Man kann es leider nicht verhindern: irgendwann ist unser geliebter Hund ein Senior. Es fällt einem lange nicht auf, doch dann bemerkt man es – die Schnauze und das Fell werden grau, das Tier schläft viel mehr als früher, die Bewegungen werden langsamer und Augen und Ohren sind auch nicht mehr so gut wie sie es mal waren. Eine bedarfsgerechte Ernährung für alte Hunde ist dann besonders wichtig.
Alte Tiere strahlen aber auch sehr oft eine innere Ruhe und Abgeklärtheit aus. Wir Menschen genießen die Senioren-Zeit unserer Tiere, denn die Beziehung zum Tier ist sehr innig und man versteht sich fast blind. Schließlich hat man schon so viel gemeinsame Zeit miteinander verbracht und ist über die Jahre richtig zusammengewachsen.
Es ist der Lauf der Dinge, dass auch unsere Hunde über die Jahre altern und sich im Zuge dieses Alterungsprozesses auch ihre Bedürfnisse verändern. Oft fragt man sich „Wann ist mein Hund denn alt?“. Die Antwort „Man ist immer nur so alt, wie man sich fühlt“ gilt im Großen und Ganzen auch für Hunde. Wann ein Hund die ersten Anzeichen der Alterung zeigt, ist primär von Rasse und Genetik abhängig, wobei kleinere Hunde eine längere Lebenserwartung haben, als die großen Vertreter. So kann eine Dogge bereits mit 5-6 Jahren erste Alterserscheinungen zeigen, während ein Dackel mit 12 Jahren noch jung und sportlich wirkt. Altern ist ein ganz natürlicher Prozess und da kann es mit der Zeit zu Veränderungen kommen, auf die man Rücksicht nehmen muss, um dem Senior das Leben zu erleichtern.
Neben Gelenksproblemen, Zahnproblemen, Müdigkeit gibt es auch Symptome, die die Ernährung für Hundesenioren beeinflussen können:
• Der Geruchssinn lässt nach
• Appetitmangel
• weniger Energieverbrauch
• weniger Durst/zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
Ältere Hunde müssen nicht unbedingt erkranken und können auch bis ins hohe Alter fit und munter sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Fütterung des Hundes. Man kann Alterserscheinungen durch eine optimale Fütterung zwar nicht aufhalten, aber zumindest verzögern oder positiv beeinflussen. Wenn ein Hunde-Senior jedoch erkrankt, so muss man dies natürlich auch bei der Fütterung berücksichtigen und diese an die individuellen Umstände und Befunde anpassen.
Warum sinkt der Energieverbrauch im Alter ab?
Im Zuge des Altersprozesses verändern sich oft die Ernährungsbedürfnisse des Hundes. Der Stoffwechsel verändert/verlangsamt sich und die Verdauung wird etwas träger. Alte Hunde bewegen sich nicht mehr so viel, sind weniger aktiv, wodurch dann auch der Energieverbrauch absinkt.
Manche Hunde fressen dann auch automatisch weniger, doch bei vielen Hunden stellt man auf einmal fest, dass sie doch zu dick geworden sind, da ihr Futter zu energie-/fettreich war für die reduzierte Aktivität. Übergewicht ist ein großes Problem bei vielen älteren Hunden und beeinträchtigt die ohnehin schwächelnden Muskeln und Gelenke. Dennoch sollte man nun nicht den Inhalt des Napfes einfach halbieren, denn dann halbiert man auch die enthaltenen Nährstoffe, die der Hund doch unbedingt braucht, denn er soll ja keine Mangelerscheinungen bekommen. Es braucht daher ein passendes Futter mit dem der Hund sein Gewicht halten bzw. abnehmen kann und das trotzdem die notwendigen Nährstoffe liefert.
Es gibt aber auch Hunde, die im Alter ohne ersichtlichen Grund immer dünner werden und Muskelmasse verlieren. In diesen Fällen muss man natürlich auf eine Reduktion der Kalorien verzichten und auch darauf achten, dass der Hund ausreichend Protein und Energie bekommt, um Muskelmasse aufzubauen, sowie physiotherapeutisch betreut wird. Hunde sind einfach Individuen und jeder hat seine eigenen Bedürfnisse. Aber man hat ja mittlerweile viele Möglichkeiten auch die Fütterung sehr individuell zu gestalten.
Die richtige Ernährung für Hundesenioren
Damit der alternde Hund trotzdem möglichst gesund und fit bleibt, kann man ihn auch über eine angepasste Fütterung bestmöglich unterstützen. Dazu muss das Futter einerseits dem individuellen Energieverbrauch als auch der Nährstoffversorgung Rechnung tragen, damit der Oldie gut versorgt ist. Über eine gezielte Gabe von Nahrungsergänzungen kann man zusätzlich gezielt auf die gesundheitlichen Baustellen des Hundes eingehen.
Da die Verdauung im Alter oft etwas träger wird, sollte das Futter leichter verdaulich und gut verträglich sein, um Magen und Darm zu entlasten und eine gute Verwertung des Futters zu gewährleisten. Die Zusammensetzung des Futters muss so gestaltet werden, dass der Nährstoffbedarf des Hundes trotz eventuell kleinerer Futtermenge gedeckt wird.
Auf folgende Dinge kann man bei der Ernährung für Hundesenioren achten:
• Fütterung von hochwertigem Protein in Form von Muskelfleisch zur Deckung des Protein – und Aminosäurebedarfs zur Erhaltung der Muskelmasse
• Fütterung von wenig/keinen schwer verdaulichen Komponenten wie Pansen oder Knochen um die Verdauung zu entlasten
• Kontrolle der Nährstoffdeckung des Futters – viele Futter sind heute nicht mehr bedarfsdeckend und haben z.T große Nährstofflücken. Daher Achtung beim Futterkauf!
• Beachtung des Fettgehalts und des Anteils an Kohlenhydraten zur Kontrolle des Energiegehaltes des Futters
• Fütterung von leicht verdaulichem Obst und Gemüse als Ballaststoffquellen
• genaue Berechnung der Futtermenge, denn diese kann zwischen verschiedenen Futtern stark variieren
• Reduktion von schwer verdaulichen Leckereien und Kauartikeln – diese enthalten viel Protein und auch Phosphor und können die Nieren belasten
• Einsatz von Nahrungsergänzungen je nach Bedürfnis des Hundes
Im Alter kann es auch notwendig werden, mehrmals täglich kleinere Portionen zu füttern, um die Verdauung nicht zu strapazieren. Zudem ist es auch oft hilfreich, das Futter zu erwärmen, da der Geruchssinn bei den Senioren oft nicht mehr so gut ist wie früher und die Akzeptanz des Futters so wieder erhöht werden kann. Viele ältere Hunde lieben Rituale und gleiche Tagesabläufe geben ihnen Sicherheit. Daher füttert man älterer Hunde oft zu denselben Zeiten, denn dann weiß er, wann es wieder was Feines gibt.
Da ältere Hunde dazu neigen, zu wenig zu trinken, sollte man immer darauf achten, dass der Hund trinkt und muss ihn gegebenenfalls auch immer wieder zum Trinken animieren. Dabei kann man sich ein bisschen helfen, indem man gut schmeckende Flüssigkeiten wie ungewürzte Fleischbrühe oder Milchprodukte wie Buttermilch mit dem Trinkwasser mischt.
Welche Nahrungsergänzungen kann man beim Senior gut nutzen?
Nahrungsergänzungen setzt man immer bewusst und gezielt bei bestimmten Gebrechen ein und sollte sich dementsprechend vorab gut darüber informieren. „Viel hilft nicht immer viel“ und auch wenn es mittlerweile eine schier unendliche Auswahl an Nahrungsergänzungen für Hunde gibt, sollte man immer mit Bedacht wählen, was dem eigenen Hund gut tut und ihn unterstützen könnte.
Unterstützung für die Gelenke
Gelenkprobleme sind leider ein häufiges Problem bei alternden Hunde. Um diesen gegenzusteuern, kann man mit folgenden Nahrungsergänzungen arbeiten:
Grünlippmuschel enthält neben Mineralstoffen, Spurenelementen, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien einen hohen Anteil an Glykosaminoglykanen. Dieses besitzt die Fähigkeit, Wasser im Knorpel von Gelenken und im Bindegewebe zu binden. Dadurch wird die Beweglichkeit von Gelenken und die stoßdämpfende Wirkung der Knorpel unterstützt.
Kollagen ist ein natürliches Protein und ein organischer Bestandteil von Knochen, Knorpelgewebe, Bänder Sehnen und Muskeln. Es ist dabei besonders wichtig für die Festigkeit und die Flexibilität.
Omega-3-Fettsäuren wie in hochwertigem Fischöl unterstützen einen starken Knochenaufbau und eine gute Konstitution.
Unterstützung für das Gehirn
Im Gehirn eines alternden Tieres finden langsam Abbauprozesse statt, bei denen die Nervenzellen mit der Zeit absterben. Dies betrifft vor allem die Bereiche im Gehirn, die für die Orientierung, Lernen, Gedächtnis und Bewusstsein zuständig sind.
Antioxidantien tragen zu einer Verminderung der Zellschäden bei. Hier sind vor allem Vitamin E, Selen und Zink zu nennen, die über die Fütterung oder Nahrungsergänzungen abgedeckt werden können.
Mittelkettige Fettsäuren (MCTs) finden sich z.B in nativem Kokosöl. Sie wirken als alternative Energiequelle für das alternde Gehirn und könnten so zum Erhalt der kognitiven Fähigkeiten des dementen Hundes beitragen.
Ginkgo wird seit Jahren im Humanbereich als Mittel gegen Demenz eingesetzt und findet auch bei Hunden immer mehr Beachtung. Entsprechende Produkte kann man mit dem Tierarzt besprechen.
Unterstützung für einen gesunden Darm
Der Darm wird bei alten Tieren oft ein bisschen träge und die Tiere neigen dann zu Verstopfung. Man muss daher die Verdauung unterstützen, damit alles gut in Schwung bleibt. Dies wirkt sich zudem positiv auf das Immunsystem aus, denn der Darm beheimatet einen Großteil des Immunsystems.
Ballaststoffe in der Fütterung nähren die gesunde Darmflora und unterstützen die Darmbewegung. Die löslichen Ballaststoffe wie z.B. Inulin oder Pektin dienen den guten Darmbakterien als „Futter“ und werden deshalb auch als Präbiotika bezeichnet.
Fermentiertes Gemüse, Milchkefir und Naturjoghurt enthalten natürliche Milchsäurebakterien und unterstützen damit als Probiotikum die Darmflora
Fazit
Ältere Tiere haben die wunderbare Fähigkeit, sich an den kleinen Dingen im Leben zu erfreuen. Sie genießen gutes Futter, ihr eigenes warmes Plätzchen, viel Ruhe und die Aufmerksamkeit ihrer Zweibeiner. Ihr ruhigeres Naturell sorgt meist für ein sehr entspanntes Zusammenleben und man möchte den Hund natürlich auch im Alter bestens versorgt wissen.
Eine angepasste Fütterung ist der einfachste Weg, auf die individuellen Bedürfnisse des eigenen Hundes einzugehen, denn diese können durchaus sehr unterschiedlich sein. Jeder Hund altert einfach ein bisschen anders – so wie wir Menschen auch. Mit einigen wenigen Dingen kann man das alternde Tier sehr gut unterstützen und ihm die kleinen Wehwehchen im Alter erträglicher machen.
Autorin
DI Vanessa Rössler
Abschluss Biochemie, Expert lab Scientist in der Krebsforschung bei Boehringer Ingelheim RCV. Zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen.
Tätigkeitsschwerpunkte:
– Ernährungsberatung mit Schwerpunkt BARF & artgerechtes Kochen
– Phytotherapie für Hunde
– Mykotherapie
– Darmgesundheit
– Autorin in verschiedenen Zeitschriften mit eigenem Blog