In diesem exklusiven Interview tauchen wir in die faszinierende Welt der Tierfotografie ein, begleitet von der renommierten Tierfotografin Caroline Fiebinger. Mit einem speziellen Fokus auf Hunde, erzählt Caroline Fiebinger von ihrer persönlichen Reise, die sie zur Tierfotografie brachte, und teilt tiefgründige Einblicke in ihre künstlerische Herangehensweise, um die einzigartigen Persönlichkeiten unserer vierbeinigen Freunde festzuhalten. Entdecke, wie Carolines Leidenschaft für Tiere und ihre meisterhafte Technik zusammenkommen, um unvergessliche Momente in der Tierfotografie zu schaffen.
YD: Caroline, könntest du uns mehr über deine persönliche Reise und die Herausforderungen erzählen, die dich dazu inspiriert haben, dich auf die Tierfotografie zu spezialisieren, insbesondere auf Hunde?
CF: Natürlich wollte ich von meinen ersten beiden Hunden schöne Erinnerungsfotos haben und da ich bereits früher schon der Landschaftsfotografie nachging, besaß ich eine Kamera und knipse einfach mal drauf los. Dabei entdeckte ich schnell eine ganz besondere Hingabe und Leidenschaft. Das Interesse, verschiedene Hunderassen zu fotografieren, wuchs schnell, und ich begann auch andere Haus- und Hoftiere abzulichten. Von Insekten über Katzen bis hin zu Pferden und Bisons erkundete ich die vielfältige Welt der Tierfotografie.
Trotzdem habe ich mich besonders auf Hunde spezialisiert, da sie uns tagtäglich durch alle Lebenslagen begleiten und für mich nicht nur Fotomotive sind, sondern geliebte Familienmitglieder, die unser Leben bereichern. Ihre Individualität, ihre Lebensfreude und ihre Treue machen sie zu unverzichtbaren Begleitern.
Durch meine Fotografie möchte ich ihre Schönheit und ihre einzigartigen Persönlichkeiten zeigen und mit anderen Menschen die Freude teilen, die ich beim Betrachten und Erleben dieser Tiere empfinde.
YD: Wie hat deine eigene Beziehung zu deinen Hunden deine Herangehensweise an die Tierfotografie beeinflusst? Gibt es bestimmte Momente mit deinen Hunden, die deine Arbeit maßgeblich geprägt haben?
CF: Um ehrlich zu sein, hatte ich als Kind einen Vorfall, bei dem ich von einem freilaufenden Hund gebissen wurde. Das führte dazu, dass ich jahrelang Angst vor allen Hunden hatte. Es dauerte bis ich meinen Mann und seine Hunde kennenlernte, um diese Angst zu überwinden. Witzigerweise, muss ich dazu sagen, handelt es sich dabei um kleine 2kg schwere Fellknäuel. Mittlerweile bin ich jedoch so hundebegeistert, dass ich selbst 60kg schwere Hunde am liebsten knuddeln und mit nach Hause nehmen würde.
Unsere zwei kleinen Hunde, sind Halbgeschwister, aber könnten charakterlich nicht unterschiedlicher sein. Diese Gegensätze haben mir gezeigt, wie sehr der Charakter eines Hundes die Fotografie beeinflussen kann. Wenn ich also versuche, ein Bild von beiden zu machen, wird jedes Bild anders aussehen, da ihre Persönlichkeiten so unterschiedlich sind. Durch sie habe ich gelernt, wie wichtig es ist, das Modell, das ich fotografiere, zu kennen, um sicherzustellen, dass das Foto perfekt wird und echte Emotionen hervorruft.
YD: Jeder Fotograf hat einen einzigartigen Stil. Wie würdest du deinen fotografischen Ansatz beschreiben, insbesondere wenn es darum geht, die Persönlichkeit und das Wesen der Hunde einzufangen, die du fotografierst?
CF: Mein fotografischer Ansatz ist eine kunstvolle Reise, bei der ich danach strebe, nicht nur das bloße Abbild, sondern die Seele jedes Hundes einzufangen. Es beginnt mit der sorgfältigen Auswahl einer passenden Location, die nicht nur ästhetisch ansprechend ist, sondern auch die einzigartigen Charakterzüge des Hundes unterstreicht. Ob in einem weitläufigen Park, am Ufer eines ruhigen Sees oder in den heimeligen vier Wänden des Hundes – die Wahl des Ortes ist von entscheidender Bedeutung, um eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der Hund wohl fühlt und seine Persönlichkeit authentisch zum Ausdruck bringen kann.
In enger Zusammenarbeit mit den Besitzern des Hundes tauche ich tief in die Mensch-Hund-Beziehung ein. Durch Gespräche, Beobachtungen und Interaktionen erfahre ich mehr über die individuellen Eigenschaften und Gewohnheiten des Hundes, um eine emotionale Verbindung zu schaffen, die sich in jedem einzelnen Bild widerspiegelt. Es ist mir wichtig, nicht nur den äußeren Schein zu erfassen, sondern auch die inneren Wesensmerkmale des Hundes hervorzuheben.
Die Komposition und der Bildaufbau sind weitere wichtige Aspekte meiner fotografischen Arbeit. Jedes Bild wird sorgfältig gestaltet, um die Schönheit und Anmut des Hundes bestmöglich zur Geltung zu bringen. Dabei spielt die richtige Perspektive eine entscheidende Rolle, um den Charakter des Hundes zu unterstreichen und seine einzigartigen Merkmale hervorzuheben. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten verleiht dem Bild Tiefe und Dynamik, während Farben und Kontraste die Stimmung des Bildes beeinflussen.
Nach der eigentlichen Fotosession widme ich mich der Bearbeitung der Bilder. Hierbei ist es mir wichtig, die Natürlichkeit des Hundes zu wahren und seine Schönheit authentisch wiederzugeben. Jedes Detail wird sorgfältig aufgearbeitet, um das Bild zu optimieren und eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, die die Persönlichkeit des Hundes widerspiegelt. Denn letztendlich geht es mir darum, nicht nur Erinnerungen festzuhalten, sondern auch das besondere Band zwischen Mensch und Hund für immer zu bewahren.
YD: Tierfotografie kann besonders herausfordernd sein, vor allem bei lebhaften und unberechenbaren Modellen wie Hunden. Welche technischen Herausforderungen begegnest du am häufigsten und wie gehst du damit um?
CF: Als Tierfotograf finde ich gerade bei lebhaften Hunden lässt sich besonders viel Freude im Foto festhalten, da es ihr Naturell zur Geltung bringt. Ihre Unberechenbarkeit führt oft zu den tollsten Situationen, in denen sie spontan auf ihre Umgebung reagieren. Als Fotograf ist es entscheidend, flexibel zu sein und auf diese Momente einzugehen, auch wenn sie nicht immer perfekt sind. Hunde sind nicht unbedingt dafür bekannt, ewig still zu sitzen, daher ist es notwendig, in der Lage zu sein, den perfekten Moment in Bruchteilen einer Sekunde festzuhalten. Das richtige Kameraequipment spielt hierbei eine wichtige Rolle, um einzigartige Aufnahmen zu ermöglichen. Um damit umzugehen, verwende ich eine schnelle Verschlusszeit und kontinuierlichen Autofokus, um sicherzustellen, dass ich den Moment einfange, bevor der Hund seine Position ändert. So lässt sich auch der jüngste und flinkste Welpe fotografieren. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass Hunde nicht immer die gewünschte Position einnehmen wollen. Sie haben ihren eigenen Willen und ihre eigene Vorstellung davon, wie sie sich präsentieren möchten. Mir ist es wichtig, flexibel zu sein und sich anzupassen. Manchmal erfordert es Kreativität, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu gewinnen oder eine andere Perspektive einzunehmen, um das gewünschte Bild zu erhalten. Dies erfordert eine gewisse Kreativität und Einfallsreichtum, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
YD: Viele Haustierbesitzer sehen in deinen Fotos eine Möglichkeit, unvergessliche Erinnerungen mit ihren geliebten Tieren zu bewahren. Gibt es ein besonderes Shooting, das dir am Herzen liegt oder das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
CF: Ein besonderes Shooting hatte ich letztes Jahr in Frantschach bei der Secure Base. Ein Verein der sich nur Herdenschutzhunde annimmt. Schon voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg und wurde bei meiner Ankunft herzlich empfangen. Während des Rundgangs wurde mir schnell bewusst, wie einzigartig diese Tiere sind – und das nicht nur aufgrund ihrer imposanten Erscheinung. Die Geschichten, die man mir über ihre Vergangenheit erzählte, waren erschütternd und eine schrecklicher als die andere, aber dennoch verbundene Schicksalsschläge. Die Gefühle mit denen ich konfrontiert wurde, kann ich gar nicht in Worte fassen. Das solche seelischen Wunden jemals heilen können ist fraglich und es war schwer die Tränen zurückzuhalten.
Nach dem Rundgang ging es ans Fotografieren. Ich saß in einem stählernen Käfig in einem eingezäunten Gelände, fotografierte und bewunderte diese Giganten durch die Gitterstäbe. Die Hunde in ihrer Freiheit zu sehen, wie sie spielten, rannten und sogar Zuneigung von ihren Betreuern empfingen, war einfach überwältigend. Bei einem Hund durfte ich sogar aus dem Käfig raus, wurde aber von jeder Seite durchgehend gesichert. Das direkt mitzuerleben und zu fühlen ist ein Geschenk und ich bin dankbar dafür, dies erlebt haben zu dürfen.
Auf meinem Heimweg und während der Durchsicht und späteren Bearbeitung der Fotos konnte ich meine Tränen dann nicht mehr zurückhalten. Die Schicksale dieser Hunde berührten mich zutiefst und ließen mich nicht los. Es war ein Shooting, das ich niemals vergessen werde.
YD: Was sind deine Top-Tipps für Tierbesitzer, die sich auf ein Fotoshooting mit ihrem Hund vorbereiten? Gibt es bestimmte Dinge, die sie tun oder vermeiden sollten, um die besten Ergebnisse zu erzielen?
CF:
Tipp Nr. 1
Lieblingsleckerli oder –spielzeug mitnehmen. Beides kann entscheidend für die Motivation des Hundes sein. Ein Quietschspielzeug ist besonders effektiv, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu gewinnen, unabhängig davon, ob er eher spiel- oder futterorientiert ist.
Tipp Nr. 2
Eine Vertrauensperson mitnehmen. Mit einer helfenden Hand hat der Besitzer keinen Stress und kann sich komplett auf seinen Vierbeiner konzentrieren.
Tipp Nr. 3
Training mithilfe von Requisiten. Wenn man sich für das Magic-Paket entscheidet, sollte man seinen Hund an einen Gegenstand gewöhnen der direkt neben ihm steht/liegt. Auf diese Weise kann man eine mögliche Unsicherheit und Unruhe vorweg nehmen.
Tipp Nr. 4
Spaß haben! Das Wichtigste ist jedoch, dass das Mensch-Hund-Team Spaß hat und sich wohlfühlt. Nur so entstehen die schönsten und natürlichsten Fotos. Am besten ist es, sich vorzustellen, dass man gerade nicht fotografiert wird – auch wenn sich das einfach anhört, ist das oftmals das Schwierigste.
YD: Abschließend, Caroline, was können wir in der Zukunft von dir erwarten? Gibt es neue Projekte oder Erweiterungen deines Leistungsangebots, auf die sich deine Kunden freuen können?
CF: An meinem Angebot für Tierbesitzer und auch Fotografen arbeite ich kontinuierlich weiter. Einiges konnte ich heuer bereits umsetzen, während anderes noch folgen wird. Seit Kurzem biete ich Tierbesitzern die Möglichkeit, Fotos von ihren geliebten Gefährten in meinem einzigartigen Stil zu bearbeiten – besonders für diejenigen, die selbst Bilder haben, jedoch keine Erfahrung mit der Bildbearbeitung haben. Ebenfalls neu im Angebot sind die Minishootings, kurze und themenspezifische Fotosessions, die es meinen Kunden preisgünstig ermöglichen, schnell und gezielt schöne Erinnerungen festzuhalten.
Wegen meiner Krebserkrankung im letzten Jahr habe ich mich während der Genesungszeit intensiv in der Studiofotografie weiterbilden können und biete nun ab sofort auch Studioshootings an. Mit meinem mobilen Studioequipment bin ich in der Lage, Fotosessions österreichweit anzubieten. Des Weiteren werde ich auch dieses Jahr wieder einen Hundekalender herausbringen, bei dem der gesamte Erlös der Secure Base gespendet wird. Interessierte können sich bereits über meine Website dafür registrieren lassen. Zudem plane ich meinen Kunden künftig Fine Art Fotoprints im Format A3+ anzubieten und hoffe, dieses Vorhaben noch in diesem Jahr umsetzen zu können.
Für Fotografen biete ich seit kurzem Online-Coachings sowie Videotrainings und Workflow-Videos an.
Kontakt
Caroline Fiebinger Fotografie
www.carolinefiebinger.at