Der Kastrationschip für Rüden ist ein immer aktuelles Thema, da er oft als die perfekte Lösung für den triebgesteuerten Jungrüden gesehen wird, mit dem Vorteil den Eingriff in den Hormonhaushalt jederzeit rückgängig machen zu können. Anna Kleinfercher hat sich die Vor- und Nachteile näher angesehen.
Der Beagle-Rüde einer guten Freundin hat sich im Freundeskreis bereits einen Namen gemacht. Als Aufreiter der Nation. Keine Grillparty, kein DVD-Abend ohne mehrmaliges Aufreiten an allen anwesenden Personen vom Beagle-Gigolo mit dem klingenden Namen Günther. Meine Freundin war mittlerweile am Verzweifeln, da Günther darunter nicht nur in der Wohnung zu leiden hatte, sondern auch während des Spaziergangs nicht ansprechbar war. Eine rasche Lösung musste her, die in Form des Hormonimplantats schnell gefunden war.
Funktionsweise
Wie schon der Registrierchip wird auch das Hormonimplantat mit Hilfe einer Kanüle unter die Haut gesetzt. Damit kann der Halter vor einer chirurgischen Kastration herausfinden, ob das Verhalten des Hunds tatsächlich hormonell bedingt ist. Das Problem daran ist allerdings, dass die Wirkung tatsächlich erst nach rund vier bis sechs Wochen einsetzt und erste, durch den Chip bedingte Veränderungen des Verhaltens auftreten. Die Funktionsweise basiert auf der Ausschüttung des Wirkstoffs Deslorelin, ein Stoff, der dem körpereigenen Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) ähnlich wirkt. Normalerweise wird dieses Hormon intervallartig ausgeschüttet und bewirkt die Ausschüttung bestimmter Botenhormone durch die Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Die Botenhormone sind wiederum für die Bildung von Geschlechtshormonen verantwortlich, beim Rüden somit Testosteron. Der Chip setzt nun in kleinen Dosen den Wirkstoff frei und blockiert somit Rezeptoren an der Hirnanhangdrüse, sodass die Ausschüttung der Botenhormone ins Blut unterdrückt wird. In weiterer Folge wird die Produktion des Testosterons in den Hoden gesenkt, das Sexualverhalten reduziert und eine temporäre Unfruchtbarkeit erreicht.
Aktuell gibt es zwei Varianten des Hormonimplantats mit unterschiedlicher Wirkdauer, nämlich einerseits den Sechs-Monatschip sowie den Jahreschip. Ist das Ende der Wirkdauer erreicht, werden die blockierten Rezeptoren wieder freigegeben und die Menge der ausgeschütteten Botenhormone erhöht. Zu beachten ist, dass sich die durchschnittliche Wirkdauer auf Hunde mit einem Körpergewicht von 10-25 kg bezieht und sich bei entsprechend niedrigerem oder höherem Gewicht verlängern oder reduzieren kann.
Auswirkungen
Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass sich der Einsatz des Kastrationschips besonders bei Hunden mit Vorhautkatarrhen, aber auch gutartigen Vergrößerungen der Prostata positiv auswirkt. Auch übertriebenes Sexualverhalten wie beispielsweise starkes Aufreiten oder ständiges Lecken an Urinmarkierungen wurde durch den Kastrationschip stark reduziert oder trat gar nicht mehr auf.
Doch ein Allheilmittel gegen unerwünschtes Verhalten ist der Hormonchip freilich nicht.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 05/2016 .