Rassen

Siberian Husky – Charakterkopf für Fortgeschrittene

Hinter dem hübschen nordischen Vierbeiner verbirgt sich eine sehr anspruchsvolle Hundepersönlichkeit, die man zu nehmen wissen muss. Und auch bestimmte Haltungsvoraussetzungen sollten erfüllt sein, damit er sich wirklich wohlfühlt.

Der Siberian Husky ist noch heute zugkräftiger Begleiter der Nomadenstämme der Jugakiren zwischen Kolyma und Jana, aber auch der Tschuktschen am Eismeer und an der Behringstraße, sowie der Bewohner Kamtschatkas. Neben seinem Haupteinsatzgebiet als Zugtier half er höchstwahrscheinlich auch bei der Jagd.

Karge Lebensbedingungen

Der Alltag der Nomaden gestaltete sich wegen des rauen Klimas und der kargen Lebensbedingungen äußerst hart. Oft legten die Nomaden hunderte von Kilometern zurück, um zu den wenigen Handelsniederlassungen zu kommen, aber auch, um soziale Kontakte zu pflegen. Eine optimale Zugleistung gepaart mit Ausdauer, Zähigkeit und Genügsamkeit machten somit den idealen Schlittenhund aus. Sogar tragende Hündinnen mussten bis zum Werfen arbeiten und schon die Jungtiere wurden frühzeitig an das Zuggeschirr gewöhnt. Im Sommer gab es kein Futter, die Versorgung blieb den Huskys selbst überlassen. Eine Hundehütte kannten die Vierbeiner nicht. Sie mussten eisigster Kälte trotzen, stets draußen in gegrabenen Kuhlen übernachten und sich einschneien lassen. Ein Husky jedoch ist von Natur aus auf diese harten Lebensbedingungen eingestellt, denn er trägt ein gut isolierendes doppeltes Haarkleid, das sich gerade kalter Witterung optimal anpasst. Typisch für die Rasse ist außerdem der üppige Fellwechsel im Frühjahr, währenddessen vorübergehend die komplette Unterwolle verloren geht. Rollt sich der Hund über Nacht im Freien ein, steckt er seine Schnauze unter die Rute. Wird der Husky dann eingeschneit, wirkt die Rute als Schutz für seinen Kopf sowie als Luftfilter und Luftvorwärmer. Somit ist sie ein lebenswichtiger Teil für einen Hund, der unter arktischen Bedingungen lebt und arbeitet.

Vom Lebensretter zum Helden

Im Westen erlangte der Siberian Husky 1909 durch den russischen Pelzhändler William Goosak Bekanntheit. Erst der norwegische Goldsucher Leonard Seppala jedoch brachte die Reinzucht in Gang. Er machte den Husky in den USA und Europa noch populärer, als er seine Hunde unter widrigsten Bedingungen als Zugtiere bei einer mitten im Winter ausgebrochenen Diphtherieepidemie in der Stadt Nome (Alaska) zur Serumbeschaffung einsetzte. Nach Europa kam der sibirische Schlittenhund in den 1950er-Jahren. Bei der Suche nach einer rassegerechten Auslastung der Vierbeiner entdeckte man auch in unseren Breiten den Schlittenhundesport.

Wunderschöne Herausforderung

Heutzutage gilt der Husky hierzulande als die beliebteste Schlittenhunderasse. Kein Wunder, schließlich verfügt der hübsche Vierbeiner zum einen über ein ansprechendes Aussehen und außerdem über ein äußerst liebenswertes Wesen. Trotzdem handelt es sich um eine anspruchsvolle Rasse, die sicherlich nicht für jeden geeignet ist.
Der Siberian Husky ist ein echter Naturbursche, der nichts in einer Stadtwohnung zu suchen hat. Er braucht ein ländliches Heim mit eingezäuntem Garten sowie sportliche, hundeerfahrene Halter mit viel Zeit, die ihm bei jedem Wetter die nötige Bewegung verschaffen, aber auch seinen etwas eigenwilligen Kopf zu nehmen wissen. Er ist kein Anfängerhund. Zwar zeigen die arktischen Hunde eine auffallend große Freundlichkeit gegenüber Menschen, andererseits wird sich ein Husky nie bedingungslos seinem Herrn ergeben. Eine gewisse Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bewahrt er sich also immer. Häufig wird dem Sibirischen Schlittenhund etwas Katzenhaftes nachgesagt, da er unglaublich verschmust und anschmiegsam sein, aber auch distanziert und reserviert reagieren kann.
Als eingefleischtes Rudeltier benötigt er intensiven Familienanschluss und im Idealfall noch einen Artgenossen als Partner. Alleinbleiben gefällt ihm nicht sonderlich, denn jede Trennung von seinem Rudel bedeutet für ihn Stress. Hat er jedoch Gesellschaft durch Artgenossen, verhält es sich anders.

Nur ausreichende Bewegung macht einen Siberian Husky glücklich

Für sein perfektes Glück ist eine rassegerechte Auslastung das A und O. Nur dann entfaltet er seine positiven Wesenszüge voll und ganz. Einsamkeit oder Langeweile haben schlimmstenfalls neurotische Verhaltensstörungen zur Folge, die meistens in einer unkontrollierbaren Zerstörungswut enden.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 05/2019 .