Fotos vom American Staffordshire Terrier kommen heute immer dann zum Einsatz, wenn eine Tageszeitung auf der Suche nach einem besonders bösen Hund ist. Weit aufgerissene Mäuler und durch Gitterstäbe gezwängte Zähne sollen die potenzielle Gefahr, die von dieser Rasse ausgehen soll, unmissverständlich abbilden. Nur wenige Menschen geben sich nicht mit den ihnen servierten Mythen rund um die sogenannten Kampfhunde zufrieden, sondern wollen genau wissen, was hinter dieser scheinbar gefährlichen Fassade steckt. Und wer ein Mal hinter die Fassade geblickt hat und den American Staffordshire Terrier so kennengelernt hat, wie er wirklich ist, möchte sein Leben lang nicht mehr auf diese Rasse verzichten.
Der nächste Termin im Fotostudio ist ein Shooting mit zwei American Staffordshire Terriern. Als die beiden Hunde den Raum betreten, geht die Sonne auf. Es hat den Anschein, dass der gesamte Hundekörper nur noch ein Anhängsel der völlig außer Kontrolle geratenen Rute ist, die unaufhörlich rotiert. Die rotierende Rute rotiert sich ihren Weg samt Hund zu mir durch. In weiser Voraussicht habe ich die Kamera sicher am Tisch verstaut und lasse mich auf das Abenteuer „Begrüßung eines American Staffordshire Terriers“ mit allen Sinnen ein.
Gefühlschaos vorprogrammiert
Immer wenn mir ein AmStaff auf diese Weise begegnet, gerate ich in ein Gefühlschaos aus Freude und Wut. Freude über diese so menschenfreundliche, aufgeschlossene und liebenswürdige Rasse. Über die ehrliche, vorbehaltlose Art, mit der diese Hunde den Menschen begegnen. Sie lassen sich voll Vertrauen auf uns ein und können ihre Freude über den Kontakt mit uns kaum im Zaum halten. Wut, wenn ich an die vielen hetzerischen Berichte und Artikel denke. Wenn ich an Politiker denke, die frei von jeglicher kynologischer Kompetenz wahllos Hunderassen auf Listen zusammenfassen und Haltungsbedingungen vorschreiben, die ein artgerechtes, lebenswertes Hundeleben kaum möglich machen. Die Welt lebenslang mit Maulkorb und Leine erleben. Was ist das für ein Hundeleben? Wut, wenn ich daran denke, dass einige wenige Menschen, die ihr eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommen, Hunde wie diese beiden dazu missbrauchen, sich gegenseitig blutige, erbitterte Kämpfe zu liefern. Wut darüber, dass alle in einen Topf geworfen werden. Wut darüber, dass der Artikel über einen auffällig gewordenen American Staffordshire Terrier noch Monate nach Erscheinen diskutiert wird, während der Artikel eines anderen American Staffordshire Terriers, der als Lawinenhund Menschenleben rettet, ohne Echo in den Weiten der Zeitungsartikel verschwindet. Ich kann mir die Entstehung von Rasselisten nur so erklären, dass die Initiatoren dieser noch nie einem solchen Hund begegnet sind. Wer die ungeteilte Aufmerksamkeit und Zuneigung eines American Staffordshire Terriers genießen durfte, kann einer Pauschalverurteilung dieser Rasse nicht zustimmen.
Der moderne American Staffordshire Terrier zeichnet sich nicht nur durch sein sehr ansprechendes, elegantes Äußeres aus. Er überzeugt vor allem durch sein freundliches Wesen. Um dieses voll zu entfalten, braucht er allerdings verantwortungsbewusste, souveräne Halter, die sich seiner Kraft und seines Temperaments bewusst sind und diese beiden positiven Eigenschaften einzusetzen wissen. Diese Rasse ist ein Allroundtalent im Hundesport und lässt sich für so gut wie jede Sportart begeistern. Sicher, ein AmStaff wird nicht so grazil im Obedience tänzeln wie ein Australian Shepherd oder Border Collie, aber bemühen würde er sich in jedem Fall. Damit er sich für seinen Menschen so richtig ins Zeug legt, muss dieser ihn zu nehmen wissen. Der AmStaff ist ein Terrier und das merkt man. Er ist intelligent und versteht es, seinen Kopf durchzusetzen. Harte und unfaire Erziehungsmaßnahmen sind fehl am Platz, denn tief unter seiner muskulösen, rauen Schale sitzt ein sehr sensibler, weicher Kern.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 02/2016 .