Diese Frage wird von vielen Menschen kontroversiell diskutiert. Selbst „Tierschützer“ sind oftmals geteilter Meinung, wie man Hunden aus dem Ausland oder noch vor Ort im Ausland am besten helfen kann. Und ehrlich gesagt ist das keine einfach zu beantwortende Frage.
Wenn ich meinen eigenen Haushalt so ansehe, könnte man darauf kommen, dass meine Meinung zu diesem Thema eindeutig ausfällt: Pici, unser Viszla-Mix-Opi aus Ungarn, Elfi, unsere Boxer-Vermehrerhündin aus der Slowakei und Watschki, unser kleiner Terrier, der aus einem Kofferraum beschlagnahmt wurde, dazu meine Wenigkeit, geboren in Tschechien, und nicht zu vergessen mein Mann Walter, der vor seiner Verehelichung „Hubatschek“ hieß. Aber Spaß beiseite, das Thema ist durchaus ernst und oftmals sehr traurig.
Jagd auf freilebende Streuner
Gerade frei lebende Straßenhunde genießen im Ausland – auch in vielen Ländern der EU – in der Bevölkerung vor Ort oftmals einen katastrophalen Ruf und sind vielfach Verfolgungen und Massentötungen ausgesetzt. Nur langsam verändert sich das Bewusstsein der Menschen und die Sichtweise darauf, dass diese Lebewesen schützenswert sind – geschweige denn Familienmitglieder sein könnten. Traurige Höhepunkte dieses Kapitels war wohl der positive Beschluss des rumänischen Parlaments, der im Jahre 2011 die Massentötungen aller frei lebenden Hunde beschloss, und 2018 die Tötung von 2 Millionen Straßenhunden, damit sich Fußballfans 2018 in Sotchi nicht „gestört fühlen“. Mit großem Entsetzen und lähmender Hilflosigkeit haben wir damals die Fotos den Medien entnommen – aber was soll man schon tun, „man kann ja nicht jeden retten“.
Stimmt, man kann nicht jeden retten, aber vielen kann geholfen und das Leid gemindert werden. Es geht nur darum zu überlegen wie. Kastration vor Ort ist in jedem Fall die erste Wahl der Methode, um die Population und damit das Leid einzudämmen. Besonders zornig in diesem Zusammenhang macht mich, dass die Kastrationsprojekte für Hunde und Katzen von der EU mit Unsummen gefördert werden (z. B. in Rumänien) und dieses Geld in den Taschen vieler Bürgermeister und sonstiger korrupter Bürger verschwindet. Dies ist dem EU-Parlament durchaus bekannt – nur passiert scheint diesbezüglich noch nichts zu sein.
Diese katastrophalen Umstände verleiten uns natürlich dazu, oftmals emotionale und nicht gut durchdachte Entscheidungen zu treffen und die sozialen Medien und Foren sind voll von Hilferufen. Tatsächlich spielt der Tierschutzgedanke – also das Wissen einen Hund zu retten, oftmals eine wichtige Rolle, sich für einen Hund aus dem Ausland zu entscheiden.
Hund aus dem Ausland heißt per se ja noch gar nichts. Erstmals sollten wir unterscheiden, ob es sich um einen „echten“ Straßenhund oder einen Hund handelt, der schon einmal in einem „zivilisierten“ Umfeld Erfahrungen gesammelt hat. Hunde, die an Menschen gewöhnt sind und auch gelernt haben, mit Umweltreizen umzugehen, wird eine Eingewöhnung in einem unserer Haushalte grundsätzlich leichterfallen und oftmals sind Menschen echt überwältigt, welche Anpassungskünstler ihre neuen Familienmitglieder sind. Hingegen haben es Hunde, die Menschen nicht oder kaum je positiv wahrgenommen haben, wirklich schwer in unserer mit Reizen bepackten Umwelt klarzukommen. Zudem ist Angst als ständiger Begleiter für einen Hund eine schwere Belastung – und nicht nur für den Zweibeiner. Und wenn wir unsere Verantwortung als Hundehalter ernst nehmen, wird das eine Belastung für viele, viele Jahre sein. Bei diesen Hunden ist es oftmals sinnvoller diese – nach einer durchgeführten Kastration – in ihrem gewohnten Umfeld zu belassen.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 03/2021 .