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Stadtwölfe und Wildhunde

Der Hund stammt vom Wolf ab – soweit so gut. Doch wie kann man sich die tiefe, fast nabelschnurartige Verbindung von uns Menschen zu unseren felligen Begleitern erklären und was haben diese mit ihren Ahnen noch gemein. Wolf, Hund, Mensch Diese drei Komponenten erforscht Kurt Kotrschal seit Jahren auf Herz und Nieren. Er ist bedeutender Verhaltensbiologe und gründete mit zwei Kolleginnen das Wolf Science Center (www.wolfscience.at). Rasch entwickelte sich das Wolfsforschungszentrum zu einem der wichtigsten internationalen Forschungsbetrieben für Menschen, Wölfe und Hunde. Von klein auf werden die herzigen Fellknäuel begleitet. Es wird mit den Tieren gearbeitet, um Erkenntnisse über soziale Beziehungen, Stresshormone und Verhalten zu gewinnen. In seinem neuesten Buch „Einfach beste Freunde“ bricht Kurt Kotrschal eine Lanze für uns Hundebesitzer und meint, dass wir uns alle an der eigenen Nase bzw. Schnauze nehmen sollen. Für uns nahm er sich Zeit für ein Interview:

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„Einfach beste Freunde“ das neue Buch von Kurt Kotrschal

YOUR DOG: Dr. Kotrschal, der Hund hat sich gerade in der Stadt zu einem ständigen Begleiter und Lebensgefährten entwickelt. Wie viel hat er eigentlich noch mit seinem Ahnen, dem Wolf, gemein? Dr. Kotrschal: Die Prioritäten des Hundes haben sich verschoben. Hunde begeben sich in eine Abhängigkeit gegenüber uns Menschen und sind zum Sozialpartner geworden. Über Jahrtausende haben wir daran gearbeitet einen Wolf zu schaffen, der zu uns passt. Dabei zeigen unsere Ergebnisse, dass Wölfe intelligenter und sozial kompetenter sind, sich besser koordinieren und mehr mitdenken als unser Haushund. Dennoch sollte man sich deshalb keinen Wolfshybriden als Haushund anschaffen, da sie eine ausgeprägte Selbstständigkeit und Entscheidungsfreudigkeit haben, mit denen unerfahrene Halter nicht klar kommen. Für unseren Hund ist der menschliche Kontakt das Wichtigste. Obwohl die Katzen noch immer an Nummer eins der Haustiercharts stehen, eigenen sich Hunde auch für ein urbanes Leben. Es ist nicht immer ein großer Garten von Nöten , sondern es kommt darauf an, dass man sich mit dem Hund beschäftigt und seinen Bedürfnissen gerecht wird.

YOUR DOG: Wie sind Ihre Erfahrungen zum Leben mit Hund in einer Stadt – auch in Bezug auf die anscheinend steigende Intoleranz (Köder, Unverständnis etc.)? Dr. Kotrschal: Generell kann ich nur an mehr gegenseitiges Verständnis appellieren. Seit mittlerweile 30.000 Jahren begleiten uns Hunde – das gilt für alle menschlichen Kulturen. Nicht-Hundebesitzer und Hundebesitzer sollten sich mit gegenseitigem Respekt begegnen. Hunde anleinen, wenn es geboten ist, eine gute Sozialisierung des Hundes, Gackerl wegräumen sollten Usus sein. Genauso sollten aber Hunde am gesellschaftlichen Leben teilhaben dürfen und die Hundeverbotsschilder minimiert werden. Als wir alle noch in Kinderschuhen steckten konnten wir die Natur und Tierwelt viel besser wahrnehmen. Für Kinder und Erwachsene ist ein Leben mit Tieren wichtig und wundervoll. Wir alle haben das Menschrecht auf ein Zusammenleben mit einem Hund.

YOUR DOG: Ihr Buch „Einfach beste Freunde“ trifft den Zeitgeist und sagt aus, dass das Leben mit Hund gesünder ist. Was liegt Ihnen hierbei besonders am Herzen? Dr. Kotrschal: Ich möchte den Menschen die Wichtigkeit eines harmonischen Zusammenlebens untereinander und mit Hunden vermitteln. Gegenseitiges Verständnis und Höflichkeit sollten in einer modernen Gesellschaft eigentlich selbstverständlich sein. Hunde sollten mehr integriert werden. In Wien funktioniert das eigentlich schon sehr gut. Der Hund wird dort gut in das urbane Leben eingebunden und es werden zahlreiche Möglichkeiten für Menschen mit Hunden installiert. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn dem mehr Städte nacheifern würden. Hunde tun so viel für unsere Gesellschaft. Sie begleiten blinde Menschen durchs Leben, retten Skifahrer vor dem Lawinentod, schenken behinderten Kindern das Lächeln zurück, zeigen Diabetikern wenn sie auf sich aufpassen müssen, schnappen Verbrecher und vor allem geben uns mit viel Liebe ein wärmendes Gefühl.

Eigentlich sind wir doch alle Tiere und verstehen uns untereinander – nicht zuletzt wegen unserer engen evolutionären Verwandtschaft!

Buchtipp:
Kurt Kotrschal
„Einfach beste Freunde. Warum Menschen und andere Tiere einander verstehen“
Brandstätter Verlag

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Autor: Nadine Wohlkönig