Entscheidend ist die Qualität des Futters:
- Ein hoher Fleischanteil von mindestens 60 %
- Keine künstlichen Farb- oder Konservierungsstoffe
- Ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis
Ein weiteres Problem bei minderwertigem Trockenfutter sind versteckte Füllstoffe wie Mais und Weizen, die zu Allergien und Verdauungsproblemen führen können (Mochizuki et al., 2021).
Mythos 4: Knochen sind gut für die Zahnpflege
Einer der vielen Ernährungsmythen besagt, dass das Kauen auf Knochen zur Zahnreinigung beitragen kann. Das stimmt so tatsächlich, birgt jedoch erhebliche Risiken. Eine Untersuchung der Universität Zürich (Schünemann et al., 2020) zeigte, dass 35 % aller Tierarztbesuche aufgrund von Knochenverletzungen erfolgen. Insbesondere gekochte Knochen neigen dazu, zu splittern und können den Magen-Darm-Trakt schwer schädigen.
Sichere Alternativen für die Zahnpflege sind:
- Natürliche Kauwurzeln
- Zahnpflege-Snacks mit abrasiven Eigenschaften
- Regelmäßiges Zähneputzen mit hundefreundlicher Zahnpasta
Mythos 5: Hunde sollten keine menschlichen Lebensmittel essen
Nicht alle Lebensmittel, die für Menschen geeignet sind, sind für Hunde schädlich. Studien zeigen, dass bestimmte Lebensmittel wie gekochtes Hühnerfleisch, Karotten oder ungesalzener Reis gut verträglich sind (Smith et al., 2022). Problematisch sind jedoch:
- Schokolade (enthält Theobromin, das für Hunde toxisch ist)
- Zwiebeln & Knoblauch (können zu hämolytischer Anämie führen)
- Avocados (enthalten Persin, das Magen-Darm-Probleme verursacht)
- Weintrauben & Rosinen (führen zu Nierenversagen)
Es ist ratsam, sich über giftige Lebensmittel für Hunde genau zu informieren und im Zweifel beim Tierarzt nachzufragen.
Fazit: Ernährungsmythen sind teilweise falsch
Nicht jeder Mythos rund um die Ernährung des Hundes ist auch wirklich richtig. Eine optimale Hundeernährung basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und individuellen Bedürfnissen des Hundes. Proteine, hochwertige Kohlenhydrate, essentielle Fettsäuren sowie Mikronährstoffe spielen eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Um sicherzugehen, dass der Hund alle benötigten Nährstoffe erhält, ist es ratsam, auf zertifizierte Futtermittel zurückzugreifen oder sich von einem Tierernährungsberater beraten zu lassen.