Vergangenen Montag wurde Wien Ziel eines Terroranschlags, bei dem auch Polizeidiensthundeführer mit ihren vierbeinigen Spezialisten im Einsatz waren. Nach nur zehn Minuten, konnte der Täter neutralisiert werden, was nicht zuletzt der ausgezeichneten Ausbildung der österreichischen Exekutive geschuldet ist. Auch Polizeidiensthunde sowie ihre Hundeführer durchlaufen eine intensive Ausbildung, ehe sie ihren Dienst antreten dürfen.
Sicherheitsbeamte, die daran interessiert sind als Polizeidiensthundeführer (PDHF) zu arbeiten, müssen erst mindestens zwei Jahre im Außendienst tätig sein, bevor sie überhaupt zur Ausbildung des PDHF zugelassen werden können. Die Eignung der Bewerber wird dahingehend getestet, dass diese einige Zeit (meist für circa zwei Wochen) einer Polizeidiensthundeinspektion zugeteilt werden. Wird die Meldung durch das Bundesministerium für Inneres bestätigt, kann die Ausbildung im „Bundesausbildungszentrum für Polizeidiensthundeführer“ (BAZ) in Bad Kreuzen (Oberösterreich) oder dem Standort Wien Strebersdorf erfolgen.
Anforderungen an den potenziellen PDHF
- Mind. zwei Jahre im exekutiven Außendienst
- Empathie
- Geduld
- Selbstbeherrschung
- Konsequenz
- Verantwortungsbewusstsein
- Bereitschaft, seinen Hund auch ins Privat- und Familienleben zu integrieren dem Hund ein artgerechtes Leben ermöglichen
Der Weg zum Polizeidiensthund
Grundsätzlich sind folgende Rassen für den Polizeidienst geeignet: Malinois, Deutscher Schäferhund, Holländischer Schäferhund, Rottweiler, Dobermann oder Riesenschnauzer. Mitarbeiter des BAZ entscheiden aufgrund ihrer Erfahrung und des über die Jahre hinweg erworbenen Wissens über die Auswahl und den Erwerb passender Welpen, die im Alter von 8 bis 12 Wochen einem erfahrenen Polizeidiensthundeführer zur Aufzucht und Pflege anvertraut werden. Die Junghunde werden im Alter von ca. 15 Monaten im Dualsystem zum Schutz- und Stöberhund ausgebildet.
Ausbildung des Diensthundes
- eine Fährte von 800 Schritten, die eine Stunde alt ist, zu verfolgen und auf drei darauf abgelegte Gegenstände hinzuweisen
- als Schutzhund muss das Tier Angriffe auf den Polizeidiensthundeführer abwehren – ob mit oder ohne Maulkorb
- auf Kommando eine Person angreifen – mit oder ohne Maulkorb (unter Berücksichtigung des Waffengebrauchsgesetzes)
- Unterschiedlichste Gelände und Orte auf Kommando durchsuchen und versteckte Personen aufstöbern oder bestimmte Gegenstände anzeigen
Im BAZ werden jährlich vier Grundausbildungslehrgänge für PDHF abgehalten. In 14 Wochen werden die Polizisten und deren Hunde theoretisch und praktisch gelehrt, um als Fährten-, Schutz- oder Stöberhunde eingesetzt werden zu können, um schließlich nach Ablegen einer positiven Prüfung die Einsatzfähigkeit zu erlangen. Hier ist anzumerken, dass die Ausbildung nach einem – wie schon oben angeführt- Dualsystem erfolgt, was bedeutet, dass die Vierbeiner automatisch zum Schutz- sowie Stöberhund trainiert werden.
Dies hat den Vorteil, dass bereits in der Fortbildung besondere Talente und Fähigkeiten etc. erkannt und später durch Spezialausbildungen gefördert werden können. Bei Bedarf erfolgt die Ausbildung zum Fährtenhund. Die Grundausbildung schließt nach einer sechsmonatigen Praxisarbeit, einen darauffolgenden Perfektionskurs sowie einer Abschlussprüfung ab.
Spezialausbildungen für Diensthunde
Nach der Grundausbildung ist es möglich, Spezialbefähigungen durch weitere Ausbildungen je nach Anforderung oder Präferenz zu erlangen.
Die Standorte in Bad Kreuzen und Wien Strebersdorf werden nicht nur von österreichischen Polizisten zur Fort- und Weiterbildung genutzt, sondern auch von ausländischen Sicherheitspersonal. Interessierte aus Deutschland oder der Schweiz beispielsweise bilden sich hier vorwiegend im Bereich der Schutzhunde und Brandmittelspürhunde weiter. Auch Gäste aus Marokko bis hin zu den Vereinigten Staaten konnten begrüßt und geholfen werden. Das BAZ berät viele Menschen auch bei der Auswahl des richtigen Hundes und dessen Ankauf.
Neben der Grundausbildung werden folgende Speziallehrgänge angeboten
- Suchtmittelspürhund
- Sprengstoffspürhund
- Brandmittelspürhunde
- Leichen- und Blutspurenspürhunde
- (Spezial-)Fährtenhunde
- Bargeld- und Dokumentenspürhunde
- Lawinen-/Verschüttetensuchhunde
In Österreich stehen über 400 Polizeidiensthunde einsatzbereit für den exekutiven Außendienst zur Verfügung. Entweder sind diese auf einem gewöhnlichen Polizeiinspektorat oder einer speziellen Diensthundeinspektion stationiert.
Hundeführer zu sein bedeutet seine Arbeit tagtäglich mit Nachhause zu nehmen, da dein „Arbeitskollege“ auch dein Freund, Vertrauter und Familienmitglied ist. Auch in den eigenen vier Wänden wird die Beschäftigung mit dem nunmehr eigenen Haustier gefordert und erwünscht. Eine Entscheidung zum Hundeführer sollte gut überlegt sein, da dies nicht nur eine Chance auf eine neue Arbeitsrichtung sondern auch eine Entscheidung auf ein neues Leben inklusive Zusatz-Familienmitglied ist.