Wer schon mal ein Kind großgezogen hat oder mit der „Aufzucht“ im näheren Umfeld betraut war, weiß genau, was das Wort „Pubertät“ bedeutet. Die Kleinen sind zuckersüß und anhänglich, gehorchen mit einem Lächeln und ohne Widerworte. Manchmal gehen sie sogar so weit, dass sie beteuern, wenn sie mal groß sind, unbedingt Mami und Papi heiraten zu wollen. Doch dieser Zustand ist nicht von Dauer. Von einem Tag auf den anderen werden unsere Lieblinge aufmüpfig, rebellisch und zeigen sich von einer Seite, die man vorher an ihnen nicht kannte. Grenzen werden ausgelotet, bisherige gut funktionierende Regeln werden bestenfalls zu schwammigen „Empfehlungen“.
Selbst Menschen, die im Normalfall gelassen und mit Nachsicht reagieren, verlieren da schon mal die Nerven. Generell kann man behaupten, dass dieser Abschnitt im gemeinsamen Zusammenleben der nervenaufreibendste ist und mit Phasen der Verzweiflung einhergeht.
Eine Achterbahnfahrt der Hormone
Diese Verzweiflung teilen in der Pubertät auch viele Hundebesitzer, denn die Verhaltensweisen von jungen Menschen und jungen Hunden haben starke Parallelen. Ähnlich wie bei uns Menschen unterliegen Junghunde durch die Hormonumstellung in der Pubertät – ausgelöst durch Dopamin und Testosteron – mehr oder minder starken Stimmungsschwankungen. Der Körper verändert sich – Prioritäten werden verlagert. Die Fokussierung auf Herrchen und Frauchen aus der Welpenzeit scheint wie weggeblasen – externe Reize werden zunehmend spannender. Signale, die zuvor ohne Zögern von den Kleinen befolgt und von ihren Besitzern mit großem Stolz der Umgebung demonstriert wurden, scheinen wie ausgelöscht zu sein – das Hirn nicht auf Empfang geschaltet. Ein noch in der Welpenzeit gut funktionierendes „Sitz“ wird zur Geduldsprobe – ein „Hier“ ein Ding der Unmöglichkeit.
Viele Hundebesitzer fragen sich in dieser Zeit wohl insgeheim: „Was habe ich nur falsch gemacht?“ oder „Will der mich ärgern?“. Aber nichts davon ist korrekt. Tatsächlich könnte man das Hundehirn in dieser Phase getrost als Baustelle bezeichnen. Immer wieder werden bestehende Hirnstrukturen geprüft und umgebaut. Neue Nervenzellen werden gebildet und unnütze Zellen eliminiert. Zusätzlich verändert sich auch das Gefühlsleben (Angst und Aggression) der Hunde und so manches zuvor friedfertige Tier wird in der Pubertät plötzlich zum Pöbler auf der Hundewiese oder zeigt unsichere Verhaltensweisen.
Der ganze Körper im Umbruch
Wissenschaftlich betrachtet sollten wir bei dem so häufig verwendeten Begriff „Pubertät“ differenzieren und zwischen „Pubertät“ und „Adoleszenz“ trennen. Die Pubertät ist ein Teil der Adoleszenz, und zwar derjenige, in welchem die Geschlechtsreife erreicht wird. Also bei Hündinnen die erste Läufigkeit – bei Rüden geht die Geschlechtsreife einher mit dem Heben des Beines beim Markieren. Dies ist also die Phase, in der unsere Hunde zeugungsfähig / reproduktionsfähig werden. In der Regel erreichen Hündinnen diese Reife schneller als Rüden. Zudem kann der Zeitpunkt bei den einzelnen Rassen sehr unterschiedlich ausfallen. Im Allgemeinen erreichen kleinere Hunde (wie z.B. kleine Terrier) die Geschlechtsreife früher – ca. mit 6 Monaten. Bei großen Rassen (wie z.B. Hovawart, Doggen, Herdenschutzhunden) tritt diese in der Regel wesentlich später ein.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 05/2019 .