Wir können mit ruhigem Gewissen behaupten, dass wir Hundetrainer aus Leidenschaft sind. Wir freuen uns mit unseren Kunden über erwünschte Verhaltensveränderungen ihrer vierbeinigen Lieblinge und schmunzeln über die liebevollen kleinen Macken von Mensch und Hund. Wie bei Kindern, ist bei Hunden die angeborene Unbeschwertheit etwas wirklich Schönes. Sie entscheiden spontan, wickeln uns dadurch um den Finger und bringen uns durch allen möglichen Schabernack zum Lachen und gleichzeitig kann diese Unbeschwertheit, wenn diese nicht in kontrollierte Bahnen gelenkt wird, zu einer Gefahr für Mensch und Hund werden. Gerade im Junghundealter – wo ja im Kopf geradezu Baustelle herrscht – fällt die Kontrolle der Emotionen unseren pubertierenden Junghunden besonders schwer.
„Eine geübte Impulskontrolle ermöglicht es, bei Ablenkung durch Verkehr, Artgenossen oder andere Tiere gelassen zu bleiben.“
Die Dauer des Gehirnumbaus hängt in der Regel von der Größe des Hundes ab und kann insbesondere bei großen Rassen bis zu 3 Jahre in Anspruch nehmen. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, den blinden Aktionismus unserer Hunde gerade in dieser Zeit zu bremsen und den Hund auch in für ihn schwierigen Situationen steuerbarer zu machen.
Impulskontrolle & Selbstbeherrschung – wichtige Skills für einen gelassenen Alltag
Hierbei geht es nicht nur um eine Verbesserung der Leinenführigkeit, sondern auch um die Möglichkeit bei Ablenkung wie z.B. Hundebegegnungen ruhig und gelassen zu bleiben. Für viele Mensch-Hund-Teams stellt das entspannte Vorbeigehen an anderen bereits eine große Herausforderung dar. Erschwert wird diese Situation auch noch durch die Tatsache, dass es sich leider immer noch nicht zu allen HundehalterInnen durchgesprochen hat, dass Leinenkontakt ein No-Go ist, auch wenn der eigene Hund tausendmal „Nix tut“! Euer Hund soll außerdem lernen, dass es keinen Hundekontakt gibt, wenn dieser angeleint ist. Auch nicht, wenn gezetert, gepöbelt oder hingezogen wird und dies sollte auch mit Konsequenz eingehalten werden.
Schrittweiser Trainingsaufbau für nachhaltigen Lernerfolg
Wie bei jeder Übung macht es natürlich Sinn, ohne Ablenkung – in diesem Fall – also, ohne zweiten Hund zu starten. Wenn ihr mit eurem Hund geht, baut ihr ein sogenanntes Marker- oder Signalwort auf, z.B. „schau“. Nimmt euer Hund dann Blickkontakt auf, könnt ihr ihn mit einem Leckerli belohnen, gerne aber auch mit einem ruhigen „brav“ oder „super“. Das Wort selber ist nicht entscheidend, sondern vielmehr euer Timing und die Wahl der Belohnung. Funktioniert diese Übung ohne Ablenkung, können nun andere Hundehalter dazukommen und die Übung gemeinsam gefestigt werden. Entscheidend ist auch, dass diese Übung (übrigens jede andere Übung auch) an verschiedenen Örtlichkeiten und mit unterschiedlichen Hunden geübt wird, denn Hunde lernen ortsgebunden und situativ. Nur weil es auf dem Hundeplatz funktioniert, muss es auf der üblichen Gassirunde noch lange nicht gehen.
Training in Alltagssituationen
Generell ist die Orientierung am Menschen und die Aufnahme des Blickkontaktes bei der Impulskontrolle ein wichtiges Thema, genauso wie das Erlernen von geduldigem Warten. Damit meine ich keinesfalls das Anbinden von Hunden vor Geschäften, wie man es auch neuerdings in einer Supermarktbewerbung sehen kann. Vor dieser Handhabung möchte ich ausdrücklich warnen, denn immer wieder werden wartende angebundene Hunde gestohlen!! Geduldiges Warten kann ich ganz einfach und relativ stressfrei auch zu Hause in den eigenen vier Wänden bei vielen Situationen üben und ohne großen Aufwand in meinen Alltag miteinbinden.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 01/2020 .