Der Golden Retriever ist einer der wenigen Jagdhunde, der nicht unbedingt den jagdlichen Einsatz braucht, um glücklich zu sein. Allerdings muss man auch dem reinen Familienhund eine Aufgabe geben, die ihn körperlich und geistig fordert. Erst dann kann er sein tolles Wesen voll und ganz entfalten.
Als Retriever galten in Großbritannien Hunde, die geschossenes Wild, vor allem Flugwild,
aufsuchen und apportieren mussten. Zunächst war diese Aufgabe an keine bestimmte Rasse gebunden, einzige Voraussetzungen waren Vorliebe für und Ausdauer im Wasser, Freude am Apportieren und ein Fell mit dichter Unterwolle.
Bemühungen um spezialisierte Jagdgebrauchshunde
Als die Engländer im 19. Jahrhundert eine eigene Retriever-Rasse züchten wollten, fiel ihr Blick auf Hunde aus Neufundland und Labrador, die mit dem Kabeljauhandel auf die britischen Inseln kamen. Von diesen Hunden, die als gemeinsame Vorfahren aller Retriever-Rassen gelten, war bereits bekannt, dass sie durch das in Neufundland und Labrador vorherrschende Klima und deren jagdlichen Einsatz dort, schon die gewünschten Grundvoraussetzungen für eine spezialisierte Rassezucht mitbrachten. Durch verschiedene Kreuzungen kristallisierten sich dann allmählich unterschiedliche Retriever-Typen heraus.
Als Urvater aller Golden Retriever gilt der Rüde „Nous“. Ihn verpaarte Lord Tweedmouth 1868 mit „Belle“, einem Tweed Waterspaniel, der heute als ausgestorben gilt. Anschließend kreuzte man weitere Tweed Waterspaniel und Irish Setter ein. Außerdem griff man auf einen sandfarbenen Bloodhound zurück, um die Nasenleistung zu verbessern. Die ersten Golden-Züchter waren durchwegs Jäger. Sie schätzten besonders seine Nervenstärke, seine verlässliche Sucharbeit und seinen Eifer. Durch nichts ließ sich der passionierte Retriever ablenken. Zudem zeigte er eine große Bringfreude. Gerade im wasserreichen Schottland war er bei der Jagd auf Enten und anderes Niederwild bald nicht mehr wegzudenken. Bis heute wird er vor allem für die Arbeit nach dem Schuss und im Speziellen für das Apportieren von Federwild aus Gewässern eingesetzt.
Aufgrund des Haarkleides galt der langhaarige Vierbeiner zunächst noch als Unterart des Flat Coated Retrievers. Erst 1913 wurde er durch den Kennel Club als eigenständige Rasse unter dem Namen „Golden oder Yellow (Gelber) Retriever“ anerkannt.
Leistung vs. Aussehen beim Golden Retriever
Wie beim Labrador entwickelten sich auch beim Golden Retriever zwei unterschiedliche Zuchtlinien: Zum einen die so genannte „Standardzucht“, die ihren Schwerpunkt auf das äußere, möglichst imposant wirkende Erscheinungsbild legt, wie es auf Hundeausstellungen gefragt ist. Und zum anderen die leichter gebaute, wendigere und beweglichere „Leistungszucht“ oder „Field-Trial-Linie“, die ganz gezielt auf Arbeitsleistung, Arbeitswillen und Temperament, also primär für den jagdlichen Gebrauch gezüchtet wird. Die Größe ist bei beiden Linien in etwa gleich: Rüden erreichen eine Schulterhöhe von 56 – 61cm und Hündinnen werden 51 – 56 cm hoch. In Deutschland wird der erste Golden-Wurf 1962 in das Zuchtbuch des VDH eingetragen.
Vom Spezialisten zum Modehund
Der vielseitige Retriever ist längst zu einem Modehund geworden, der in manchen Kreisen als besonders chic gilt. Zwischenzeitlich stieg die Nachfrage so an, dass, auf der Suche nach dem schnellen Geld, viele verantwortungslose Massenzuchten entstanden, die rasch Probleme von Überzüchtungen mit sich brachten. Rassespezifisch können beispielsweise Hüftgelenksdysplasie (HD), Ellbogendysplasie (ED), Epilepsie und Augenerkrankungen vorkommen. Verantwortungsvolle Zuchtvereine steuern hier jedoch mit strengen Zuchtauflagen erfolgreich gegen. Daher ist es sehr wichtig, einen Goldie nur aus einer seriösen, kontrollierten FCI-Zucht zu erwerben, damit er sich nicht als kranke, wesensschwache Mogelpackung entpuppt.