Obwohl der Appenzeller Sennenhund wesentlich kleiner als sein großer bekannter Bruder, der Berner Sennenhund, ist, setzt er Kühe bei seiner Paradedisziplin, der Treibarbeit, mit Ausdauer, Härte und erstaunlicher Unerschrockenheit unter Druck. Der Appenzeller Sennenhund ist ein echter Naturbursche und liebt das abwechslungsreiche, anspruchsvolle Leben auf einem Bauernhof.
Die Gruppe der Schweizer Sennenhunde verweist auf eine Entstehungsgeschichte, die sich beinahe gänzlich frei von Einflüssen anderer Rassen entwickelte. Vielmehr ist ihre Entwicklung eng an die des Menschen innerhalb des Gebietes der heutigen Schweiz gebunden. Als Menschen im Zeitalter des Neolithikums rund um die Seen der mittleren Schweiz sesshaft wurden, zählten Hunde stets zu ihren Begleitern. Es waren schließlich die Kelten, die die Ureinwohner verdrängten. Deren Hunde kreuzten sich mit jenen der Ureinwohner und begründeten die Urahnen der heutigen Sennenhunde. Die Landschaft war schon damals prädestiniert für die Landwirtschaft, so waren die Hunde eher Nutztier als verhätschelte Haustiere. Das Geld war knapp und der Alltag hart. Tiere, die zu keinem Zweck eingesetzt werden konnten, waren für die Bauern nutzlos und wurden entsorgt oder gegessen. Ganz typisch für das Entstehungsgebiet der Sennenhunde ist das ausschließlich in diesem Raum Europas entstandene Küherwesen, wovon sich auch die Bezeichnung „Küherhunde“ ableiten lässt.
Mit dem Küherwesen entstanden die Küherhunde
Gemeint war damit eine ganz spezielle Erwerbsform der Landwirtschaft, bei der die Bauern überwiegend von den Produkten ihrer Milchkühe lebten. Damit ein solcher Betrieb wirtschaftlich war, mussten die Bauern oft über hundert Stück Vieh besitzen. Diese enormen Herden wurden dann mit Hilfe der Küherhunde auf den beschwerlichen Wegen auf die saftigen Almen der Schweiz getrieben. Ohne die Hilfe der Hunde wäre die Haltung einer solchen Herde ohne technische Möglichkeiten wie wir sie heute haben keinesfalls möglich gewesen. Je flinker, mutiger und widerstandsfähiger ein Hund war, desto besser konnte er seinen Senner unterstützen. Ängstliche oder gar kränkliche Hunde hatten keinen Bestand.
Schwache Hunde wurden gegessen
Darüber hinaus mussten die Hunde auch als Wächter taugen und Hab und Gut beschützen können. Auch die Verköstigung der Sennerfamilien war alles andere als feudal. Fleisch war sowieso die Ausnahme und selbst mit Brot musste man sparsam umgehen. Lediglich Molke war ausreichend zur Verfügung und bildete auch das Grundnahrungsmittel der Hunde. Die Sennerhunde waren demnach wenig anspruchsvoll und äußerst genügsam.
Auch die Küher und ihre Hunde sahen sich im 19. Jahrhundert mit massiven Veränderungen die (Land-)Wirtschaft betreffend konfrontiert. Mit dem Verschwinden der Küherstände in den Tälern, waren auch ihre Hunde nicht mehr gebraucht. Hätten sich nicht Liebhaber der Sennerhunde dem Erhalt dieser angenommen, sie wären wohl mit ihrem Aufgabengebiet, der Sennerei, gemeinsam verschwunden.
Der Appenzeller Sennenund arbeitet im Unterschied zu reinen Hütehunden wie beispielsweise den Schäferhunden, unter ständigem Bellen, um die träge Viehherde gut voranzutreiben. Hat die Viehherde die Weide erreicht, muss er seine Vielseitigkeit unter Beweis stellen und vom Treibhund zum bewachenden Hütehund werden.
Den gesamten Artikel lesen Sie in Ausgabe 03/2017