Verhalten

Gefühlswelt der Hunde Teil 2: Glück

In der letzten YOUR DOG Ausgabe erklärte ich die komplexen biologischen Vorgänge der Gefühlswelt unserer Hunde und wählte als erstes Thema die Angst. Heute widmen wir uns einem meiner Meinung nach schönerem Thema, und zwar wie unsere Hunde Glück und Freude empfinden. 

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Kein anderes Tier auf dem Planeten Erde scheint Freude so klar und häufig auszudrücken wie der Hund. Womöglich gibt es unzählige glückliche Tiere in unserer unmittelbaren Umgebung – wer weiß das schon. Doch nur der Hund vermag es seine Gefühle so stark zum Ausdruck zu bringen, dass wir Menschen schon allein beim Anblick dahinschmelzen könnten. Während wir Menschen unsere Freude zum Teil unterdrücken können, siegt beim Hund die Überschwänglichkeit und das Übertreiben im Verhalten und der Körperbewegung. Unsere Hunde behalten im Gegensatz zu uns Menschen zahlreiche Verhaltensmuster ihrer Kindheit und Jugend bei. So spielen auch erwachsene Hunde noch ausgelassen miteinander, raufen, veranstalten ein schnelles Nachlaufspiel oder stiften sich gegenseitig zu Unfug an. Die Freude am Spiel wird in der Regel mit der Kindheit und Jugend in Verbindung gebracht, hingegen nicht mit dem Erwachsensein. Wo haben wir Menschen bei den Vollzeitjobs, den unzähligen Rechnungen, der anstrengenden Kindererziehung und unseren alltäglichen Sorgen noch Zeit um nachhaltig pure Freude auszustrahlen? Um all das müssen sich Hunde und Kinder erfreulicherweise nicht kümmern. Somit kein Wunder, dass einem unbeschwerten, glücklichen Leben mit alltäglicher Freude nichts im Wege steht.

Lacht Ihr Hund Sie an?

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass unsere Hunde in der Lage sind uns nachzuahmen. Häufig werden Hunde auch beim Lachen beobachtet, besonders Dalmatiner, Pudel, Terrier und Windhunde scheinen darin sehr gut zu sein (Feddersen-Petersen, 2015). Es dient der Kontaktaufnahme und wirkt im Gegensatz zum Drohverhalten deutlicher sanfter. Das Gesicht und der Unterkiefer sind völlig entspannt, der Fang offen und die Muskulatur um die Augen ist weich. Wir Menschen sind förmlich darauf programmiert fröhliche und lachende Gesichter zu erkennen. Menschen sämtlicher Kulturen sind der Meinung, dass ein Lächeln der am leichtesten zu erkennende Gesichtsausdruck ist. Neugeborene Kinder reagieren sogar auf gezeichnete, lachende Smileys (McConnell, 2005). Wir unterscheiden uns hingegen hinsichtlich des langanhaltenden „in die Augen starren“, welches Hunden schnell unangenehm erscheint. Zwar wird – sofern eine gesunde Mensch-Hund-Beziehung vorhanden ist – auch bei einem direkten Blickkontakt das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, achten Sie aber dennoch darauf, sich kein Blickduell mit Ihrem oder gar fremden Hunden zu liefern. Verliebte, glückliche Menschen sehen sich gerne stundenlang an und empfinden Wärme und Geborgenheit.

Unseren Hunden hingegen wird es schnell zu unangenehm, da das Anstarren Situationen verschärfen kann – besonders unter Hundegruppen, in welchen sich die Individuen erst richtig einschätzen lernen müssen, ehe sie davon ausgehen können, dass ein direkter Blickkontakt nicht zwangsläufig herausfordernd gedeutet werden muss.

Ein ursprüngliches Gefühl

Glück und Freude sind genauso ursprüngliche Gefühle wie Angst oder Wut. Angst ist ein wichtiger Bestandteil, da dadurch das eigene Überleben gesichert wird. Nichts desto trotz geht das Gefühl der Freude einher mit einem Gefühlszustand, der sowohl uns Menschen, als auch allen Tiere wichtig ist: Sich gut zu fühlen. Erst wenn wir in der Lage sind das Leben – zumindest in einem kurzen Moment – in vollen Zügen zu genießen, sind wir auch bereit das Gefühl des Glücks und der Freude zu empfinden. Oder haben Sie schon mal Angst und Freude völlig zeitgleich verspürt? So wie wir Menschen zeigen auch unsere Hunde eine unterschiedliche Häufigkeit in der Hinsicht, wie oft Freude ausgestrahlt wird. Bei vielen Menschen ist das Glas schließlich halb leer, bei anderen wiederum stets halb voll. Der Humanpsychologe Natahn A. Fox fand heraus, dass besonders fröhliche Säuglinge im Alter von 4 Monaten, die auf Ereignisse besonders glücklich reagierten, auch noch mit 7 Jahren besonders freudig waren. Es scheint biologisch verankert zu sein, wie viel Freude im Leben ausgestrahlt wird.

Die Genetik allein bestimmt jedoch nicht wie glücklich wir in unserem Leben werden. Sowohl bei Menschen als auch Hunden (höchstwahrscheinlich, auch wenn letzteres noch nicht wissenschaftlich belegt wurde) ist die Genetik nur ein Einfluss und stellt eine bestimmte Neigung dar. Wir haben dennoch einen großen Einfluss darauf wie glücklich wir sind und werden können (McConnell, 2005).

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 01/2016 .