Gesundheit

Sodbrennen beim Hund

Sodbrennen beim Hund tritt häufig auf. Fast jeder Hundebesitzer kennt das – man sitzt auf der Couch, der Hund ist unruhig, schmatzt, schleckt und wirkt verkrampft. Oft wollen die Tiere dann hektisch raus zum Gras fressen und erbrechen daraufhin dann gelblichen Schleim. Meistens sind das nur einmalige Vorkommnisse und geben sich schnell wieder, es gibt jedoch auch sehr viele Hunde, die dauerhaft darunter leiden.

Sodbrennen (Pyrosis) ist ein brennender Schmerz im Oberbauch in Verbindung mit einem sauren und bitteren Geschmack, der die Speiseröhre bis zum Hals hochsteigt und sogar bis in den Mundnasenraum gelangt. Der Ursprung des Wortes liegt im Griechischen und bedeutet „Feuer“. Jeder der schon mal Sodbrennen hatte, weiß, dass die Übersetzung sehr gut passt.

Die Magensäure ist eine verdauungsfördernde Flüssigkeit, die im Magen gebildet wird. Sie hat beim Hund einen sehr sauren pH-Wert von 1 – 1.7 und besteht hauptsächlich aus Salzsäure. Die Magensäure spielt eine tragende Rolle in der Zersetzung von Proteinen durch Verdauungsenzyme und tötet recht zuverlässig Krankheitserreger ab, die in den Magen gelangen.
Gelangt diese Magensäure in die Speiseröhre, kommt es dort zu schmerzhaften Reizungen der Schleimhaut. Man nennt das auch gastroösophagealer Reflux – dieser ist für das Tier denkbar unangenehm.

Sodbrennen kann viele Ursachen haben – harmlose, aber auch sehr ernsthafte und daher ist es wichtig, den Auslöser herauszufinden. Wenn der Hund lange unter Sodbrennen leidet und keine Behandlung erfolgt, kann es durch die dauerhafte Reizung der Schleimhäute auch zu schwerwiegenden Entzündungen und Geschwüren kommen.

Die Symptome bei Sodbrennen

Sodbrennen beim Hund kann sich in verschiedenen Formen bemerkbar machen:

• Starkes Schmatzen, Schlecken, Speicheln bis hin zu „licky fits“ (= Schleck- und Schluck-Anfälle)
• Leerschlucken, Würgen, Aufstoßen
• Erbrechen von Schaum oder Schleim, evtl. auch Blut
• Fressen von Gras, Erde, Holz
• Bauchschmerzen, Blähungen und Verdauungsstörungen (Durchfall, Verstopfung)
• Schmerzhafte Körperhaltung (Gebetsstellung), Unruhe, ständiges wechseln der Position
• Verstärktes Trinken
• Maulgeruch
• Nahrungsverweigerung

All diese Symptome können auftreten, manchmal auch in Kombination und deuten auf starkes Unwohlsein hin, weshalb das Tier auch unbedingt dem Tierarzt vorgestellt werden sollte, um abzuklären, was los ist.

Die Ursachen des Sodbrennens

Auf die Frage „Wie entsteht Sodbrennen?“ gibt es leider nicht immer eine eindeutige Antwort. Die Ursachen für Sodbrennen sind mannigfaltig und oft muss man genau überlegen, was dem Hund Probleme machen könnte.

Anatomische Ursachen

Durch eine Schwäche bzw. Funktionsstörung des Schließmuskels am Mageneingang, kann es dazu kommen, dass Magensäure zurück in Speiseröhre fließt und diese dann reizt. Es gibt aber auch Motilitätsstörungen der Magenmuskulatur. Diese bewegt sich in diesen Fällen zu langsam, wodurch der Speisebrei im Magen liegen bleibt. Die Magensäure wird bei einem ständig überfüllten Magen dann einfacher in die Speiseröhre hinauf gedrückt und kann Sodbrennen verursachen.Oft ist auch eine Überproduktion von Magensäure für Sodbrennen verantwortlich. Normalerweise wird bei Hunden die Magensäure genau bei der Aufnahme von Futter produziert, nicht jedoch dazwischen. Ist dieser Ablauf gestört und kommt es auch zwischen den Fütterungen zur Produktion von Magensaft, führt dies zum Aufstoßen der Magensäure (= Hyperazidität).
Nicht immer ist es aber ein Zuviel an Magensäure – Nein – auch ein Mangel an Magensäure (Hypoazidität) kann Sodbrennen verursachen! Der Nahrungsbrei wird dann nicht mit Magensäure getränkt und vorverdaut, sondern beginnt zu gären und die die entstehenden Gase drücken diesen gegorenen Brei in die Speiseröhre zurück.

Fütterungsfehler

Schwer verdauliches oder fettreiches Futter können langfristig zu Sodbrennen führen, da das Futter zu lange im Magen bleibt und immer weiter Magensäure produziert wird, um das Futter so weit vorzuverdauen, dass es in den Darm weiter transportiert werden kann.

(c) iStockPhoto.com

Falsche Knochenfütterung

Oft werden unpassende Knochen als Leckerli oder auch im Zuge der Rohfütterung gegeben. Diese sind ebenfalls schwer verdaulich und können zu Sodbrennen und auch Erbrechen führen.

Futterumstellungen

Es kommt immer wieder vor, dass man zwischen Futtersorten wechselt und davon ausgeht, dass das alles kein Problem ist. Der Magen mancher Hunde braucht aber Zeit, sich an Futter zu gewöhnen. Bekommt er diese nicht, kann es dazu kommen, dass eine unpassende menge an Magensaft ausgeschüttet wird.

Portionsgröße

Bei Hunden als Schlingfresser wird gerne auch mal nur 1x am Tag eine große Portion gefüttert. Das funktioniert auch oft sehr gut. Es kann aber auch sein, dass ein Hund damit nicht klarkommt, dass die große Menge Futter zu lange im Magen bleibt und zu gären beginnt.

Rituale beim Füttern

Jeder kennt den „Pawlowschen Hund“ – der Inbegriff der klassischen Konditionierung. Hunde gewöhnen sich rasch an Rituale wie z.B die Fütterung zu immer denselben Uhrzeiten oder Fütterung direkt nach der Morgenrunde. In freudiger Erwartung des Futters fängt der Hundekörper dann bereits genau zu diesen Zeiten oder während der Morgenrunde schon mit der Magensäureproduktion an, denn es gibt ja gleich was zu fressen. Wird dann nicht gefüttert, weil z.B man am Wochenende später aufsteht, wird diese Magensäure nicht gebraucht.

Ausgedehnte Futterpausen

Ähnlich wie bei den Futterritualen kommt es z.B durch zu lange Pausen zwischen den gewohnten Fütterungen zur Magensäureproduktion und evtl. zu Sodbrennen oder Nüchtern Erbrechen

Nahrungsergänzungen

Tierhalter setzen gerne Kräuter oder Nahrungsergänzungen ein, um den Hund zu unterstützen. Produkte wie Ingwer, Kurkuma oder auch MSM (= Methylsulfonylmethan) können Sodbrennen verursachen. Daher immer aufpassen und vorsichtig austesten, was der eigene Hund gut verträgt.

Stress

Viele Hunde haben Stress – positiven Stress durch Training oder Hundewiese, aber auch negativen Stress durch Alleinsein, …. Unter Stress braucht das Futter im Magen länger, bis es verdaut ist. Es beginnt im Magen zu gären und der aufsteigende Nahrungsbrei verursacht Sodbrennen.

Fortgeschrittene Trächtigkeit

In den späten Phasen der Trächtigkeit drücken die Welpen auf den Magen, was dazu führen kann, dass der Nahrungsbrei oder die Magensäure in die Speiseröhre gedrückt werden. Die Jungtiere drücken von unten auf den Magen und damit den Nahrungsbrei bzw. die Magensäure nach oben.

Allergien oder Unverträglichkeiten

Wird ein bestimmtes Futter vom Hund nicht vertragen, kann es zu Sodbrennen kommen.

Erkrankungen wie Gastritis

Bei einer Entzündung der Magenschleimhaut, auch Gastritis genannt, kommt es unter anderem zu Symptomen wie Magenschmerzen, Übelkeit, Sodbrennen und Erbrechen.

Bestimmte Medikamente

Einige Medikamente, wie z.B manche Schmerzmittel können zu einer gesteigerten Produktion von Magensäure führen und damit ein Auslöser für Sodbrennen sein.
Auch sehr ernste Situationen wie verschluckte Fremdkörper oder Magendrehungen können Sodbrennen verursachen und müssen als Notfall auch schnell tierärztlich behandelt werden. Daher ist es notwendig, Sodbrennen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und Situationen gut abzuschätzen, um schnell und richtig zu handeln, damit dem Hund geholfen wird.

Was tun bei Sodbrennen beim Hund?

Um Sodbrennen zu bekämpfen, ist es notwendig den Auslöser zu finden und zu eliminieren, damit der Hund wieder langfristig Ruhe hat. Zudem kann und sollte man in der Situation natürlich die Symptome lindern, um das Wohlbefinden des Hundes wieder zu steigern. Je nach Schwere der Symptome kann der Tierarzt auch für eine gewisse Zeit bestimmte Medikamente verordnen. Diese schützen die Magenschleimhaut, hemmen die Magensäureproduktion oder regen die Magenbewegung an. Dazu muss das Tier dem Tierarzt vorgestellt werden, um das näher abzuklären.

(c) iStockPhoto.com

Tipps zur Soforthilfe Zuhause

Kleiner Snack

Oft hilft es, wenn man dem Hund mit akutem Sodbrennen eine Kleinigkeit u Fressen gibt, damit der Magen was zu tun bekommt. Leidet das Tier z-B am morgendlichen Nüchtern Erbrechen, kann man probieren vor dem Zubettgehen ein kleines, leicht verdauliches „Betthupferl“ zu geben – z.B ein Stück Brot oder Zwieback.

Wasser

Wasser löscht „den Brand“ im Magen. Wenn der Hund trinkt, wird die Magensäure verdünnt und Sodbrennen abgeschwächt. Daher kann man in akuten Phasen auch immer wieder dazu animieren, etwas zu trinken.

Portionsgröße verringern bzw. kleinere Fresspause

Teilt man die Futtermenge auf kleinere Portionen auf, bleibt das Futter nicht zu lange im Magen und wird schneller in den Darm weiter transportiert. Daher kann man immer probieren, ob der und mit 2 oder 3 Fütterungen am Tag besser klarkommt.

Variation der Fütterungszeiten und Vermeidung von Ritualen

Die Lösungen, Sodbrennen beim Hund abzustellen und vorzubeugen, sind so individuell wie die Ursachen und das Tier selbst. Daher kann bei einem Hund die Lösung sein öfter zu füttern, und bei einem anderen Tier wiederum, dass es nicht weiß, wann die nächste Fütterung stattfindet und man zu wechselnden Zeiten am Tag Futter anbietet.

Sanfte Futterumstellungen

Gerade wenn man z.B auf komplett andere Fütterungsformen wie BARF (= Rohfütterung) umstellt, ist es sinnvoll diese Umstellung langsam und schrittweise zu machen, damit sich die Verdauung an das neue Futter gewöhnen kann. Schwerer verdauliche Komponenten wie Knochen kommen erst mit der zeit in die Fütterung und können auch ersetzt werden, wenn der Hund trotz sanfter Umstellung nicht damit klarkommt.

Den Fettgehalt beachten

bei vielen Nassfutter-Herstellern gibt es große Variationen beim Fettgehalt zwischen den einzelnen Sorten. Daher unbedingt mal einen Blick auf das Etikett werfen, ob der Hund immer dann Probleme hat, wenn sehr fettreiche Sorten gefüttert werden. Auch stimmt der deklarierte Fettgehalt beim Fleisch der BARF-Fütterung nicht immer und man tut gut daran, diesen auch immer selbst einzuschätzen.

Schleimstoffe als Magenschutz

Schleimstoffreiche Produkte wie kalt angerührte Ulmenrinde oder Eibischwurzel, gequollene Flohsamenschalen, Haferschleim oder Kamillentee können dem Tier Erleichterung schaffen. Sie legen sich über die gereizten Schleimhäute, schützen diese und unterstützen die Regeneration. Trotz dieser ganzen Tipps ist es aber unbedingt notwendig die Ursache des Problems zu finden, damit das Sodbrennen nicht nur unter Kontrolle ist, sondern langfristig verschwindet.

FAZIT

Sodbrennen ist sehr vielfältig – die Symptome genauso wie die Ursachen. Es ist daher nicht leicht, immer gleich zu wissen, was dem Hund Probleme bereitet. Es ist daher wichtig sein Tier genau zu beobachten, Buch zu führen, wann genau Symptome auftreten und welche. So kann man immer mehr eingrenzen, wann es zu Sodbrennen kommt und die Auslöser immer mehr eingrenzen.
Eine Linderung der Symptome ist in dieser Zeit unumgänglich, da die betroffenen Hunde sehr leiden. In vielen Fällen ist es ausreichend, mit Hausmitteln und angepasster Fütterung zu arbeiten. Wenn diese Maßnahmen zu gering sind, muss man den Tierarzt konsultieren, um weitere Diagnostik zu machen, um dem Sodbrennen wieder Herr zu werden.

 

Diesen sowie viele weitere interessante Artikel findest du auch in Ausgabe 05/2022.