Haltung

DCM Skandal

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DCM bei Rassehunden (Dilatative Cardio Myopathie)

Langjährige Studien belegen, dass über 50% der Dobermänner im Laufe ihres Lebens an der beim Dobermann immer tödlich endenden Herzerkrankung DCM erkranken. Aufgrund der hohen Disposition der Rasse, ist von einer erblichen Erkrankung auszugehen. Eine probeweise verpflichtend eingeführte Herzuntersuchung für Zuchthunde wurde nach nur zwei jähriger Testphase durch eine Abstimmung der Delegierten im Dobermann Verein e.V. (DV) bei der Jahreshauptversammlung 2009 wieder abgeschafft. Seither kämpfen private Dobermannhalter und engagierte Züchter für die Wiedereinführung der Pflichtuntersuchung.
Der bekannte deutsche Fachautor Christoph Jung spricht bereits von einem Skandal.

YOUR DOG hat den Vorstandsvorsitzenden des Collegium Cardiologicum e.V., Dr. Jan Gerd Kresken, zum Interview getroffen.

YOUR DOG: Herr Dr. Kresken, als Vorstandsvorsitzender des Collegium Cardiologicum e.V. gelten Sie weit über Deutschlands Grenzen hinaus als Koryphäe im Bereich der Tierkardiologie und sind hoch geschätzt. Seit wann begleiten Sie nun schon die Studie zur DKM (DCM) beim Dobermann bzw. bei den Deutschen Doggen und welche Erkenntnisse konnten Sie bis dato gewinnen?

Dr. Jan Gerd Kresken: Schon vor etwa 15 Jahren wurden wir durch erste Berichte über die DCM beim Dobermann und Boxer aus Kanada und den USA auf die dortige Situation der Hundepopulation aufmerksam. Die DCM existiert sicherlich seitdem es Hunde gibt. Neu war die auffällige Häufung der Erkrankung in bestimmten Ländern und Zuchtlinien. Diese veranlasste Kardiologen weltweit sich näher mit der DCM, ihrer Diagnostik, Therapie und letztendlich der Frage nach der Ursache zu beschäftigen. Die ersten nachgewiesenen familiären Belastungen legten die berechtigte  Vermutung nahe, es handle sich um eine genetisch basierte Ursache. Hier in Deutschland begann Dr. Wess von der LMU München vor etwa acht Jahren mit der Untersuchung von Dobermännern in Deutschland.

In unserem Hause haben wir seit 2006 systematisch die Ergebnisse von Herzuntersuchungen der Dt. Dogge erfasst. Die die große Studie von Dr. Wess zeigte eine Häufigkeit der DCM von 58% in der deutschen Dobermannpopulation. Diese Ergebnisse werden von Zahlen ähnlicher Erfassungen aus dem Ausland gestützt. Wir in Duisburg haben insgesamt ca. 400 Dt. Doggen untersucht und innerhalb dieser Population eine Rate von ca. 30% mit DCM nachweisen können.

YD: Wie würden Sie die aktuelle Situation der Rasse Dobermann beschreiben? Herr Wiblishauser (Anm. d. Red.: Präsident des Deutschen Dobermann Vereins) schreibt im aktuellen „Unser Dobermann“, dass die zweijährige Testphase, in der die Herzuntersuchung bei Zuchthunden verpflichtend durchgeführt werden musste, lediglich zu einem Anstieg der Welpenzahlen im Ausland und einem Rückgang selbiger in Deutschland führte. Außerdem hätte diese Testphase eine „sehr geringe Disposition aufgezeigt, die eine weitere Pflichtuntersuchung nicht gerechtfertigt hätte“ hervorgebracht.

JGK: Die Aussage von Herrn Wiblishauser basiert auf einer nicht korrekten Interpretation der erhobenen Befunde der Pflichtuntersuchung. Der DV e.V. hatte in Zusammenarbeit mit dem Collegium Cardiologicum aufgerufen, die Pilotstudie zur DCM beim Dobermann in Deutschland zu unterstützen. Gemeinsames Ziel war es eine repräsentative Anzahl von Dobermännern in der Zucht verpflichtend zu untersuchen. Zur Untersuchung kamen damals nur junge Dobermänner, die zur Zuchtzulassung anstanden. So dass das Durchschnittsalter aller Hunde unter 2 Jahren, und die DCM Befallsrate unter 10 % lag. Die Besitzer älterer Zuchthunde haben ihre Tiere offensichtlich nicht zur Untersuchung vorgestellt. Vielleicht auch ein Grund warum die Welpenzahlen in diesen zwei Jahren so niedrig waren. Da die DCM erst später im Leben auftritt, kann die zitierte Studie nicht repräsentativ sein. Darauf haben wir seinerzeit bei der Übermittlung der Ergebnisse an den DV e.V. auch ausdrücklich hingewiesen. Doch diese Studie war schon damals als Begründung für die Beendigung der Untersuchungspflicht von Dobermännern in Deutschland benutzt worden. Daher muss man die jetzigen Aussagen des DV e.V. abermals als irreführend abtun.

YD: Herr Wiblishauser wünscht sich weiters in seinem Artikel, konkrete Vorschläge zu einer Veränderung der gesundheitlichen Situation. Wie könnten diese Ihrer Meinung nach aussehen?

JGK: Die angeführten Argumente es würde nicht geforscht sind schlichtweg falsch. Durch das LUPA Projekt der E.U. wurde die Forschung nach der genetischen Ursache der DCM forciert. Es wurden einige hunderttausend Euro in dieses Projekt investiert. Die E.U. hat in diese genetischen Ursachen investiert, weil der Hund ebenso wie der Mensch, fast ausschließlich an der erblichen Form dieser Erkrankung leidet. Ziel war es die Ergebnisses des LUPA Projektes für die Diagnostik beim Menschen zu verwerten.

Wie der Dobermannverein weiß, haben auch wir vom CC damals parallel zu den Herzuntersuchungen kostenlos Blut für die genetische LUPA-Analyse genommen. Diese beispielsweise habe ich mehrfach persönlich und auf eigene Kosten zu den Genetikern nach Schweden gebracht. Mittlerweile sind auch schon erste Ergebnisse hinsichtlich der Ursache in unseren Deutschen Proben gefunden worden. Auch die Gruppe um Dr. Wess in München hat hier Pionierarbeit geleistet. Viele Hunde wurden in München kostenlos untersucht. Die Kardiologen pauschal nur als geldverdienenden Part an der DCM zu titulieren ist nicht fair und überschreitet Grenzen. Im Übrigen verschenken Züchter ihre Welpen ja nicht.

Um ein Programm für die Erfassung und Beseitigung der DCM zu entwickeln bedarf es der Anstrengung und dem Willen von Verein, Züchtern, Kardiologen und Genetikern. Letztere sind für die Beratung besonders wichtig. Eine wissenschaftliche Begleitung des Projektes und Beteiligung des VDH e.V. über den wissenschaftlichen Beirat wäre wünschenswert. Erst wenn das der Fall ist, wonach es in den letzten Jahren nicht aussah, kann man über konkrete Schritte sprechen.

YD: Am 15. und 16. Juni fand die diesjährige Jahreshauptversammlung des DV statt – wurden Sie als Experte zur gemeinsamen Erarbeitung der verlangten Vorschläge dazu eingeladen?

JGK: Leider haben wir von diesen Plänen und den Aussagen des DV e.V. nur über engagierte Liebhaber des Dobermanns erfahren. Diese haben das CC e.V. und die Forschungsgruppe von Dr. Wess kontaktiert, um eine Stellungnahme zu erhalten. Zum DV hatte ich persönlich seit Absetzung der Pflichtuntersuchung keinen Kontakt gehabt.

Ich muss aber feststellen, dass es nicht nur die verunglimpften Dobermannliebhaber sind, die sich um die Rasse wirklich Sorgen machen, es gibt auch Züchter im DV, die die DCM schon seit Jahren ernst nehmen. Aber ohne ein konzertiertes von allen unterstütztes Programm werden sie für die Gesundung der Rasse nichts erreichen.

YD: Wie sehen Sie die Zukunft des Dobermanns?

JGK: Im Moment düster.

Schilderungen betroffener Hundehalter sowie ein weiteres Interview mit der Dobermannzüchterin Ursula Staudigl (Kennel „vom bayrischen Löwen“) lesen Sie in der Ausgabe 04/2013 .

In Ausgabe 05/2013 bringt YOUR DOG alle Fakten zur Erkrankung DCM sowie die Expertenmeinung zu diesem Rassezucht Skandal von Christoph Jung.

Weitere Informationen

Petition zur Wiedereinführung der Pflichtuntersuchung – jede Stimme zählt!!

Petition zur Wiedereinführung

 

Informationsseite der LMU München (Tierkardiologische Leitung: Dr. Gerhard Wess)
http://www.tierkardiologie.lmu.de/besitzer/dcm.html

 

Homepage der Tierklinik Kaiserberg in Duisburg (Dr. Jan Gerd Kresken)
http://www.tierklinik-kaiserberg.de

 

Kardiologen in Österreich (CC-Kreis* Mitglieder)

 

Wien

Dr. Mato Markovic
Telefon: 0664/60257 6863

Departement IV, Klinik für Kleintiere
Abteilung für Interne Medizin
Vetmeduni Vienna
Veterinärplatz 1
1210 Wien
Sattledt

Dr. Peter Modler
Tierklinik Sattledt
Veterinärstraße 2
4642 Sattledt

www.vetclinic.at

office.sattledt@vetclinic.at

Telefon: 07244/89 24

Zirl

Mobile Überweisungspraxis für Veterinärkardiologie und Sonographie
Mühlgasse 2
6170 Zirl
Telefon: 0699/190 16 360

info@markovic-vetkardiologie.at

www.markovic-vetkardiologie.at

* CC-Kreis: Collegium Cardiologicum e.V. ist die Tierärztliche Gesellschaft für Diagnostik erblicher Herzerkrankungen.
www.collegium-cardiologicum.de

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