Bis auf den Beagle, der sich als Familienhund etabliert hat, trifft man Meutehunde („Hounds“) wie beispielsweise den English oder Irish Foxhound, Harrier oder Anglo Français so gut wie gar nicht außerhalb von Jägerkreisen an. Diese Hunde sind denkbar ungeeignet für ein Leben in der Familie und gehen innerhalb einer oft bis zu 40 Hunde umfassenden Meute voll auf. Zwar lebt der Beagle heute in Familien, doch werden bestimmte für Meutehunde typische Verhaltensweisen häufig fehlinterpretiert, was nicht selten zu Problemen führt. Lernen Sie diese Spezialisten kennen und verstehen.
Die Meutejagd ist tief mit der Jagd in England und Frankreich verwurzelt und entstand vor allem für die Fuchsjagd, die seit mittlerweile 10 Jahren auch in England verboten ist. Ende des 18. Jahrhunderts erreichte die Meutejagd unter den Reichen Europas in Frankreich ihren Höhepunkt. Riesige Hundemeuten, die aus hundert und mehr Hunden bestanden, wurden vom Adel gezüchtet, gepflegt und ausgebildet. Adelshäuser besaßen häufig eigene Schläge von Hunden, die sich in Aussehen und Leistung von anderen unterschieden.
Grausam erging es den Meuten und ihren Herren während der Revolution, wo sie beinahe gänzlich vernichtet wurden. Wenige Exemplare überlebten und bildeten die kleine Basis für spätere Zuchtbemühungen. Die verbliebenen Exemplare lebten bei der ländlichen Bevölkerung. Die Jagd war fortan nicht mehr nur den Adeligen vorbehalten. Es sollte bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dauern, ehe auch in Frankreich das Interesse an den alten Meutehunderassen wieder größer wurde. Heute ist die Jagd hoch zu Ross, die Parforce-Jagd, wieder ein beliebter und traditionsreicher Sport. Wie bereits eingangs erwähnt, wurde die blutige Fuchsjagd in Großbritannien 2005 endgültig verboten. Die Hunde folgen seither einer künstlich gelegten Duftspur, der sogenannten Schleppjagd, und dürfen als Belohnung nicht mehr den gehetzten Fuchs, sondern ein großes Stück Pansen (auch Curée genannt) reißen. Je nach Reitkönnen folgen die Reiter der Meute über eine zuvor definierte und gesicherte Strecke, entweder mit oder ohne Hindernisse. Bei der echten Fuchsjagd mussten die Reiter natürlich der Meute querfeldein folgen, was häufig zu gefährlichen Unfällen für Pferd und Reiter führte.
Zäh und hart im Nehmen
Meutehunde sind harte Burschen und extrem schmerzunempfindlich. Das ist auch gut so, denn wenn die Meute im Transporter zur Jagd gebracht wird, drängen sich oft bis zu vierzig Hunde auf engstem Raum. Würde dies für manch andere Hunde eine Horrorvorstellung sein, so haben Beagle, Foxhound und Co. überhaupt kein Problem die Anreise etwas beengt mit ihren Meutekumpels anzutreten. Sie sind Artgenossen gegenüber äußerst verträglich und pflegen einen toleranten Umgang. Auch ihren Herrn gegenüber sind sie respektvoll. Perfekte Befehlsempfänger oder besonders anhänglich sind sie allerdings nicht, denn wären sie das, hätten sie bei der oft tagelangen Fuchsjagd, bei der sie völlig auf sich allein gestellt sind, keine Chance gehabt. Damals wurden die Hunde auf den Fuchs angesetzt und kehrten oft tagelang nicht zurück. In England kommt es auch heute noch oft vor, dass völlig ausgepumpte, verdreckte Hunde von besorgten Touristen aufgesammelt und ins nächste Tierheim gebracht werden. Bei der Rückkehr zum Ausgangspunkt sind Abkürzungen gern willkommen, auch wenn diese entlang städtischer Hauptstraßen führen. Meutehunde kennen zudem keine Reviergrenzen, was logisch erscheint, bedenkt man, dass sie dem Fuchs über Stock und Stein folgen mussten. Das macht sie einerseits mit Artgenossen so verträglich, eignet sie andererseits überhaupt nicht als Wachhunde.
Den Artikel findest du in Ausgabe 04/2015 .