Forschung

Staubsaugen, Impfungen, Lufterfrischer – Studie untersuchte Auslöser von epileptischen Anfällen bei Hunden

Eine internationale Studie am RVC London (Royal Veterinary College), konnte nun mögliche Anzeichen sowie potentielle Auslöser epileptischer Anfälle bei Hunden zur Unterstützung der Halter aufdecken. Die Ergebnisse dieser Studie sind deshalb von enormer Bedeutung, da sie Halter zukünftig nicht nur dabei helfen, mögliche Auslöser oder einen Anfall auslösenden Reiz in der Umwelt aber auch der alltäglichen Umgebung vorzeitig zu identifizieren, sondern auch eventuelle Veränderungen im Verhalten des Hundes direkt vor einem Anfall besser zu erkennen.

(C) iStockPhoto.com/iLexx, Bei einem epileptischen Anfall geraten Nervenzellen im Gehirn außer Kontrolle.

Unterschiedliche Anzeichen eines bevorstehenden Anfalls

Die Studie, welche von Dr. Sarah Finnegan und einem Team aus Neurologen, Biologen sowie Verhaltensforschern am Royal Veterinary College in London durchgeführt wurde, fand heraus, dass knapp zwei Drittel (65%) der Hundehalter bei ihren Hunden Verhaltensänderungen direkt vor einem epileptischen Anfall beobachten konnten. Darunter wurden auffallend häufig Anhänglichkeit, aber auch übermäßige Energie und unruhiger Schlaf beobachtet. Diese Anzeichen variierten zwischen den Hunden mit anderen häufigen Veränderungen wie Ungeschicklichkeit, übermäßigem keuchen oder husten, zurückziehen oder Apathie sowie einem auffälligen Energiemangel.

 

Anzeichen eines bevorstehenden Anfalls:

  • intensive Anhänglichkeit
  • überschäumende Energie
  • unruhiger Schlaf
  • ungeschicktes Verhalten
  • keuchen oder husten
  • Rückzug und/oder Apathie

 

Alltägliche Reize als Auslöser

Fast die Hälfte der Halter berichteten auch von Auslösern wie Stress, Fütterung oder besondere Aufregung. Andere berichteten zusätzlich von weiteren Triggern wie Lärm, Feuerwerken, Stürme, typische Geräusche im Haushalt wie Staubsaugen oder auch das plötzliche Ertönen eines Lufterfrischers. Außerdem konnten einige einen Zusammenhang zwischen epileptischen Anfällen und der Gabe von Schutzmitteln gegen Parasiten (Flöhe, Zecken), Medikamenten zur Entwurmung sowie Impfungen feststellen.

“Es war faszinierend zu beobachten, wie sensibel manche Hundehalter schon auf mögliche Vorzeichen eines bevorstehenden Anfalls bei ihrem Hund reagieren. Viele unserer Ergebnisse spiegeln das wider, was bei Patienten mit menschlicher Epilepsie beobachtet wird, und liefern Hinweise, die das Vorhandensein typischer Phasen die einem Anfall vorausgehen bei Hunden und Menschen belegen. Das Sammeln weiterer objektiver Daten zur Bestätigung dieser Ergebnisse und die Erforschung von Möglichkeiten zur proaktiven Nutzung dieses Zeitraums für das Anfallsmanagement, sind für die künftige Forschung von vorrangiger Bedeutung“, so Dr Rowena Packer, führende Wissenschafterin im Bereich der Caninen Epilepsie am RVC, London.

Über 60% der Halter hielten es für möglich, durch bewusste Änderung nun bekannter Auslöser einen Anfall zu verhindern. Die Hälfte davon gibt an, bereits etwa 30 Minuten vor einem Anfall ebendiese Trigger zu eleminieren oder abzuschwächen.

Epilepsie – die häufigste neurologische Störung bei Hunden

„Diese Studie zeigt auch, wie wichtig es ist, dass Besitzer von Hunden mit Epilepsie gute Aufzeichnungen führen, nicht nur über die Anfälle ihres Hundes, sondern auch über Verhaltensänderungen und die individuelle Sensibilität gegenüber potenziellen Auslösern, um ein besseres Bild der Muster in der Anfallsaktivität ihres Hundes zu erhalten . Mit der RVC Pet Epilepsy Tracker-App können Besitzer Aufzeichnungen führen, die auch elektronisch an ihren Tierarzt und an RVC weitergegeben werden können, um weitere Nachforschungen anzustellen.”

Dr Rowena Packer

(C) iStockPhoto.com/Ryan Hoel. Bei einem epileptischen Anfall ist es wichtig, für den Hund da zu sein und beruhigend zur Seite zu stehen.

Epilepsie ist die häufigste dauerhafte neurologische Störung bei Hunden und gekennzeichnet durch immer wiederkehrende Anfälle. Diese Anfälle können je nach Schwere und Behandlung an Intensität gewinnen, bis sie letztlich nicht mehr zu kontrollieren sind. In sehr schweren Fällen kann der betroffene Hund nur noch erlöst warden. Zudem sind die Anfälle nicht für die Hunde, sondern auch für ihre Halter eine norme Belastung. Gerade deshalb sind die Ergebnisse dieser Studie von so großer Bedeutung, um damit nicht nur den Hunden, sondern vor allem auch den Haltern neueste Erkenntnisse darüber zu liefern, wie sie zukünftige Anfälle entweder effektiv abschwächen oder gar verhindern können.

Referenzen: FINNEGAN SL; VOLK HA; ASHER L; DALEY M; PACKER RMA (2020) Untersuchung des Potenzials zur Anfallsvorhersage bei Hunden mit idiopathischer Epilepsie: Besitzer berichteten über prodromale Veränderungen und Anfallsauslöser.

Die komplette Studie finden Sie auch auf Veterinary Record.