Die Welpen- und Jugendentwicklung ist ein faszinierender und spannender Abschnitt im Leben unserer jungen Vierbeiner. Genauer unter die Lupe zu nehmen, was sich in dieser Zeit alles verändert, zahlt sich aus, um zu verstehen, warum gerade dieser Lebensabschnitt so speziell ist und auf was wir im Alltag und Training besonders achten sollten, um die Entwicklung unserer kleinen Familienmitglieder bestmöglich zu begleiten und zu fördern.
Ganz am Anfang der Entwicklung unserer Vierbeiner stehen die Befruchtung, die Embryonalentwicklung, gefolgt von der Geburt, der Zeit als Welpe, Junghund, die Erwachsenenphase und irgendwann das letzte Stadium als Senior.
Welpenzeit
Lange Zeit wurde die Entwicklung des Welpen als der wichtigste und bedeutungsvollste Abschnitt angesehen. Es wurde teilweise ein regelrechter Marathon ausgelöst, was man nicht alles mit den Kleinen tun müsse. Im Endeffekt aber ist es viel wichtiger, den jungen Hunden gute und positive Erfahrungen zukommen zu lassen als viele verschiedene. Außerdem spielt auch die Zeit der Jugendentwicklung eine mindestens genauso wichtige Rolle, aber dazu später mehr.
Eine Phase, die zu einem Großteil stattfindet, während die Welpen noch beim Züchter sind, ist die sensible Phase, die circa während der 3. und 16. Lebenswoche stattfindet. Speziell in der 3. bis 5. Woche ist im Gehirn der Parasympathikus sehr aktiv, welcher für Entspannung zuständig ist. Sinnvoll ist es also, dass in dieser Zeit das Kennenlernen von Geräuschen und optischen Reizen gefördert wird. In diese Zeit fällt auch der Aufbau von Bindungen, die Kleinen beginnen ihre Umwelt zu erkunden, Beißhemmung im Spiel zu erlernen, die Frustrationstoleranz wird durch Entwöhnung von der Mutter trainiert.
Ab der vierten Woche beginnt die kritische Phase, in der sich die zuvor eher grundlegend positive Einstellung des Welpen verändert. Neue Dinge wie Geräusche, Gerüche, Gegenstände lösen vermehrt Meideverhalten aus. Den Höhepunkt findet diese Phase rund um die 7./8. Lebenswoche – die Zeit, wo die kleinen meistens zu ihren neuen Besitzern wechseln. Die Frage ist also, ob eine Trennung von den Geschwistern, der Mutter und allem Bekannten in dieser Phase besonders sinnvoll ist? Der beste und sicherste Zeitpunkt für einen Wechsel zu den neuen Besitzern liegt zwischen der 10. und 16. Woche. Ein frühzeitiges Kennenlernen der neuen Familie ist in jedem Fall aber empfehlenswert: regelmäßige Besuche, um miteinander vertraut zu werden, machen definitiv viel Sinn und werden dem kleinen Vierbeiner helfen. Um den Welpen mit dem Geruch seiner neuen Familienmitglieder vertraut zu machen, kann man ihm eine Decke, die nach der neuen Familie und den eventuell bereits vorhandenen Haustieren riecht, dort lassen.
Umzug in die neue Familie
Um den Aufbau einer Bindung zum neuen Familienmitglied zu fördern, sind Füttern, gemeinsames Spiel, viel Zuwendung, gemeinsame tolle Unternehmungen mit vielen positiven Erlebnissen (ohne den Welpen zu überfordern!) und prinzipiell einfach ein freundlicher Umgang miteinander sehr wichtig. In dem Moment, wo ein Hund bei uns einzieht, übernehmen wir Verantwortung für das kleine Wesen. Das bedeutet, dass wir ihm auch Sicherheit geben müssen. Den berühmten Satz „die machen sich das schon selbst aus“ sollten Sie also schnellstmöglich aus Ihrem Gedächtnis streichen. Lassen Sie Ihren Welpen ein- oder mehrmals in einer Situation alleine, in der er Angst bekommt, wird er lernen, dass er sich auf seinen Menschen nicht verlassen kann – ein Gefühl, dass für den Aufbau einer guten Bindung nicht zuträglich ist. Entspannung ist ein weiterer wichtiger Baustein. Es gibt viele gute Gründe, der Entspannungsarbeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn es vielleicht anfangs als etwas langweilig erscheint. Viele Verhaltensweisen, die für uns „unerwünscht“ sind, resultieren aus einer zu hohen Erregungslage. Da wäre es doch toll, wenn wir ein Werkzeug hätten, unseren Hund schnellstmöglich wieder herunterzuholen. Lesen Sie dazu auch den Artikel von Nicole Pfaller zum Thema „Reg dich ab, Bello – konditionierte Entspannung“ (your dog 03/15).
Ein besonderes Augenmerk auf diverse Welpengruppen zu werfen, lohnt sich ebenfalls. Ist das freie Spiel Schwerpunkt in den Gruppen, läuft man schnell Gefahr einen Hund zu bekommen, der sich bei Sichtung eines Artgenossen schnell aufregt, da andere Hunde Auslöser für Spiel und Aufregung werden. Sinnvoller ist es auch hier, erst einmal zu entspannen und das ruhige Abwarten zu üben, bevor es zum lustigen Spielen gehen kann.
Den Artikel findest du in Ausgabe 04/2015 .