Gesundheit

Ernährung & Verhalten – du bist was du isst?

Kann Ernährung Auswirkungen auf das Verhalten haben? Dieser Frage wollen wir in diesem Artikel auf den Grund gehen. Es wird schon lange geforscht, ob und in welchem Ausmaß die Ernährung eines Hundes sich auf sein Verhalten, speziell unerwünschtes oder problematisches Verhalten, auswirken kann. Leider sind viele Studien, die sich mit dieser Frage beschäftigen, entweder von Futtermittelherstellern in Auftrag gegeben, oder die Durchführung der Studien lässt starke Zweifel an den Ergebnissen aufkommen. Im Folgenden werden die gesichertsten Ergebnisse zusammengefasst.

bannernahrungverhalten

Die größten Unsicherheiten bezüglich Ernährung und Verhalten drehen sich um die Rolle von Protein in der Nahrung. Sowohl Quantität, Qualität als auch Verarbeitung sind im Fokus. Es wird angenommen, dass Futtermittel mit einem hohen Anteil an Protein (>25,%, Overall, 2013) langfristig die Levels von Serotonin, einem Botenstoff im Gehirn, senken, da andere große Aminosäuren mit Tryptophan (Vorgänger von Serotonin) um die Transportmechanismen (carrier) ins Gehirn (Blut-Hirn-Schranke) konkurrieren (Landsberg et al., 2013) und die großen neutralen Aminosäuren (z.B. Tyrosin) bevorzugt ins Gehirn transportiert werden. Niedrige Serotonin-Werte wurden mit Aggressionsverhalten in unterschiedlichen Tierarten in Verbindung gebracht (Rosado et al., 2010). Der Proteingehalt in der Ernährung scheint jedoch keinen Effekt auf ängstliches Verhalten oder Hyperaktivität zu haben (DeNapoli et al., 2000), allerdings wurden bei geringerem Proteingehalt des Futters positive Auswirkungen auf territoriales Aggressionsverhalten gefunden (Dodman et al., 1996).

Kohlenhydrate (Stärke und Zucker) sind ein weiteres interessantes Feld. Es wird angenommen, dass ein hoher Anteil an Kohlenhydraten hilfreich beim Transport von Tryptophan ins Gehirn sein kann, somit mehr Tryptophan ins Gehirn gelangt und Serotonin gebildet wird. Dies wiederum kann einen beruhigenden Effekt auf den Hund haben. Die Zufuhr von Vitamin B6 spielt hierbei ebenfalls eine große Rolle, denn es unterstützt die Bildung von Serotonin (Kato et al., 2012). Strong (2009) empfiehlt zusätzlich, dass Protein und Kohlenhydrate getrennt von einander gefüttert werden. Etwa drei Stunden nach der proteinhaltigen Mahlzeit (z.B. Lamm mit Reis, zuzüglich B-Vitamine), sollte die kohlenhydratreiche Mahlzeit (z.B. gekochte Kartoffeln oder gekochte weiße Nudeln) gefüttert werden.

In welchen Lebensmitteln kommt nun Tryptophan vor? 

Grundsätzlich ist diese Aminosäure in den meisten Lebensmitteln, die Protein enthalten, vorhanden. Folgende Lebensmittel haben viel Tryptophan: Kürbiskerne (Eagles, 1990), Bananen (Richard et al., 2009) oder Kelp (Seetang, Takahashi et al., 2000). Die Verfügbarkeit hängt jedoch, wie oben angesprochen, von den weiteren Aminosäuren ab, welche bevorzugt ins Gehirn transportiert werden.

Miller et al. (2015) fanden heraus, dass durch die Aufnahme von Kohlenhydraten, in diesem Fall Glukose oder Fruktose, die Ausdauer und Beharrlichkeit von Hunden nach einer Aufgabe, die Impulskontrolle testete, wieder auffüllt. Es ist also auch im Training wichtig, dass die Reserven für Beharrlichkeit (z.B. bei einer Suchaufgabe) nach einer Übung, die Impulskontrolle verlangt (z.B. Warten), wieder aufgefüllt werden. Laut Miller et al. (2015) könnte sich hier ein Lipid besser eignen als Kohlenhydrate. Die sogenannten medium-chain Triglyceride (MCTs) werden rasch über die Leber verarbeitet und aktivieren den Vagusnerv (Bach und Babayan, 1982). Der Vagusnerv gehört zum parasympathischen Nervensystem, das dem Stoffwechsel, Ruhe und Aufbau körpereigener Reserven dient. MCTs kommen zum Beispiel in Kokosöl vor (siehe unten).

Hilfreiche Nahrungsergänzungen und -zusätze

Bei ängstlichen Hunden können Zusätze, die reich an ungesättigten Omega-3 Fettsäuren und weiteren mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind, dabei helfen, dass sich der Hund schneller von einem angstauslösenden Ereignis wieder erholt (Overall, 2013). Dies sind zumeist Öle, von denen das Hanfsamen-Öl durch seine Ausgewogenheit an Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren heraussticht. Zusätzlich enthält es auch Omega-9 Fettsäuren, die Vitamine C und E sowie Chlorophyll. Durch die vielen ungesättigten Fettsäuren ist es das einzige pflanzliche Öl, das Fischölen am meisten ähnelt. Die blau-grüne Süßwasseralge Spirulina ist ebenfalls reich an vielen wichtigen Nährstoffen. So z.B. Vitamin B-Komplex, Vitamin E, vielen Mineralstoffen, Chlorophyll, Pflanzennährstoffen, Karotenoiden, Gammalinolensäure sowie einem kraftvollen Fänger freier Radikale (Dodds und Laverdure, 2015).

Den Artikel findest du in Ausgabe 04/2015 .