Die chinesische Medizin besitzt ein vielversprechendes Potenzial, wenn z.B. die Wirkung der medikamentösen Schmerztherapie nachlässt oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die fast immer mithilfe bildgebender Verfahren westlich gestellten Diagnosen tragen in der chinesischen Medizin einen anderen Namen, der das gesamte Störungsmuster erfasst. Hierdurch ist es möglich neben den akuten Symptomen auch die Wurzel des Übels zu behandeln. In der chinesischen Medizin heißt es, dass „immer nur das Opfer schreit, niemals der Täter“. Was so viel bedeutet, dass unsere Aufmerksamkeit zuerst durch auffällige Symptome eingenommen wird und man nur durch Erkennen der zugrundeliegenden Krankheitsmuster eine erfolgversprechende Therapie einleiten kann.
So vielfältig wie die Krankheitsbilder (Hauterkrankungen, Atemwegserkrankungen, Inkontinenz der Hündin, Fruchtbarkeitsstörungen, Störungen des Magen-Darmtraktes), so vielfältig sind auch die Einsatzmöglichkeiten und Therapieansätze, die zur Verfügung stehen. Letztlich liegt ein guter Teil der Wirkung in der Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers und dem Versuch, die zugrundeliegenden Störungen zu beseitigen und den Energiefluss des Körpers wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Chinesische Kräutertherapie
Die chinesische Kräutertherapie ist ein weiteres der faszinierenden Gebiete der TCM im „Shen-nong Bencao Jing“ („Der Klassiker der Drogenkunde des Shennongs“ aus der Han Dynastie sowie im berühmten Werk „Shan Han Lun“), welches von Dr. Zhang Zong Jing im 3. Jh. n Chr. verfasst wurde. Die darin enthaltenen Diagnosen und Kräuterbeschreibungen sind auch heute noch Teil des Lehrplans in Traditionell Chinesischer Kräuterkunde. Die Traditionelle Chinesische Medizin behandelt sowohl akute als auch chronische Erkrankungen mit chinesischen Arzneimitteln. Grundsätzlich besteht keine Einschränkung der Anwendbarkeit der chinesischen Arzneien auf bestimmte Erkrankungen. In der chinesischen Medizin ist wie in der westlichen Medizin gegen viele Erkrankungen ein Kraut gewachsen. Die Traditionelle Chinesische Kräutertherapie verwendet vorwiegend Pflanzenteile (Wurzeln, Rinden, Blüten und Blätter), aber auch Mineralien und tierische Produkte. Die geschichtliche Überlieferung in Pflanzenportraits mit Temperaturverhalten, Wirkungsspektren und Indikationen sowie ihren Kombinationen in schriftlich fixierten Niederschriften in mehr als tausend klassischen Rezepten hat auch heute noch Relevanz. Viele von ihnen werden nach der individuellen Diagnosestellung variiert. Sie werden als Dekokt (Aufguss), Pulver oder in Form von Kapseln oder Tabletten verabreicht. Arzneien, die bei uns zur Anwendung kommen, müssen strenge Qualitätskontrollen (wie Identifikation der Inhaltsstoffe und deren Herkunft, Freiheit von Verunreinigungen, Pilz- und Bakterienbefall, unerwünschte Beimengungen, Kontamination mit Schwermetallen …) durchlaufen und europäische Standards erfüllen.
Traditionelle Chinesische Ernährungstherapie
Warum dann Traditionelle Chinesische Diätetik? „Medizin und Ernährung haben den gleichen Ursprung“. Die enge Verknüpfung zwischen der Traditionellen Chinesischen Diätetik und der Traditionellen Chinesischen Kräuterkunde ist in fast allen Kulturen zu finden und ist in China besonders ausgeprägt und bis heute erhalten. Schon 200 v. Chr. beschrieb Shennong, der göttliche Landmann sowie Patron der Drogenkunde, in seinem Buch „Die Essensverbote des Shennong und des Huangdi“, die Wirkung und Toxizität von Speisen und Pflanzen.Eine Trennung beider Bereiche fand ca. 100 v. Chr. statt durch die Werke von Sun Simiao, er beschrieb in seinem Manifest: „Bei richtiger Anwendung dienen die Lebensmittel einer sanften und gleichmäßigen Unterstützung der Qi-Kräfte und der körperlichen Substanz und sind somit grundsätzlich einem Arzneimittel vorzuziehen“.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 02/2018 .