Im Interview mit Tierärztin Fr. Mag. Karin Schreiner. Sie hat schon während ihres Studiums das Feld der Hundeernährung für sich entdeckt und in diesem Bereich und der Akupunktur und der Physiotherapie Zusatzausbildungen absolviert. Derzeit praktiziert sie in einer Kleintierordination in Neulengbach/NÖ.
YOUR DOG: Herzlichen Dank, dass Sie sich für ein Interview Zeit nehmen. Wie oft sehen Sie übergewichtige Hund in Ihrer Praxis?
Mittlerweile leider immer häufiger. Übergewicht ist ein Problem, das nicht mehr nur uns Menschen betrifft, auch Hunde sind immer stärker davon betroffen.
YD: Woran kann ein Hundehalter erkennen, dass sein Hund übergewichtig ist?
Am einfachsten ist es, mit der Handfläche über den Brustkorb zu streichen. Wenn man auf leichten Druck die Rippen fühlen kann, ist der Hund nicht übergewichtig. Man sollte die Rippen allerdings auch nicht sehen auf Entfernung, denn dann ist das Gegenteil der Fall – der Hund ist zu dünn. Generell gilt: Hunde, die sportlich aktiv sind, sollten vom Gewicht her eher an der unteren Grenze liegen, denn jedes Gramm zu viel belastet die Gelenke.
YD: Es gibt von vielen Marken Diätfuttermittel für übergewichtige Hunde. Wann empfehlen Sie diese?
Wichtig ist, die Futtermenge nicht einfach zu reduzieren. Für wenige Tage ist das zwar eine passable Lösung, aber wenn der Hund mehrere Kilo abnehmen soll, das heißt die Diät über einen längeren Zeitraum fortgeführt werden muss, werden bei einer Reduzierung der Futtermenge nicht nur weniger Energie, sondern auch weniger Nährstoffe gefüttert. Das kann über einen längeren Zeitraum zu Mangelerscheinungen führen. Deshalb empfehle ich Diätfutter vor allem dann, wenn der Hund über einen längeren Zeitraum Gewicht verlieren muss und es für den Hund oder Besitzer nicht in Frage kommt selbst zubereitetes Futter zu verwenden.
YD: Welche (weiteren) Tipps haben Sie für den Hundehalter, wenn ein Hund übergewichtig ist?
Ein wichtiger Baustein in der Ernährungsberatung bei Übergewicht ist die Beleuchtung der Gewohnheiten. Sehr oft liegt es nicht nur an der Menge der Hauptmahlzeit, sondern vor allem an den Extra-Mahlzeiten, wie dem Frühstücksbrot, den Leckerlies oder den Kaustangen. Oft ist es schon sehr hilfreich, diese zusätzlichen Kalorien durch weniger kalorienreiche, fettfreie Leckerlies zu ersetzen. Die Trainingsleckerlies müssen unbedingt von der Hauptmahlzeit abgezogen werden. Kaustangen sehen zwar nicht nach viel aus, aber gerade getrocknete Kauartikel haben sehr viel Energie. Sollte ein Hund ständig Hunger leiden und betteln, kann man ihm etwas Karotte mit einem kleinen Schuss Joghurt anbieten, das hat wenig Kalorien, macht aber satt und schont damit auch die Nerven des Besitzers. So lässt sich eine Diät leichter durchhalten.
YD: Welche Erfahrungen haben Sie in Ihrer Praxis mit Diätfuttermitteln gemacht?
Mit den veterinärmedizinischen Produkten habe ich sehr gute Erfahrung gemacht. Mittlerweile ist es so, dass es von sehr vielen Futterherstellen auch Diät-Schienen gibt, die frei im Handel erhältlich sind. Da heißt es ganz genau zu schauen, ob das Futter wirklich für die Erkrankung und den Hund geeignet ist. Denn oftmals sind diese Futtermittel zwar leicht in ihrer Rezeptur verändert, haben aber nicht den durchschlagenden Effekt wie ein medizinisches Produkt. Bevor man also wahllos zu einem Diätfuttermittel greift, sollte man unbedingt Rücksprache mit dem Tierarzt halten. Ich selber verschreibe meinen Patienten sehr gerne auch selbst zubereitete Futterrationen, da ich damit sehr gute Erfolge habe. Sollte das Selberzubereiten aber aus diversen Gründen nicht möglich sein, greife ich gerne auf Diätfuttermittel zurück, mit guten Erfahrungen.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 05/2015 .