Ein großes Mysterium bleibt für viele Hundesportler die Frage: wie schaffe ich es, dass mein Hund, speziell in der Prüfungssituation, ohne Bestätigungen oder Ball zwischendurch freudig mitarbeitet? Wie sollte trainiert werden, damit der Vierbeiner auch bei schwierigen Trainingseinheiten und mehrfachen Wiederholungen motiviert dranbleibt, obwohl er wenig Bestätigung bekommt? Antworten auf diese Fragen lassen sich in der richtigen Ausbildung finden und zwar durch mehr Abwechslung und ideenreiches, individuelles Training.
Früher war Hundeausbildung reiner Drill. Vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren gab es
die Ansicht „keine Strafe ist Lob genug“ und es wurde überwiegend über positive Strafe und negative Verstärker ausgebildet. Das Ergebnis waren zwar verlässliche Hunde, doch Freude oder Ausdruck zeigten diese keine. Im Gegenteil – oft wurden die Hunde mit geklemmter Rute und angelegten Ohren vorgeführt, sie hechelten stark und hatten offensichtlich große Angst. Früher war nur wichtig, dass der Hund die Übungen korrekt ausführt. Heute würde man mit solch einer Darbietung keinen Blumentopf mehr gewinnen.
Motivation & Belohnung – zum richtigen Zeitpunkt, im richtigen Maß
Futter- und Beutemotivation hat dabei schon vor mehr als zwanzig Jahren Einzug in die Hundeschulen gehalten. Es wurde nach verschiedenen Systemen gespielt und gelernt, die Hunde positiv bestärkt, und der Clicker hat mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Anfangs von den „alten“ Hundesportlern noch belächelt (oder ausgelacht) – der Spruch „Wir bilden schon seit 30 Jahren so aus, warum sollten wir was ändern?“ ist bis heute bei altherkömmlichen Hundesportlern und Trainern nicht selten – ist in der heutigen Zeit der Clicker und/oder ein Markerwort unumgänglich in der Ausbildung (um punktgenau zu bestätigen). Oberstes Ziel heute ist eine freudige und freie Teamarbeit und um dieses Ziel bestmöglich und vor allem nachhaltig zu erreichen, wird entweder mit Futter oder Beute bestätigt und belohnt und Kontakt mit dem Hund gehalten. Man bildet ein Team, das frei über den Hundeplatz schreitet und im Idealfall ist sowohl Hund als auch Hundeführer die Freude an der gemeinsamen Arbeit anzusehen.
Wie kann es dann passieren, dass wir es trotz aller Motivation in vielen Fällen nicht schaffen, diese Motivation auch in den Bewerb mitzunehmen? Woran liegt es, dass wir unaufmerksame Hunde haben, die sich trotz einem Sack voll Futter etwas Interessanterem zuwenden, mit ihrem Spielzeug lieber alleine spielen oder gar Reißaus nehmen statt aktiv mit uns als Hundeführer zu spielen, oder generell kein Interesse an gemeinsamer Aktivität haben?
Halten wir unsere Hunde richtig?
Die Frage der Haltung ist hierbei von Bedeutung. Permanente Verfügbarkeit von Spielzeug, Futter, Streicheleinheiten und die Möglichkeit selbst alle Triebe auszuleben, machen uns den Weg in der Ausbildung nicht unbedingt einfacher. Natürlich bedeutet das nicht, dass Hunde hungern sollen oder im Zwinger vereinsamt werden, um beim Rauskommen dann Höchstleistungen zu zeigen. Doch sollten Sie sich ganz bewusst eine gewisse Zeit am Tag für das gezielte Training mit dem Hund einplanen und idealerweise ist das Spielzeug davor und danach nicht jederzeit verfügbar. Totes Spielzeug ist für die meisten Hunde sowieso uninteressant. Wenn der Vierbeiner nun also nur durch Sie zu Spielzeug gelangt, steigen Sie damit in seiner Gunst.
Bestimmte Spielzeiten, entweder gemeinsam vom Besitzer initiiert, oder auch gerne eigene Beschäftigung mit einem zur Verfügung gestelltem Spielzeug, sind durchaus wertvoll. Fütterung, seien es Leckerlis zwischendurch oder die Hauptmahlzeit, an kleine „Übungen“ geknüpft, lassen das Training zum alltäglichen Highlight werden und schaffen eine positive Grundstimmung. Viele Hundehalter lassen den Hund warten, bevor ihm die Freigabe zur Futterschüssel gegeben wird. Auch diese Situation bietet sich für kleine Übungen wie Augenkontakt, ein Positionskommando, etwas halten oder dergleichen an. Mit der Aussicht auf die Futterschüssel wird der Hund umso lieber die ihm gestellte Aufgabe erfüllen. Und gemeinsame Aktivität stärkt die Bindung und führt zu einer intensiveren Beziehung.
Gehen Sie aber sparsam mit dem Futter um und bieten Sie es nicht permanent an. Auch Leckerlis, Kauknochen oder Reste vom Tisch können gerne jederzeit nach einer positiv absolvierten Übung gereicht werden. Mahlzeiten und auch Belohnungen sollen etwas Besonderes für den Hund sein – nur so kann er die nötige Spannung darauf auch im Training aufbauen und halten. Nicht umsonst gilt der Spruch „ein voller Bauch studiert nicht gerne“ – dies gilt ganz besonders auch für Ihren Hund.
Doch nicht jeder Hund lässt sich mit Leckerlis aus der Reserve locken. Es gibt durchaus Hunde, die gut auf Spielzeug und Leckerlis als Belohnung verzichten können und ihre Belohnung in Sozialkontakten finden. Auch dies können Sie zu Ihrem Vorteil nutzen. Aber nicht tyrannisieren lassen, bewusste Kuschelzeiten mit dem Hund sind weit sinnvoller. Zudem haben weder Sie noch Ihr Hund etwas davon, wenn Sie ihn abwesend während des Facebookens oder Fernsehens kraulen. Klare Regeln, Konsequenz im Alltag und der Weg in den Sport wird Ihnen enorm erleichtert. Dies waren nun einige Tipps für einen besser gegliederten Tagesablauf. Wie aber lässt sich das auf den Sport umlegen?
Motivation im Hundesport
Nur ein Hund, der gelernt hat für Futter zu arbeiten, wird dies auch über längere Zeit beispielsweise während einer Prüfung in freudiger Erwartung der bevorstehenden Belohnung tun. Belohnen statt bestechen ist hier das Zauberwort. Ein sehr häufiger Fehler ist es, den Hund mit Futter in verschiedene Trainingsabläufe zu führen (also zu locken), aber oft kommen wir über den Punkt des Bestechens nicht hinaus. Ziel ist es dem Hund bewusst zu machen, dass er einen Bewegungsablauf auf ein Kommando hin ausführt und dafür eine Belohnung (am besten nach einem Markerwort/Clicker aus der Tasche) erhält, statt ihn körpersprachlich und mit Futter in der Hand dorthin zu locken.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 06/2018 .