Der Podenco Ibicenco ist eine Rasse, die optisch sofort ins Auge sticht. Lange, schlaksige Beine, riesige Löffelohren und ein ausnehmend arroganter Gesichtsausdruck sind sozusagen seine Markenzeichen. In seiner Heimat Ibiza trifft man ihn noch heute bei seiner Aufgabe, der Jagd auf Kaninchen und andere flinke Beutetiere. Doch auch hierzulande ist er keine Seltenheit mehr.
Ein schickes tiefrotes Fell, riesige Ohren und die athletischen Beine eines Dauerläufers, so
präsentiert sich der Podenco Ibicenco und lässt schnell vermuten, dass seine wahre Leidenschaft die Jagd ist. Podenco steht im Spanischen für Laufhund oder auch Jagdhund. Je nach regionalem Schlag wird der Rassename noch mit einer regionalen Bezeichnung ergänzt, wie Ibicenco für Ibiza oder Canario, für Kanarische Inseln.
Rätselhafter Ursprung
Wie genau der Podenco Ibicenco entstanden ist, ist bis heute nicht sicher belegt. Es besteht einerseits die Vermutung, dass der Ibicenco auf die alten ägyptischen Windhunde zurückgeht, die sogenannten Pharaonenhunde. Andererseits ist es auch denkbar, dass der Ibicenco von den kurzhaarigen Pariahunden abstammt, die im Mittelmeerraum als die älteste Windhundart gelten. Wer seine Vorfahren auch sein mögen, sein athletischer Körperbau mit der tiefen Brust sowie seine scharfen Sinne verleihen Gewissheit, dass es jedenfalls Windhunde waren. Wie alle auf Sicht jagenden Windhunde verfügt auch der Ibicenco über ein hervorragendes Sehvermögen, sodass ihm auch kleinste Bewegungen am Horizont nicht entgehen. Doch er hat noch mehr Talente als Jäger. Dank der riesigen Ohren entgehen ihm auch leiseste Geräusche nicht. Und sollte er seine Beute weder hören noch sehen können, ist sein ausgezeichneter Geruchssinn ein weiteres Werkzeug bei der Jagd auf kleine Nager, aber auch Rehe. Die gezielte Einkreuzung von Bracken verfeinerte seinen Geruchsinn und macht den Ibicenco mit seinen drei großartigen Sinnesleistungen zu einem ganz besonders talentierten Jagdhund.
Schon vor rund 4.000 Jahren v. Chr. sind auf Zeichnungen ägyptische Jäger mit windhundartigen Hunden verewigt worden. In Ägypten wurden diese möglichen Ahnen des heutigen Ibicencos als Tesem bezeichnet. In der Erscheinung waren sie dem Pharaonenhund, dem Ibicenco, Canario und dem Cirneco dell‘ Etna sehr ähnlich. Mancher Ibicenco-Freund mag auch heute noch dazu geneigt sein, einen Zusammenhang zwischen dem Ibicenco und dem ägyptischen Totengott Anubis herzustellen, da sie sich zugegeben im Erscheinungsbild zumindest was die Ohren betrifft sehr ähnlich sind. Doch wird diese These durch die Tatsache widerlegt, dass Anubis einen Schakal darstellt.
Harte Selektion ausschließlich auf Leistung
Fakt ist, dass die Urahnen des heutigen Podenco Ibicenco durch eine bunte Mischung ägyptischer Windhunde und Laufhunde aus dem Mittelmeerraum um etwa 3.000 v. Chr. entstanden sind. Da man damals wie heute von kargen Bedingungen geprägt lebte, erfolgte die Selektion seit jeher lediglich auf Leistung. Äußere Merkmale wie Größe oder Gewicht sind so irrelevant, dass die Hunde auch heute noch je nach Region völlig unterschiedlich erscheinen. So ist im Rassestandard beispielsweise kein Gewicht vorgeschrieben. Was in den hügeligen, heißen und trockenen Umländern der iberischen Halbinsel und der spanischen Inseln zählt, sind Schnelligkeit, Ausdauer, eine gute Sprungkraft und Genügsamkeit. Eigenschaften, die sich der Ibicenco bis heute bewahrt hat. Als die ersten Vertreter in den 30ern nach Deutschland importiert wurden, stellten sie durch ihr auffälliges Äußeres eine solche Sensation dar, dass sie im Berliner Zoo zur Schau gestellt wurden. Obwohl die Rasse vom VDH betreut wird, gelangen die meisten Podencos immer noch über Tierschutzorganisationen nach Mitteleuropa. Meist landen sie ausrangiert bei privaten Auffangstationen, wenn sie ihren Besitzern bei der Jagd keine Dienste mehr leisten können. Der Umgang mit Hunden ist in Südeuropa noch immer ein ganz anderer als hierzulande, besonders je weiter man in ländliche Regionen vordringt.
Ein Podenco-Leben ist auch heute noch karg
So ist es üblich, dass Podencos zwischen den Jagden an Ketten gehalten werden. Daraus entwickelte sich die hohe Anpassungsfähigkeit der Rasse an ihr Umfeld sowie an ihre Lebensumstände. Auch wenn viele argumentieren, dass sich ein Hund, der ein Leben in Freiheit und die selbstständige Jagd gewöhnt war, nur schwer an das urbane Umfeld in Deutschland oder Österreich gewöhnen könne – seien Sie beruhigt, alle Podencos sind nicht zuletzt wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit schnell in der Lage, die Vorzüge des gemütlicheren Lebens in Mitteleuropa durchaus in vollen Zügen zu genießen.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 01/2019 .