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Aggression bei Hunden: Ursachen &Training

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Aggression bei Hunden kann für Besitzer, Familie und Umgebung beunruhigend und gefährlich sein. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Aggression selten ohne Grund auftritt. Dieses Verhalten kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und erfordert angemessene Trainingsmaßnahmen, um es effektiv zu adressieren.

Martina, eine lebensfrohe Frau Mitte dreißig, hatte sich immer einen Hund gewünscht. Als sie von Luna, einer misshandelten Hündin aus dem Tierheim, erfuhr, wollte sie ihr ein neues Zuhause bieten. Luna, ein mittelgroßer Mischlingshund mit glänzendem schwarzen Fell und ängstlichen Augen, hatte eine traurige Vorgeschichte. Sie wurde als Welpe von einem gewalttätigen Besitzer misshandelt, was tiefe emotionale Narben hinterließ.
In den ersten Wochen nach ihrer Adoption merkte Martina, dass Lunas Angst nicht nur vor lauten Geräuschen oder schnellen Bewegungen bestand, sondern dass sie auch in bestimmten Situationen aggressiv reagierte. Einmal schnappte Luna nach Martinas Neffen, als er versuchte, ihr ein Spielzeug zu geben. Ein anderes Mal knurrte sie einen anderen Hund im Park an, obwohl dieser nur neugierig war und schnüffeln wollte.

Martina war verzweifelt. Sie hatte das Gefühl, sie hätte sich zu viel vorgenommen und befürchtete, Luna könne jemanden verletzen. Doch anstatt aufzugeben, suchte sie Hilfe bei einem Tierverhaltenstherapeuten. Dort lernte Martina, dass Lunas Aggression in Wirklichkeit eine Angstaggression war. Luna fühlte sich in vielen Alltagssituationen bedroht und ihre Reaktion war, anzugreifen, bevor sie angegriffen wurde. Der Therapeut erklärte, dass dies ein Überlebensmechanismus aus ihrer traumatischen Vergangenheit war.

Mit der Hilfe des Therapeuten begann Martina, Luna systematisch zu desensibilisieren. Sie schuf sichere Umgebungen, in denen Luna positive Erfahrungen mit Menschen und anderen Hunden machen konnte. Sie nutzte positive Verstärkung, indem sie Luna für ruhiges und nicht-aggressives Verhalten belohnte. Es war ein langsamer Prozess, aber nach einigen Monaten begann Luna, Vertrauen in ihre Umwelt und die Menschen um sie herum zu fassen.

Es gab natürlich Rückschläge. Einmal, während eines Sommergewitters, versteckte sich Luna unter dem Bett und wollte den ganzen Tag nicht herauskommen. Doch Martina gab nicht auf. Sie blieb geduldig und konsequent in ihrer Vorgehensweise und mit der Zeit wurden die guten Tage häufiger als die schlechten.Nach zwei Jahren des intensiven Trainings und der Therapie, erzählt Martina heute stolz, dass Luna sich zu einem ausgeglichenen Hund entwickelt hat. Sie ist immer noch vorsichtig bei neuen Situationen, aber ihre Angstaggression ist weitgehend unter Kontrolle. Martina betont, wie wichtig es ist, Hunden wie Luna eine Chance zu geben und sich die notwendige Hilfe zu holen. Ihr gemeinsamer Weg war nicht einfach, aber die tiefe Bindung, die sie jetzt teilen, ist jeden Moment wert.

Die Rolle der Epigenetik

Die Epigenetik, ein Forschungsgebiet, das sich mit Veränderungen in der Genfunktion beschäftigt, die nicht auf Änderungen der DNA-Sequenz zurückzuführen sind, wirft ein neues Licht auf das Verständnis des Aggressionsverhaltens bei Hunden. Längst ist klar, dass nicht nur die reine genetische Ausstattung eines Organismus dessen Eigenschaften und Verhaltensweisen prägt. Vielmehr hat sich herausgestellt, dass Umweltfaktoren, Lebenserfahrungen und sogar die Erziehungsmethoden, die ein Hund erfährt, die Aktivität bestimmter Gene beeinflussen können. Das Prinzip der Epigenetik erlaubt es, zu verstehen, warum selbst genetisch identische Individuen wie Klone oder eineiige Zwillinge unterschiedliche Verhaltensweisen zeigen können. Epigenetische Marker, die an die DNA angeheftet sind, wirken wie Schalter, die Gene an- oder ausschalten oder ihre Aktivität modulieren. Diese Marker können durch verschiedene externe Einflüsse verändert werden, etwa durch Stress, Ernährung oder soziale Interaktionen.

(c) iStockPhoto.com | Schon Welpen lernen im Umgang mit ihrer natürlichen Aggression kontrolliert umzugehen.

Bezogen auf die Aggression bei Hunden ergeben sich aus dieser Perspektive zahlreiche spannende Ansatzpunkte. Nehmen wir zum Beispiel einen Welpen, der in den ersten Lebenswochen schweren Stress erlebt, etwa durch Vernachlässigung oder Missbrauch. Dieses Stresslevel kann zu epigenetischen Veränderungen führen, die Gene, die mit Stressreaktionen oder Aggressionsverhalten in Verbindung stehen, aktivieren oder deaktivieren. Die Folge: Der Hund entwickelt eine erhöhte Neigung zu aggressivem Verhalten, obwohl seine genetische Ausstattung vielleicht etwas anderes suggeriert hätte.

Die Flexibilität des epigenetischen Systems ermöglicht aber auch, dass Verhaltensänderungen nicht zwangsläufig permanent sind. Wenn ein Hund, der in jungen Jahren aggressives Verhalten gezeigt hat, später in eine stabilere, liebevollere Umgebung kommt, können erneute epigenetische Veränderungen dazu beitragen, die Aggressionsneigung zu reduzieren. Ebenso könnten gezielte Trainingsmethoden, die auf positiver Verstärkung basieren, nicht nur das erlernte Verhalten des Hundes verändern, sondern auch dessen epigenetische Markierungsmuster.

Natürlich sind die Mechanismen, durch die epigenetische Veränderungen Verhaltensweisen beeinflussen, noch nicht vollständig verstanden und Gegenstand aktueller Forschung. Besonders interessant ist die Frage, inwiefern epigenetische Veränderungen zwischen Generationen weitergegeben werden können. Frühe Studien deuten darauf hin, dass dies möglich ist, was bedeuten würde, dass die Lebenserfahrungen eines Hundes potenziell auch Auswirkungen auf das Verhalten seiner Nachkommen haben könnten. Die Epigenetik erweitert also das Verständnis für die Entstehung von Aggressionsverhalten bei Hunden erheblich. Sie zeigt, dass neben der genetischen Ausstattung eine Fülle weiterer Faktoren berücksichtigt werden muss, wenn man verstehen will, warum ein Hund sich in einer bestimmten Weise verhält. Dies hat nicht nur Implikationen für die Verhaltensforschung, sondern bietet auch neue Ansatzpunkte für die Verhaltenstherapie bei Hunden mit Aggressionsproblemen.

Der Einfluss der Sozialisierung auf die Aggression bei Hunden

Die Sozialisierung eines Welpen ist ein entscheidender Prozess, der tiefgreifende Auswirkungen auf das zukünftige Verhalten des Hundes hat, insbesondere im Hinblick auf die Aggression bei Hunden. Während die Genetik und die Epigenetik als bestimmende Faktoren anerkannt sind, hat auch die Sozialisierung in den ersten Lebenswochen und -monaten des Tieres eine prägende Wirkung. Sie formt das Verhalten des Hundes in einer Weise, die später nur noch schwer zu modifizieren ist. Sozialisierung bezeichnet im Kontext der Verhaltensentwicklung die Einführung des Welpen in die vielfältigen Aspekte seiner Umwelt. Dies umfasst Interaktionen mit anderen Tieren, Menschen verschiedener Altersgruppen sowie unterschiedliche Reize wie Geräusche, Gerüche und Texturen. Durch positive Erfahrungen mit diesen Elementen lernt der Welpe, seine Umwelt als weitgehend sicher und berechenbar einzuschätzen. Dies fördert die Entwicklung eines stabilen, ausgeglichenen Verhaltens und minimiert die Wahrscheinlichkeit von Angst- und Aggressionsreaktionen im späteren Leben.

Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 03/2023 .