Bevor wir uns überlegen, welche Alltagsregeln im Zusammenleben mit unseren Hunden Sinn machen, sollten wir uns zuerst fragen: Stellen wir diese Regeln eigentlich für unsere Hunde oder gar vielleicht für uns selbst auf? Denn bei der Hundeerziehung ist eines sonnenklar, wenn man nicht aufpasst, ist eines unbestritten:
„Zu viele Köche verderben den Brei“.
Unabhängig davon, ob wir uns für einen Welpen vom Züchter oder für einen Hund aus
dem Tierschutz entscheiden, es ist wichtig, dass sich alle im Haushalt lebenden oder betreuenden Zweibeiner über die Alltagsregeln einig sind und diese auch einhalten. Nichts ist für einen Hund verwirrender als dass Regeln immer wieder verändert und gebrochen werden. Hunde sind Gewohnheitstiere und es ist geradezu unfair, wenn der eine etwas erlaubt, was der andere verbietet. Dies verwirrt und verunsichert unsere Vierbeiner nur unnötig. Verschiedene Regeln vermitteln außerdem, im Sozialverbund herrscht Chaos bzw. Herrchen und Frauchen haben die Gruppe nicht im Griff.
Grenzen, Regeln und Struktur
Wie Kinder müssen auch Hunde lernen, Grenzen zu akzeptieren. Regeln und Struktur helfen dabei. Dies beginnt natürlich am idealsten im Welpenalter bzw. beim Einzug des Hundes. Gerade in dieser Zeit fällt es aber vielen Hundehaltern besonders schwer dauerhafte Regeln aufzustellen. Aussagen wie, „die Kleinen sind doch so süß bzw. der war doch vorher so arm“ hören wir nicht selten und natürlich verstehen wir auch, dass die Freude über das neue Familienmitglied groß ist. Da drückt der eine oder andere schon mal ein Auge zu, wenn der 9 Wochen alte Mini-Neufundländer sich ins Bett schummelt. Die Frage ist nur, ob man das immer noch niedlich findet, wenn in absehbarer Zeit ein ausgewachsener 90 kg Hund seinen Raum im Ehebett beansprucht.
Wir sollten immer vor Augen haben, dass ein Verhalten zu adaptieren, wesentlich schwieriger und langwieriger ist, als es von Anbeginn so aufzubauen, dass es nicht mehr verändern werden muss. Kann ich also gut dauerhaft damit leben, dass ein erwachsener Hund mit mir das Bett teilt, ist es nur mehr eine persönliche Frage der Hygiene, ob man seinen Hund im Bett haben will oder nicht.
Genau das gleiche gilt für das Liegen am Sofa. Möchte ich in Zukunft mit meinem Hund am Sofa „kontaktliegen“ bzw. kuscheln, dann kann ich das auch schon mit dem Welpen tun. Möchte ich das dauerhaft nicht, dann sollte der Hund bei keinem Familienmitglied dieses Privileg genießen. Hier muss man sich im Klaren sein, dass ein Hund nur schwer differenzieren kann und man tut ihm keinesfalls etwas Gutes, Ausnahmen zu machen – auch wenn dieser noch so „lieb schaut“.
Gute Erziehung von Beginn an, vermeidet unerwünschte Verhaltensweisen
Der Spruch „was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nicht mehr“ stimmt zwar in diesem Zusammenhang nicht, aber eine Verhaltensveränderung ist immer schwieriger. Sinnvoller wäre in diesem Fall von Beginn an fixe Liege- und Schlafstellen für den Neuankömmling einzurichten. Diese sollten sich in einem ruhigen Bereich der Räumlichkeiten befinden, sodass diese auch als Rückzugsmöglichkeit dienen können. Dafür bieten sich Räumlichkeiten an, wo sich die Familienmitglieder häufig aufhalten – also z.B. Wohnzimmer, Büro und auch Schlafzimmer. Sehr ungünstig wäre eine Liegestelle im Eingangsbereich, da Hunde sehr oft dort nicht zur Ruhe kommen und dies als Art „Pförtnerposten“ verstehen könnten.
Ob jemand die Wohnung oder das Haus betreten darf sollte im Normalfall in der Verantwortung der Menschen liegen. D.h. der Mensch „checkt“ zuerst die Besucher ab und wenn diese als gut befunden werden, darf auch unser Vierbeiner, Kontakt aufnehmen. Denkt bitte daran, dass unsere Hunde perfekte Beobachter sind und genau registrieren, wie wir agieren und ob wir Situationen im Griff haben. Damit der Hund nicht zuerst an die Besucher geht, kann man diesen z.B. auf die definierte Liegestelle schicken und erst freigeben, wenn dieser ruhig und entspannt auf der Stelle verweilt. Natürlich bedarf dies einiges an Training, ist aber bei konsequenter Umsetzung eine sehr wichtige und hilfreiche Maßnahme. Zumeist finden wir es noch putzig, wenn „Hänschen“ uns anspringt, bei „Hans“ aber nicht mehr.
Den ganzen Artikel findest du in Ausgabe 04/2019 .