Drückt es auf Blase und Darm – und das mehrmals täglich, oft, nein sehr oft sogar – wird sich dessen, was von innen drückt, ungehemmt entledigt. Zumeist jedoch nicht an dem Ort, den wir uns dafür wünschen, sondern leider oft dort, wo wir es überhaupt nicht schätzen. Als wichtigsten Tipp kann ich Ihnen ans Herz legen: Fangen Sie überhaupt nicht erst an, nach irgendwelchen Not- oder Übergangslösungen zu suchen. Beispielsweise die Auslegung der bereits ausgelesenen Tageszeitung in einer praktisch erscheinenden Ecke, zweckentfremdete Katzenkistchen, etc. – all diese „Übergangslösungen“ scheinen durchaus verlockend, überhaupt wenn man zitternd in der kalten dunklen Nacht im Freien wartet bis das plötzlich gar nicht mehr so herzige Hundekind endlich sein Geschäft verrichtet. Bitte vergessen Sie das ganz schnell wieder. Ihr kleiner Welpe wird sich diese „Ecken“ nur allzu gut merken, während Sie lange schon beschlossen haben, dass er sein Geschäft doch lieber dort erledigen sollte wo es hingehört: nämlich draußen.
DER EINE SCHNELLER, DER ANDERE LANGSAMER
Es ist wie überall im Leben: Der eine Hundebesitzer schwärmt stolz davon, dass sein Hund nach wenigen Tagen bereits sauber war und klopft sich selbst anerkennend auf die Schulter. Während ein Anderer, auf Grund zahllos durchwachter Nächte, einem Zombie gleichend von Kollegen und Freunden mitleidig zum Hundekauf bedauert wird, sich schon entnervt fragt „Wie lange soll das noch so weitergehen?“ Hier kann ich Ihnen erste Hoffnungen machen. Vergleiche zu Kleinkindern drängen sich auf und es gilt die altbekannte Regel: der eine früher, der andere später. Irgendwann lernen sie es aber alle, versprochen. Eine häufig nicht beachtete jedoch äußerst wichtige Rolle im Vorfeld spielt schon die Wahl des richtigen Züchters. Dieser kann durch angemessene Rundumbedingungen und richtiges Reagieren, die Grundlage dafür legen, dass „sauber werden“ nicht in Stress für alle Beteiligten ausartet. Hinterfragen sie ruhig und ohne schlechtes Gewissen, wie die Welpen Aufzucht vonstattenging. Stubenreinheitstraining beginnt nämlich bereits in dem Moment, in dem sich die kleinen Stinker auf den Pfoten halten können.Haben sie die ersten Tage nicht die Möglichkeit, sich außerhalb der Wurfkiste zu lösen, wird es später schwieriger sein ihnen beizubringen, dass sie sich nicht dort lösen dürfen, wo sie „wohnen“. Da sie Gegenteiliges in der Zeit der Prägung erlernt haben. Anfangs besteht die Welt eines Welpen nur aus dem für ihn in unmittelbarer Umgebung sichtbaren. Dass es noch eine Welt dort draußen gibt erschließt sich ihm erst später. Genau die gleichen negativ prägenden Lernprozesse wird der Welpe erfahren, wenn er sein Dasein bis zur Abgabe, im Idealfall nicht vor der 9. Lebenswoche, ausschließlich in einem eigenen Raum fristen musste oder niemals seinen Lebensbereich verlassen konnte.
Auch wenn ein Welpe noch so süß und goldigvom Foto einer Anzeige in Ihr Gesicht blickt, erliegen Sie bitte nicht diesem „och ist der süß“-Gefühl sondern folgen Sie ihrem Instinkt! Selbst wenn Sie einen Welpen aus schlechten Bedingungen „retten“ kommen unzählige nach! Beachten Sie daher die wichtigsten Punkte wenn Sie sich für einen Welpen entscheiden. Schließlich wollen Sie doch, dass er lange ein zufriedenes Mitglied Ihrer Familie ist.
DER ZÜCHTER LEGT DEN GRUNDSTEIN
Die Aufzucht der Welpen spielt dabei eine wirklich entscheidende Rolle: Idealerweise sollten die Welpen einen eigenen Raum haben, welcher Welpen gerecht eingerichtet ist. Sprich in dem keine losen Kabel oder andere Gefahren für die Welpen lauern. Optimal wäre es, wenn der Welpe von diesem Raum aus problemlos nach draußen gehen kann. Wirbt ein Züchter mit „Hausaufzucht“ und wohnt im fünften Stock eines Mehrparteienhauses, können Sie sich ziemlich sicher sein, dass wohl eher der Putzlappen zum Einsatz gekommen ist, als dass den Hundekindern ein Gang ins Freie ermöglicht wurde. Grundsätzlich sollte einem Welpen immer nach dem Fressen die Möglichkeit geboten werden, sich draußen zu lösen. Ist dies erfolgreich geschehen und entsprechend gelobt worden, wird sich rasch nachhaltiger Erfolg einstellen. Wenn dies auch schon beim Züchter so gehandhabt wurde, ist es später für Sie ein Leichtes, Ihren Welpen schnell und zuverlässig sauber zu bekommen. Ein Welpe sollte tatsächlich jedes Mal nachdem gefressen und getrunken wurde, nach dem Spielen und selbstverständlich nach jedem Nickerchen – sei es auch noch so kurz gewesen – ins Freie gebracht werden. Manches Mal ist es schier beachtlich, wie schnell das gerade eben erst Aufgenommene scheinbar mühelos durch den Hund fließt, um dann an anderer Stelle in weniger angenehmer Form wieder zu Tage zu treten.
DER WOHNRAUM IST TABU
Je seltener der Welpe die Möglichkeit bekommt, seinen unmittelbaren Wohnbereich als Toilette zu missbrauchen, desto schneller werden Sie Ihr gewünschtes Ziel erreichen.Waren Sie doch einmal eine Spur zu langsam und erwischen Ihren Welpen dabei, wie er an unerwünschter Stelle sein Geschäft verrichten will, unterbrechen Sie dies unmittelbar, allerdings überlegt. Jeder Hund hat seinen eigenen Charakter. Manche Hundekinder sind äußerst sensibel und ein gezischtes „Nein“ oder „Pfui“ sind völlig ausreichend um sein Vorhaben zu unterbinden. Selbstbewusstere Hundekinder gucken Sie vielleicht frech an ohne großartig irritiert zu sein, während wiederum andere überhaupt nicht reagieren und Ihre Notdurft ungehindert verrichten. Wichtig ist, dass es hier jedenfalls angemessener Mittel bedarf, um dem Knirps klar zu machen, dass Sie dies nicht wünschen. Ich kann und möchte hier keine konkreten Maßnahmen empfehlen, da es tatsächlich so viele unterschiedliche Auffassungen wie Hundewelpen gibt. Ganz wichtig aber ist, dass Sie Ihren Hund und seine Reaktion darauf genau beobachten. Kriecht er bei einem zu lauten „Nein“ ängstlich in eine Ecke, haben Sie die geeignete Maßnahme sicherlich weit überschritten und sind übers Ziel hinausgeschossen. Damit sollten Sie äußerst vorsichtig sein, da so Vertrauen zerstört wird, anstatt einen Lernprozess zu fördern.Unterbrechen Sie sein unerwünschtes Verhalten mit dem geeigneten Mittel für Ihr Hundekind und nehmen Sie den Welpen rasch aber ruhig hoch um ihn umgehend ins Freie zu bringen. Unter keinen Umständen sollten Sie wild schreiend und gestikulierend auf den Welpen zustürzen, dass er annehmen muss, das jüngste Gericht komme über ihn. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Hundekind es so versteht, dass sich zu lösen in Ihrer unmittelbaren Nähe unweigerlich eine Strafe nach sich zieht erschwert den Prozess der Stubenreinheit erheblich. Vielmehr sollte der Welpe mit dem Gang nach draußen etwas Positives verbinden. Verzichten Sie bitte im eigenen Interesse auf gesittetes „an der Leine rausgehen“, sondern nehmen Sie ihn auf den Arm und laufen Sie!
LOBEN LOBEN LOBEN
Wenn er dann sein Geschäft ordnungsgemäß und wie gewünscht draußen (!) erledigt hat, erklären Sie ihn zum Superstar. Der Lobgesänge (hie und da auch Leckerlis) können es gar nie genug sein, um diese Tat zu würdigen. In den Augen Ihres Hundes muss der Eindruck entstehen, dass Sie tatsächlich noch nie einen schöneren Hundehaufen gesehen, kein Pfützchen als angenehmer empfunden haben, als das soeben von Ihrem Superstar produzierte! Wenn Sie nun der Meinung sind Sie würden sich mit solch einem Verhalten zum Affen vor der Nachbarschaft machen – jawohl das tun Sie. Wenn Ihr Welpe schließlich zum Junghund herangewachsen ist und zuverlässig meldet wenn er hinaus muss, ist das längst vergessen.Schämen Sie sich also nicht, jeder Hundebesitzer dem Sie bei Ihren Häufchenzelebrationen begegnen, wird genau wissen was hier vor sich geht und jeder Nicht-Hunde-Besitzer hält Hundehalter ohnehin für verrückt. Was haben Sie also zu verlieren? Richtig, nichts. Also, Lobgesänge einstudieren und los geht’s! Was sie keinesfalls machen sollten: Am Nackenfell schütteln und Nase eintunken. Dies sind sicherlich keine geeigneten Maßnahmen um Reinlichkeit zu erlernen. Lassen Sie bitte unbedingt die Finger davon, egal was Ihnen „Hans-Peter & Co vom Hundeplatz“ erzählen. Den Welpen im Nackenfell kräftig durchzuschütteln -womöglich noch unter tosendem Gebrüll – entspricht in der Hundesprache dem Beuteverhalten und ist für so einen kleinen Hund überhaupt nicht zu verstehen. Sie wollen ihn ja nicht töten, oder? Ein sensibler Welpe wird jedoch genau das empfinden, und seine erste traumatische Erfahrung mit Todesangst wird der Bindung an Sie gewiss nicht dienlich sein. Der Stubenreinheit sowieso nicht.
SEHEN SIE UNBEDINGT VON BESTRAFUNG JEGLICHER FORM AB!
Schlagen mit der Zeitung und ähnlich antiquierte Methoden ordne ich in dieselbe Kategorie ein. Bitte seien Sie sich daher stets im Klaren, dass jede Maßnahme, die dazu geeignet scheint, das unerwünschte Urinieren oder Kot absetzen in Ihrem Wohnraum zu unterbinden, auch dazu in der Lage ist wichtiges Vertrauen zu zerstören. Insbesondere während der äußerst wichtigen Prägephase kann dies dauerhaften Einfluss auf die so wichtige Bindung und das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Vierbeiner haben. Sollte dennoch einmal unbemerkt ein Malheur passieren – und das wird passieren, gewiss – beseitigen Sie es kommentarlos und geloben Sie Besserung. Ja richtig – geloben Sie sich, das nächste Mal besser aufzupassen und insbesondere die ersten Signale Ihres Welpen nicht zu ignorieren, da der TV Beitrag gerade so spannend war oder das Telefonat mit der Freundin noch schnell beendet werden musste oder oder oder… Wenn Welpe muss, dann muss er gleich und dies duldet keinen Aufschub.Für einen Welpen ist es nicht nachvollziehbar wenn er für sein Missgeschick im Nachhinein bestraft wird. Es fehlt ihm schlicht der Bezug dazu. Daher gilt: Reagieren Sie wirklich nur, wenn Sie den „Täter“ auf frischer Tat ertappen. Damit diese „Angelegenheit“ aber nicht zu eintönig wird, legen einigen Welpen und Junghunden eine gewisse Verhaltensweise an den Tag, die immer wieder für Ratlosigkeit bei den frisch gebackenen Hundeeltern sorgt: das Absetzen von Urin immer dann, wenn eine Bezugsperson den Raum betritt. Die Erklärung ist jedoch eine ganz simple und tief in der Genetik unserer Hundekinder verankert. Es handelt sich hierbei um eine Beschwichtigungs-geste, die im Wolfsrudel lediglich aussagen will: „Ich bin doch noch ganz klein, also bitte tu mir nichts“.Im Wolfsrudel funktioniert diese Geste auch sehr zuverlässig. Erwachsene Wölfe finden dieses Verhalten völlig entwaffnend und entsprechend reagieren sie.
Unglücklicherweise wirkt jedoch solch ein Subordinationspfützchen auf erwachsene Menschen überhaupt nicht unwiderstehlich, erst recht nicht wenn dieses auf dem teuren Teppich hinterlassen wird.Es ist klar, dass Sie dieses Verhalten in keinem Fall so empfinden wie es von Ihrem Welpen beabsichtig wird, dies liegt schlicht daran, dass Sie nun mal kein Wolf sind, wofür das Hundekind aber wiederum herzlich wenig kann. Wird in dieser Situation der Welpe bestraft, bricht für ihn buchstäblich eine Welt zusammen, und Sie werden genau das Gegenteil erreichen. Er wird lediglich versuchen, Sie noch mehr zu beschwichtigen und Angst vor Ihrem – für ihn völlig unverständlichen – Groll bekommen. Denken Sie bitte wieder daran, dass hier das sehr wichtige Vertrauensverhältnis zu Ihrem Welpen nachhaltig beeinträchtigt werden kann. Im Idealfall verhalten Sie und Ihr Umfeld sich völlig neutral bei der Ankunft und verlegen das Begrüßungszeremoniell Ihres Hundes nach Möglichkeit ins Freie.
Mit fortschreitendem Alter lässt dieses Verhalten in der Regel rasch nach. Uriniert Ihr Hundekind dauerhaft draußen wie drinnen sollten Sie auch die Möglichkeit einer Blasenentzündung in Erwägung ziehen und lieber frühzeitig einen Tierarzt zu Rate ziehen. Nicht selten lässt sich dieses Problem so ganz leicht beheben, wenn es erst einmal erkannt ist. Für den Fall, dass Ihr Welpe sich draußen überhaupt nicht lösen möchte und Sie sich bereits ein wenig auf den Arm genommen fühlen, weil es beim Betreten der Wohnung plötzlich problemlos klappt, kann ich Ihnen auch hierzu einen kleiner Ratschlag geben: Gar nicht so wenige Welpen sind einfach über die Maßen beeindruckt und überwältigt, ob all der spannenden Dinge, die es draußen zu entdecken gibt, dass sie schlichtweg nicht die Notwendigkeit sehen, ihre Zeit mit solch lapidaren Dingen wie Kot absetzen zu vergeuden oder dies schlicht und ergreifend einfach „vergessen“. Kälte und ungewohnte Untergründe tun ihr Übriges. Sollten Sie nicht die Zeit oder den Willen dazu haben, Ihre Spaziergänge endlos auszudehnen, dann kann es hilfreich sein den Welpen an eine Box zu gewöhnen, die auch als Schlafplatz fungiert. Dort sollte sich der Welpe so lange aufhalten, bis Sie den Eindruck haben es pressiert nun. Sofern der Hund nun aus einer ordentlichen Kinderstube kommt und gelernt hat seinen Schlafplatz nicht zu verunreinigen (siehe auch weiter oben im Artikel die Tipps zum Hundekauf) wird er spätestens jetzt beginnen ein wahnsinns Theater zu veranstalten. Das ist Ihr Startschuss! Jetzt muss es schnell gehen! Und vergessen Sie anschließend bloß nicht darauf den Superstar dann entsprechend zu huldigen!
Abschließend kann ich Ihnen noch die frohe Botschaft überbringen, dass die letzte Hoffnung aber bleibt – wie ein Silberstreif am Horizont – irgendwann lernen sie es dann doch…
Manon Fetty