Ferdinand (inzwischen zehn Jahre) lebte circa sechs Jahre auf einem polnischen Dorf an der Kette. Als er zu lästig wurde, ließ man ihn frei und er war kurze Zeit auf sich selbst gestellt. Von Hundefängern aufgelesen landete er in einem Tierheim an der polnischen Ostseeküste. Als Insasse dort lebte er ein halbes Jahr in überfüllten, kleinen Zwingern und biss sich mit jedem Hund. Da die Tierheimpfleger völlig überfordert waren und keinen Platz für diesen aggressiven Rüden hatten, wussten sie nicht wohin mit ihm.
Ein Tierschutzverein aus Berlin bat, einige Hunde zur Ausreise fertig zu machen und die Pfleger schummelten Ferd in eine Box für die Ausreise. So zog also ein verwechselter Hund bei mir ein – eigentlich sollte eine kleine Hündin zu mir auf Pflegestelle kommen.
Einst als gefährlicher Hund beinahe aufgegeben, hat sich Ferdi zu einem wundervollen vierbeinigen Partner entwickelt. Von Ferdinand konnte Jana Döbler sehr viel über Hunde lernen.
Ferdi brachte diverse Ängste mit, u.a. vor Füßen, Flaschen und Männern. Die skurrilste war wohl die Angst vor dem Duft von Handcremes. Außerdem stand er immer noch zähnefletschend in der Leine, wenn er auch nur auf einhundert Meter Entfernung einen anderen Hund sah. Trotz alledem brachte Ferdi mit seinem Charme jedes Eis zum Brechen. Nach kurzer Zeit stand fest, dass ich ihn nicht wieder hergeben werde. Inzwischen lebt der Rüde vier Jahre bei mir in Berlin. Von Ängsten nichts mehr zu spüren, fand er auch schnell viele Hundefreunde. Außerdem verdanke ich ihm die Ausbildung zum Hundetrainer, weil uns keiner wirklich weiterhelfen konnte. Also nahm ich mit neuem Wissen bepackt seine Erziehung selbst in die Hand. Ferdi ist ein Trainerhund geworden, der mich überall hin begleitet. Inzwischen hat er in einem Langspielfilm mitgespielt („Das merkwürdige Kätzchen“, Veröffentlichung im Sommer 2012) und in einem Kurzfilm.
Es freut mich, jeden Tag seine Lebensfreude und Neugier zu sehen.
Autor: Jana Döbler