Wie Frauen erleben auch unsere Hündinnen von Hormonen gesteuerte Lebensphasen. In diesen Phasen durchlebt der Körper relativ rasch große Veränderungen, die auch die Hündin natürlich spürt und man ihnen oft auch anmerkt. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Hündin krank ist, sondern man muss lernen mit diesen Phasen richtig umzugehen. Diese Hormone haben aber natürlich einen großen Einfluss auf den gesamten Stoffwechsel und damit auch die Gesundheit der Hündin.
Als Hundehalter hat man oftmals Stress, wenn sich die Hündin verändert, die Gassirunde auf einmal zum Spießrutenlauf wird oder man den eigenen Hund nicht mehr wieder erkennt. Aber was passiert eigentlich in der hormonellen Entwicklung der Hündin?
Läufigkeit und Scheinträchtigkeit
Läufigkeit und die oft folgende Scheinträchtigkeit sind ganz natürliche Vorgänge bei intakten Hündinnen. Mit Beginn der Pubertät, meist zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat werden Hündinnen das erste Mal läufig. Bei großen Rassen kann es sogar bis zum 24. Lebensmonat dauern.
Die Länge der Läufigkeit, ist von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Dieser Zyklus wiederholt sich auch etwa alle 7 Monate (zweimal im Jahr), das ist aber bei jedem Hund individuell etwas unterschiedlich.
Die Vorbrunst (Proöstrus) kann zwischen 3 und 17 Tagen dauern. In dieser Zeit reifen die Eizellen im Eierstock heran und die Gebärmutter wird für eine mögliche Trächtigkeit vorbereitet. Zu diesem Zeitpunkt riecht das Weibchen für Rüden schon sehr attraktiv und viele Verehrer versuchen dann bereits ihr Glück.
Nach der Vorbrunst kommt die Phase der Brunst (Östrus) mit einer Länge von zwischen 3 und 21 Tagen. Nun ist die Hündin paarungsbereit und zeigt dies auch körperlich aktiv an – dies nennt man auch die Standhitze. Jetzt führt eine Paarung auch wahrscheinlich zu einer Trächtigkeit. Durch die hormonellen Schwankungen verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch das Verhalten der Hündin. Manche Hündinnen markieren z.B offensiv und setzen Duftmarken, um anzuzeigen, dass sie für eine Paarung bereit sind. Während die Hündinnen in der Vorbrunft oft abweisend, beinahe „zickig“ gegenüber Artgenossen erscheinen, werden sie in der Brunft oft sehr anhänglich und kuschelbedürftig.
Nach einem Eisprung entstehen an den Eierstöcken die sogenannten Gelbkörper. Diese produzieren das Hormon Progesteron. Wenn es zu einer Befruchtung kommt, ist dieses Hormon dafür zuständig, dass in der Gebärmutter ideale Bedingungen für die Einnistung des Eis herrschen. Mit dem Abbau der Gelbkörper nach rund 9 bis 12 Wochen, sinkt in der Nachbrunst (Metöstrus) auch der Hormonspiegel, der Hormonstatus des Hundes normalisiert sich wieder. Bei den meisten Hunden verläuft diese ganze Geschichte völlig ohne Zwischenfall.
Dieser sinkende Hormonspiegel sorgt jedoch bei einigen Hündinnen dafür, dass ein weiteres Hormon produziert wird – das Prolaktin. Dieses Hormon ist für die Milchproduktion im Hundekörper zuständig. Wenn das passiert, kommt es bei diesen Hündinnen 9-12 Wochen nach dem Ende der Läufigkeit zu einer Scheinträchtigkeit. Durch die Hormonschwankungen glaubt der Körper es liegt eine Trächtigkeit vor. Diese „Scheinschwangerschaft“ sorgt in der Natur dafür, dass auch Weibchen ohne Welpen die Nachkommen im Rudel umsorgen. Etwa 25% der Hündinnen sind betroffen, wobei es verstärkt bei kleinen Hunderassen vorkommt.
Die Symptome sind von Hündin zu Hündin unterschiedlich stark ausgeprägt und müssen auch nicht immer auftreten. Zu den Symptomen zählt ein Anschwellen der Milchleiste, oft verbunden mit einem Milchfluss aus den Zitzen. Die betroffenen Weibchen zeigen ein ausgeprägtes mütterliches Verhalten. Viele Hündinnen bereiten in dieser Zeit ein Nest für den Nachwuchs vor. Kuscheltiere und Spielzeug werden wie Welpen behandelt und umsorgt. Dieses Verhalten kann aber auch in Aggressivität oder Depression umschlagen. Während der Scheinschwangerschaft neigen manche Weibchen auch häufiger zu Erbrechen oder Durchfall.
Der Hormonspiegel sowie die Verhaltensweisen und körperlichen Veränderungen normalisieren sich nach etwa 2-3 Wochen wieder.
Wie kann man die Hündin in dieser Zeit bestmöglich unterstützen?
Weil es sich bei der Scheinträchtigkeit nicht um eine krankhafte Störung handelt, sondern um ein normales Geschehen im Zyklus, ist für gewöhnlich keine Therapie notwendig.
Durch lange Spaziergänge kann man die Hündinnen ablenken. Spielzeug und Kuscheltiere sollte man rechtzeitig wegräumen. Wenn die Hündin jedoch bereits Dinge bemuttert, sollte man ihr die „Ersatzwelpen“ lassen, da ein Entfernen in dieser Phase weiteren Stress für die Hündin bedeutet.
Durch Streicheln oder Belecken der Zitzen wird vermehrt Prolaktin ausgeschüttet. Dieses Hormon regt die Milchproduktion an und verstärkt die Symptome der „Scheinschwangerschaft“. Ein Body oder eine Halskrause helfen zum Beispiel dabei, die Hündin vom Belecken des Gesäuges abzuhalten, damit das Gesäuge möglichst wenig stimuliert wird. Auch ein Futterentzug für 24 Stunden und danach langsames Steigern der Futtermenge über 3-5 Tage, kann helfen die Milchproduktion zu reduzieren.
Wenn die Hündin während der Scheinträchtigkeit starke Symptome zeigt und man das Gefühl hat, sie leidet sehr darunter, kann man das Tier auch phytotherapeutisch unterstützen. Es gibt einige Wildkräuter, die Östrogen- und Progesteron-ähnliche Hormone in großen Mengen enthalten. Sie können helfen, den Hormonhaushalt auszugleichen und die Symptome der Scheinschwangerschaft auf natürliche Weise zu lindern. Hier ist das Himbeerblatt der bekannteste Vertreter.
Himbeerblätter (Rubus idaeus folium)
Die Himbeere gehört zur Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Himbeerblatt-Tee stammt aus den Blättern der Himbeerpflanze. Dieser Kräutertee wird seit Jahrhunderten zur Unterstützung der Gesundheit der Atemwege, des Verdauungstraktes und der Gebärmutter eingesetzt, insbesondere während der Schwangerschaft und im gebärfähigen Alter.
Himbeerblatt wird auch als „Kraut der Frau“ bezeichnet. Es ist reich an Vitaminen C, E, A, B und hat bedeutende Mengen an wichtigen Mineralien wie Magnesium, Kalium, Calcium und Phosphor, sowie essentielle Spurenelemente wie Zink, Eisen, Chrom und Mangan. Diese Vitamine und Mineralien sind in einer leicht aufnehmbaren Form enthalten und machen Himbeerblatt Tee zu einer wunderbaren Nahrungsergänzung bei Hündinnen. Der Tee aus Himbeerblättern enthält das Alkaloid Fragrin, das helfen kann, die Gebärmutter sowie den Beckenbereich zu stärken. Himbeerblätter wirken reinigend und durchblutungsfördernd und helfen dem Körper, sich nach der Läufigkeit schneller zu regenerieren. Sie beugen zudem einer Gebärmutterentzündung einige Wochen nach der Läufigkeit vor.
Weiters werden Himbeerblätter häufig für eine sanfte Geburtsvorbereitung, da die Inhaltsstoffe durchblutungsfördernd auf die Unterleibsorgane wirken und die Gebärmutter entspannen. Durch die Lockerung von Muttermund und Beckenmuskulatur wird eine schnelle Geburt gefördert.
Zur Verminderung von ausgeprägter Scheinträchtigkeit beginnt man mit der Gabe der Himbeerblätter bereits mit Beginn der Läufigkeit. Dazu gibt man die Blätter frisch oder getrocknet mit ins Futter. Es ist aber auch die Anwendung als Tee (Infus) möglich. Dazu gießt man 1,5 g Droge mit 200 ml heißem Wasser auf und lässt den Infus 5-7 Minuten ziehen. Man gibt davon etwa 20-30ml pro 10kg Körpergewicht der Hündin pro Tag.
Hilfe bei einer Entzündung der Milchleiste
Manchmal schwellen die Milchdrüsen jedoch so stark an oder die Milchproduktion ist so stark, dass es in Folge zu Entzündungen (Mastitis) kommt. Das Gesäuge verhärtet, wird warm und die Hündin ist sehr schmerzempfindlich. In diesem Fall muss sofort der Tierarzt aufgesucht haben.
Parallel zur schulmedizinischen Behandlung helfen Topfenwickel bei Entzündungen der Milchleiste. Dazu wird Topfen aus dem Kühlschrank auf ein Tuch gegeben und auf die Milchleisten des Hundes gelegt.
Rechtzeitige Fütterung von Petersilie und Salbei helfen den Milchfluss vorab zu stoppen. Dazu hackt man Petersilie und Salbeiblätter und gibt diese morgens und abends zum Futter bis die Milch versiegt. Wie lange es dauert, bis eine Wirkung einsetzt, ist von Hund zu Hund verschieden. Beide Kräuter dürfen nicht während einer tatsächlichen Trächtigkeit gefüttert werden.
Die Hündin wird nicht läufig – was tun?
Wenn Hündinnen nicht läufig werden kann das verschiedene Ursachen haben, denen man natürlich nachgehen muss, da dies kein natürlicher Ablauf ist.
1) Verspätete Pubertät
Im Normalfall kommen Hunde in die Pubertät, wenn sie etwa 70% ihrer Größe und ihres Gewichts erreicht haben. Das ist natürlich bei kleinen Hunderassen früher als bei großen Rassen. Von einer verspäteten Pubertät spricht man, wenn die Hündin mit 2,5 Jahren immer noch keine Läufigkeit gezeigt hat. Werden sie dann doch läufig, bleibt es dann aber meistens bei einem regelmäßigen Zyklus. Oft hilft es diese Hündin mit einer anderen läufigen Hündin unterzubringen, da pheromongesteuerte Mechanismen die Pubertät auslösen können. Leider können aber auch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion das Ausbleiben der Läufigkeit auslösen. Daher sollte man das Tier immer zeitnah gesundheitlich durchchecken lassen.
2) Stille Hitze
Eine häufige Ursache für das Ausbleiben der Läufigkeit ist die sogenannte stille Hitze. Das bedeutet, dass die Hündin einen normalen Zyklus hat, man diesen jedoch äußerlich überhaupt nicht wahrnimmt. So können Vaginalausfluss, Schwellung der Scheide und die Paarungsbereitschaft sehr minimal sein oder komplett ausbleiben. Eine stille Hitze kann ganz einfach über regelmäßige Vaginalabstriche oder Blutuntersuchungen diagnostiziert werden. Im Gegensatz zur stillen Hitze gibt es auch die Dauerhitze, bei der die Hündin nach 3 Wochen weiter in der Läufigkeit bleibt. Auch dies muss unbedingt beim Tierarzt kontrolliert werden.
3) Ausbleibende Läufigkeit
Wenn eine Läufigkeit bei einer erwachsenen Hündin ausbleibt, die über Jahre bereits regelmäßig Läufigkeiten gezeigt hat, dann sind meist medizinische Probleme die Ursache, die man unbedingt herausfinden muss. Häufig sind hier hormonbildende Eierstockzysten ein Problem, die auf Dauer zu einer Veränderung der Gebärmutter führen und lebensbedrohliche Gebärmuttervereiterungen begünstigen können.
Kommen Hündinnen in die Wechseljahre?
Wie allgemein bekannt kommen Frauen ab einem gewissen Alter in die Wechseljahre. In dieser Zeit laufen eine Reihe hormoneller Umstellungen ab und Frauen verlieren die Fähigkeit schwanger zu werden. Doch wie sieht das bei Hunden aus?
Im Gegensatz zu Frauen kommt eine Hündin nicht in die Wechseljahre. Sie kann ihr ganzes Leben lang läufig werden und somit auch trächtig. Im Alter kann es jedoch sein, dass der Abstand zwischen den Läufigkeiten größer oder unregelmäßiger wird. Also bitte immer wachsam bleiben, egal wie alt deine Hündin ist!
Erkrankungen der Geschlechtsorgane bei der Hündin
Da der Körper in diesen stark hormongesteuerten Phasen große Veränderungen durchmacht, kann es natürlich auch zu gesundheitlichen Problemen kommen. Es ist daher wichtig die Hündin immer anzuschauen, um Veränderungen rasch zu bemerken und schnell handeln zu können.
Bereits vor der Pubertät kann es bei jungen Hündinnen zu Scheidenentzündungen (Vaginitis) kommen, die sich meistens mit der ersten Läufigkeit dann geben. Das auffälligste Symptom der Vaginitis ist der eitrige Scheidenausfluss, ausgelöst durch Bakterien, durch den die Hündin die Region meistens auch intensiv beschleckt, was wiederum zu äußerlichen Entzündungen führen kann.
Da während der Läufigkeit der Muttermund (= Eingang in die Gebärmutter) geöffnet ist, können auch Bakterien aus der Scheide durch den geöffneten Muttermund in die Gebärmutter gelangen und dort zu einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) führen. Bleibt dies unentdeckt, kann es in weiterer Folge zu einer schwerwiegenden Gebärmutter-Entzündung (Pyometra) kommen. Dies ist ein akuter Notfall und muss umgehend ärztlich behandelt werden.
Natürlich kann es auch bei Hündinnen zur Bildung von Mamma-Tumoren an der Gesäugeleiste kommen. Sie treten meist bei älteren Hündinnen ab dem 7. Lebensjahr auf und können gutartig, aber auch bösartig sein. Es ist daher unbedingt notwendig Umfangsvermehrungen immer vom Tierarzt untersuchen zu lassen, um möglichst schnell auf diese Veränderungen reagieren zu können.
FAZIT
Es ist überraschend, wie wenig viele Hundehalter über das Sexualverhalten ihrer Hündinnen wissen. Die physiologisch völlig normalen Veränderungen, die eine Hündin im Laufe der Zyklusphasen durchlebt, beeinflussen natürlich einerseits ihren Körper und ihr Verhalten, aber auch das Zusammenleben mit anderen intakten Hunden.
Es ist wichtig diese hormongesteuerten Zeiten der Hündin zu kennen, zu verstehen, damit man sie selbstsicher durch diese Phasen leiten kann und weiß, was der eigene Hund in diesen Phasen braucht.
Den gesamten Artikel findest du in Ausgabe 02/2022.
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