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CRUFTS 2015 – Hunde als Mittel zum Zweck

Vom 6. bis 8. März fand in Birmingham die diesjährige CRUFTS, die weltweit größte und traditionsreichste Hundeausstellung der Welt, statt. Über 21.500 Hunde wurden an diesem Rekordwochenende ausgestellt. Die Züchter und Doghandler reisten aus 43 Ländern, darunter Brasilien, Kanada und Südkorea an.

1891 fand die erste CRUFTS statt. Zur damaligen Zeit hatten Ausstellungen noch den Zweck, einen groben Überblick über die Entwicklung der verschiedenen Rassen zu erhalten. Die Reinzucht steckte oft noch in den Kinderschuhen. Die Vernetzung war in Zeiten ohne Auto oder gar Internet ungleich schwerer als in Zeiten digitaler Datenbanken. Selbst innerhalb einer Rasse traten oft so große Unterschiede auf, dass die jährliche Zusammenkunft auf einer Hundeausstellung unabdingbar war.

Kommerz vs. Liebe zum Tier
Demgegenüber steht der moder Kommerzapperat des Showbusiness mit professionellen Doghandlern und Züchtern die samt Hunde auf der Jagd nach möglichst vielen Titeln und Auszeichnungen um die Welt jetten und Richtern, die das eine oder andere Auge zudrücken. So geschehen bei der diesjährigen CRUFTS noch dazu im Rahmen der mit Abstand bedeutendsten Titel der gesamten Show, dem BIS (Best in Show, der Gesamtgewinner also). Die professionelle Doghandlerin Rebecca Cross aus den USA präsentierte den fünfjährigen Scottish Terrier „Knopa“ (Ch Mcvan’s to Russia with Love) auf eine Art und Weise, die den wahren Zweck einer solchen Megaveranstaltung auf abstosende Weise ungeschminkt zeigt. Zu Beginn der Vorführung noch am Richtertisch, verfrachtet sie Knopa anschließend wie eine schwere Teekanne auf den Boden, um das Gangwerk des Hundes zu präsentieren (siehe Fotos, Quelle: YouTube).

 

(vgl. ua. Video bei Minute 33:10)

http://www.youtube.com/watch?v=CgzIjP8HXgI

Um das unnatürlich und perfektionistisch in Form gezupfte Fell nicht durcheinanderzubringen, packt sie den Hund an Hals und Rute und setzt ihn so am Boden ab. Natürlich wird der Hund ganz offensichtlich keinen Schaden davontragen, aber selbst in jeder Hundezone würde man wohl zu Recht auf den zweifelhaften Umgang angesprochen werden. Dass dies im Rahmen eine Ausstellung keine peinliche Ausnahme ist, wird durch die ausbleibende Reaktion des Kommentators, des Richters sowie sämtlicher anderer Handler im Ring bestätigt. Während man auf Hundesportveranstaltungen schon lange hart an tierschutzkonformeren Umgangsformen arbeitet, gelten im Ausstellungsring nach wie vor andere Gesetze. Dabei sprechen wir gar nicht von den in Form geschnittenen Skulpturen, die an einem Showwochenende möglichst selten, besser gar nicht, den Boden berühren dürfen, um die aufwendige Frisur nicht zu gefährden. Frisieren, taften, föhnen, trimmen sind dabei noch die sympathischsten „Ausrutscher“.

Ekelhaft wird es meistens bei der Präsentation der Hunde, wenn schnürldünne Ausstellungsketten vollkommen selbstverständlich auf Zug gestellt, direkt hinter den Ohren angebracht und möglichst straff gespannt werden, um die Kopfform des Hundes perfekt zu präsentieren.

Noch nie habe ich einen Richter gesehen, der bei einer solchen Vorgehensweise massivst eingegriffen oder den betreffenden Handler gar disqualifiziert hätte. Zu groß ist die Angst vor der drohenden Wut des betreffenden Züchters oder nie mehr bei einer entsprechenden Veranstaltung als Richter eingeladen zu werden. Denn wie überall, werden auch bei Ausstellungen häufig nur die „bequemen“ Richter gerne gesehen. Wird der Druck der Öffentlichkeit doch zu groß, versucht man meist mit calmierenden Worten dem wütenden Mob den Wind aus den Segeln zu nehmen. Zwei Wochen später ist das Theater ohnehin vergessen. Dass sich für den betroffenen Hund auf diese Weise aber rein gar nichts ändert, dürfte weniger zählen.

Ausstellungen als Wirtschaftsfaktor

Ausstellungen sind richtig und wichtig. Hunderassen können nur durch regelmäßige Bestandskontrolle weiter entwickelt werden. Der zunehmende kommerzielle Faktor hingegen, der ja nicht am Ausstellungsgelände endet, sondern erst seinen Anfang nimmt, ist abstoßend! Es liegt auf der Hand, dass der Züchter des Hundes der die CRUFTS gewinnt, einen imensen wirtschaftlichen Vorteil mit Nachhause nimmt. Steigende Deckanfragen und Welpenpreise, steigende Popularität des Kennelnamens haben weniger auf den Siegerhund bzw. die jeweilige Rasse als vielmehr die dahinterstehenden Menschen (monetäre) Auswirkungen. Ob das der zündende Gedanke von Charles Cruft, dem Begründer der Cruft, war? Vermutlich nicht.

Jeder kann Ausstellungen verbessern!

Dieser Artikel soll übrigens nicht dazu animieren mit dem Finger auf Züchter, Aussteller, Handler etc. zu zeigen. Er soll dazu animieren sich selbst bzw. das eigene Verhalten beim Besuch, beim Richten oder beim Ausstellen im Rahmen einer Hundeausstellung zu hinterfragen. Egal ob Sie Richter, Züchter, Hundehalter, Beobachter, Tierarzt oder Veranstalter sind – SIE alleine haben in der Hand konsequent und im Sinne unserer Hunde bei eventuellen Missständen zu handeln. Jeder Einzelne von uns trägt Verantwortung, im Falle einer Verfehlung zu Lasten unserer Hunde nicht tatenlos zuzusehen. Wer wegsieht, trägt unweigerlich eine Teilschuld!

Erfolg für Österreich

Es gibt aber auch positives zu berichten: Trickdog-Profi und „Das Supertalent“-Gewinner Lukas Pratschker stellte sich mit seinem Border Collie „Falco“ der internationalen Konkurrenz in der Kategorie „Heelwork to Music Freestyle“ und konnte bei seiner ersten Teilnahme den hervorragenden 3. Platz erreichen. (vgl. ua. Video bei Minute 15:09)

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